Musik und die Emotionen

Musik kann 13 Schlüsselemotionen hervorrufen

07.01.2020 Wissenschaftler der Universität von Kalifornien, Berkeley, haben mehr als 2.500 Menschen in den Vereinigten Staaten und China zu ihren emotionalen Reaktionen auf tausende Lieder / Musikstücke aus Genres wie Rock, Folk, Jazz, Klassik, Marschmusik, Experimental- und Heavy Metal befragt.

Das Ergebnis der in Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie? Das subjektive Erleben von Musik über die Kulturen hinweg lässt sich auf mindestens 13 übergreifende Emotionen abbilden: Heiterkeit, Freude, erotische Gefühlsregungen, ästhetische Empfindungen, Entspannung, Traurigkeit, Verträumtheit, Triumphgefühle, Angst, Nervosität, Verärgerung, Trotz und ‚Aufgepumptheit‘.

Alan S. Cowen und Kollegen übersetzten die Daten in eine interaktive Audiokarte. Mögliche Anwendungen für diese Forschungsergebnisse reichen von der Information psychologischer und psychiatrischer Therapien, die bestimmte Emotionen hervorrufen sollen, bis hin zur Unterstützung von Musik-Streaming-Diensten wie Spotify, die ihre Algorithmen so anpassen, dass sie die Hörwünsche ihrer Kunden befriedigen oder die Stimmung steuern.

Kulturelle Unterschiede bei den Auswirkungen auf die Stimmung


Bild: Gerd Altmann

Während sowohl US-amerikanische als auch chinesische Studienteilnehmer ähnliche Emotionen – wie z.B. Angst beim Hören des „Weißer Hai“-Film-Scores – identifizierten, unterschieden sie sich darin, ob sie sich durch diese Emotionen gut oder schlecht fühlten.

Menschen aus verschiedenen Kulturen können darin übereinstimmen, dass ein Song aggressiv ist, aber sie können sich darin unterscheiden, ob dieses Gefühl positiv oder negativ zu bewerten ist, sagte Cowen und bemerkte, dass positive und negative Werte, in der Psychologie als „Valenz“ (Wertigkeit) bekannt, kulturspezifischer sind.

Darüber hinaus waren sich die Studienteilnehmer kulturübergreifend meist über allgemeine emotionale Charakterisierungen von musikalischen Klängen wie z.B. wütend, freudig und nervend einig. Unterschiedliche Meinungen gab es jedoch auf der Ebene der „Arousel / Erregung“, die sich in der Studie auf den Grad der Gelassenheit oder der Stimulation durch ein Musikstück bezog.

Die Studie

Für die Studie durchsuchten 2.500 Personen in den Vereinigten Staaten und China Videos auf YouTube nach Musik, die eine Reihe von Emotionen auslösen. Daraus bauten die Forscher eine Sammlung von Audioclips auf, die sie für ihre Experimente verwendeten.

Anschließend bewerteten fast 2.000 Studienteilnehmer in den USA und China jeweils rund 40 Musikbeispiele anhand von 28 verschiedenen Emotionskategorien sowie einer Skala von Positivität und Negativität und nach dem Grad der Erregung.

13 Emotionskategorien

Mit Hilfe statistischer Analysen kamen die Forscher zu 13 Gesamterlebniskategorien, die kulturübergreifend waren und bestimmten Gefühlen wie „deprimierend“ oder „verträumt“ entsprachen.

Um die Genauigkeit dieser Ergebnisse in einem zweiten Experiment zu gewährleisten, bewerteten fast 1.000 Personen aus den USA und China über 300 zusätzliche westliche und traditionelle chinesische Musikbeispiele, die speziell darauf abzielten, Variationen in der Wertigkeit und Erregung hervorzurufen. Ihre Antworten bestätigten die 13 Kategorien.

Beispiele

Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ ließ die Menschen sich energiegeladener fühlen. The Clash’s „Rock the Casbah“ pumpte auf. Al Greens „Let’s Stay Together“ evozierte Sinnlichkeit und Israel Kamakawiwo’oles „Somewhere over the Rainbow“ rief Freude hervor.

Derweil wurde Heavy Metal weithin als provokativ empfunden und der Score aus der Duschszene des Films „Psycho“ löste, wie es der Komponist beabsichtigte, Angst aus.

Die Forscher räumen ein, dass einige dieser Assoziationen auf dem Kontext beruhen könnten, in dem die Studienteilnehmer ein bestimmtes Musikstück zuvor gehört hatten, etwa in einem Film oder einem YouTube-Video. Bei der traditionellen chinesischen Musik, mit der die Ergebnisse bestätigt wurden, war dies jedoch weniger wahrscheinlich.

Cowen und Keltner haben zuvor eine Studie durchgeführt, in der sie 27 Emotionen als Reaktion auf evokative YouTube-Videoclips identifiziert haben. Für Cowen, der aus einer Musikerfamilie stammt, schien die Untersuchung der emotionalen Wirkung von Musik der nächste logische Schritt zu sein.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: PNAS (2019). www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1910704117

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