EMDR und das Gehirn

EMDR und das Gehirn

News aus der Forschung, die sich mit den Auswirkungen von Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR, Desensibilisierung und Aufarbeitung durch Augenbewegungen) auf das Gehirn beschäftigen.

Augenbewegungen lindern traumatische Erinnerungen: Was dabei im Gehirn passiert

04.09.2018 Zwei im Fachblatt Journal of Neuroscience veröffentlichte Experimente am Menschen zeigen, dass eine weit verbreitete, aber umstrittene Psychotherapietechnik die angstbedingte Amygdala-Aktivität bei der Erinnerung an eine traumatische Erinnerung unterdrückt.

Rekodierung des emotionalen Inhalts

Obwohl es sich um eine gängige und evidenzbasierte Psychotherapie handelt, ist es unklar, ob die Augenbewegungen bei dieser Behandlung einen zusätzlichen Nutzen für Patienten bieten, die mit angstbedingten psychotraumatischen Störungen (wie z.B. Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)) zu kämpfen haben, die durch die traditionelle Expositionstherapie nicht ohne weiteres erreicht werden können.

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Bild: Eine der beiden Amygdalae

EMDR scheint das Potenzial zu haben, den emotionalen Inhalt der traumatischen Erinnerungen selbst zu rekodieren.

Deaktivierung der Amygdala

Bei der Untersuchung der neurobiologischen Mechanismen, die EMDR bei gesunden Männern und Frauen zugrundeliegen, fanden Lycia de Voogd vom Donders Institute for Brain der Radboud Universität und ihre Kollegen heraus, dass sowohl seitliche Augenbewegungen als auch eine Aufgabe für das Arbeitsgedächtnis die Amygdala – eine Gehirnregion, die für das Lernen von Angst entscheidend ist – unabhängig voneinander deaktiviert haben.

Konnektivitätsanalysen ergaben, dass diese Herunterregulation potenziell einen ventromedialen präfrontalen Weg beschreitet, der bekanntermaßen an der kognitiven Emotionsregulation beteiligt ist.

Unterstützung des Extinktionslernens

Wichtig ist, dass die Augenbewegungen nach der Reaktivierung der Erinnerungen beim Extinktionslernen die spontane Wiederherstellung der Angst 24 Stunden später verringerten, schreiben die Studienautoren.

Eine stärkere Amygdala-Deaktivierung prognostizierte zudem einen stärkeren Rückgang der anschließenden Angsterholung nach der Wiederherstellung.

Die Forscher zeigten in einem zweiten Experiment, dass diese Deaktivierung das Extinktionslernen fördert – eine kognitive Verhaltenstechnik, die den Zusammenhang zwischen einem Reiz und einer Angstreaktion reduziert.

Die verminderte Amygdala-Aktivität wird als eine Folge von weniger verfügbaren Ressourcen angesehen, da diese auf die Durchführung der Augenbewegungen ausgerichtet sind.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Neuroscience – DOI: 10.1523/JNEUROSCI.0703-18.2018

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