EMDR bei Posttraumatischer Belastungsstörung

Eye Movement Desensitization and Reprocessing hilft

13.10.2014 Ein gemeinsames Forschungsprojekt zweier Universitäten konnte zeigen, dass eine innovative Behandlung, bei der die Augenbewegung beeinflusst wird, die Symptome von posttraumatischer Belastungsstörung bei Traumapatienten zu mindern vermag.

Dr. Chris Lee von der Murdoch University und der Professor für klinische Psychologie Dr. Pim Cuijpers von der VU Universität Amsterdam haben einen Forschungspreis für ihre Arbeit von der Eye Movement Desensitization and Reprocessing International Association (EMDRIA) für ihre Arbeit erhalten.

Augenbewegung bei posttraumatischer Belastungsstörung
Bild: LoboStudioHamburg/Thomas Ulrich (pixabay)

EMDR

Eye Movement Desensitization and Reprocessing (deutsch: Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung durch Augenbewegungen) – abgekürzt EMDR wurde ursprünglich von Francine Shapiro für die Behandlung von psychotraumatisierten Patienten entwickelt.

Die Behandlung mit der Augenbewegungs-desensibilisierung erfordert, dass sich der Patient auf sein Trauma konzentriert, während der Therapeut dafür sorgt, dass sich die Augen rhythmisch bewegen. Lee und Dr. Cuijpers analysierten die Daten von 26 früheren Studien mit insgesamt 849 Teilnehmern zu dieser einzigartigen Form der Psychotherapie.

„Patienten, bei denen diese Augenbewegungstherapie eingesetzt wurde, zeigten größere Verbesserungen bezüglich der PTBS-Symptome als Personen, die ohne EMDR behandelt wurden“, sagte Lee.

„Und wir stellten in Laborstudien fest, dass das Erinnern an die traumatisierenden Erlebnisse – während die Augen rhythmisch bewegt wurden – Lebendigkeit/Lebhaftigkeit (des Erlebten), Angst und Distress reduzierte, die mit den traumatischen Erinnerungen verbunden waren.“

Ihre Forschungsstudie „A meta-analysis of the contribution of eye movement in processing emotional memories“ ist in der Zeitschrift Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry herausgegeben worden.

© PSYLEX.de – Quelle: Murdoch University / VU Universität Amsterdam / Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, Oktober 2014

EMDR bei PTBS: Nun in Deutschland als Behandlungsmethode anerkannt

20.10.2014 Der Gemeinsame Bundesausschuss (Unterausschuss Psychotherapie) hat nun beschlossen die Eye-Movement-Desensitization and Reprocessing (EMDR) als Behandlungsmethode in Deutschland zuzulassen (wir haben über eine Wirksamkeitsstudie letzte Woche hier berichtet).

Damit wird den gesetzlich Versicherten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung ermöglicht, diese innovative Behandlungsmethode im Rahmen eines umfassenden Therapiekonzepts (Tiefenpsychologische Psychotherapie, Psychoanalyse, Verhaltenstherapie) in Anspruch zu nehmen.

Der Vorsitzende des Psychotherapie-Unterausschusses Harald Deisler dazu: „Der Nutzen der EMDR bei der Behandlung von Erwachsenen mit PTBS erwies sich im Bewertungsverfahren des G-BA als wissenschaftlich belegt“.

Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das „oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland“ und bewertet Behandlungsformen, ob sie medizinisch notwendig, wirtschaftlich und für Kranke einen wissenschaftlich belegten Nutzen darstellen. Anschließend entscheidet das Bundesministerium für Gesundheit, ob etwas zu beanstanden ist. Normalerweise treten solche Beschlüsse auch in Kraft.

© PSYLEX.de – Quelle: G-BA, Oktober 2014

PTBS bei Kindern schnell und effektiv innerhalb von Stunden behandelbar

01.07.2017 Kinder und Jugendliche mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) können in nur wenigen Stunden mit EMDR oder kognitiv-behavioraler Schreibtherapie (CBWT – eine auf Verfahren der kognitiven Verhaltenstherapie basierender Schreibtherapie) erfolgreich behandelt werden.

Posttraumatischer Stress bei Heranwachsenden

PTBS ist eine psychiatrische Störung, die sich nach dem Erleben eines traumatischen Ereignisses wie einem Terroranschlag, einem Straßenverkehrsunfall, sexuellem oder körperlichem Missbrauch entwickeln kann.

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Bild: Sudhir Chechani (pixabay)

Bisherige Untersuchungen zeigen, dass PTBS bei Erwachsenen mit Eye Movement Desensibilization and Reprocessing (EMDR – dt.: Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen) oder trauma-fokussierter kognitiver Verhaltenstherapie / imaginärer Exposition effektiv behandelt werden kann. Bisher fehlten jedoch starke Belege für die Wirksamkeit von EMDR bei Kindern.

Für ihre Studie verglichen Studienautorin Carlijn de Roos vom Fachbereich Klinische Psychologie der Universität Amsterdam und Kollegen die Interventionsverfahren EMDR und kognitiv-behaviorale Schreibtherapie (WRITEjunior) bei Kindern und Jugendlichen in der Altersgruppe 8 bis 18 Jahren, die ein einzelnes Trauma erlebt hatten, wie Verkehrsunfall, Vergewaltigung, körperlichen Angriff oder traumatischen Verlust.

EMDR vs. Schreibtherapie

Beide Behandlungsformen konfrontieren das traumatische Gedächtnis ohne Vorbereitungssitzungen. Bei EMDR wird die traumatische Erinnerung aktiviert, während gleichzeitig das Arbeitsgedächtnis des Kindes mit einer externen Aufgabe beschäftigt wird (den Fingern des Therapeuten mit den Augen folgen).

In der Schreibtherapie schreibt das Kind zusammen mit dem Therapeuten auf einem Computer eine Geschichte über das Ereignis und die Konsequenzen, einschließlich aller schrecklichen Aspekte der Erinnerung. In der letzten Sitzung erzählt das Kind die Geschichte, was mit ihm oder ihr passiert ist, wichtigen nahestehenden Personen.

Insgesamt 103 Kinder und Jugendliche nahmen an der Studie teil.

Linderung der Symptome in weniger als vier Stunden

Im Durchschnitt reichten vier Sitzungen für eine erfolgreiche Behandlung aus. EMDR und Schreibtherapie waren gleichermaßen wirksam bei der Linderung der posttraumatischen Stressreaktionen, Angst, Depression und Verhaltensproblemen.

Beide erwiesen sich als schnell wirksam und daher kostengünstig, sagte De Roos. Die Psychologen nahmen buchstäblich eine Stoppuhr, um die Zeit der beiden Trauma-Behandlungen zu stoppen.

Diese zeigte, dass EMDR (2 Stunden und 20 Minuten im Durchschnitt) im Vergleich zur Schreibtherapie (3 Stunden und 47 Minuten im Durchschnitt) schneller wirkte. Das Wichtigste war natürlich, dass die Ergebnisse dauerhaft waren, wie bei einer Folgemessung ein Jahr später gezeigt wurde.

Schnelle adäquate Interventionen wichtig

Etwa 16% der Kinder, die einem Trauma ausgesetzt werden, entwickeln PTBS. Kinder, die nicht die richtige Behandlung bekommen, leiden unnötig und laufen Gefahr, weitere psychologische Probleme zu entwickeln und wieder traumatisiert zu werden, schreibt De Roos im Fachblatt Journal of Child Psychology and Psychiatry.

Die Herausforderung für Angehörige der Gesundheitsberufe ist es, die Symptome der PTBS so schnell wie möglich zu identifizieren und sofort eine Trauma-Behandlung anzubieten. Laut De Roos sollte das Screening auf PTBS im Bereich der Kinderbetreuung für alle Erkrankungen üblich werden.

Wenn PTBS festgestellt wird, kann eine kurze trauma-fokussierte Behandlung die Symptome signifikant verringern. Eine kurze Behandlung wird nicht nur die Leiden von Kind und Familie lindern, sondern auch zu enormen Gesundheitskosteneinsparungen führen, schreiben die Forscher.

Es ist wichtig, Follow-up-Forschungen zu den Auswirkungen von EMDR und Schreibtherapie bei Heranwachsenden mit PTBS-Symptomen durchzuführen, die mehrere traumatische Erfahrungen machen mussten, und bei Kindern, die zur Zeit des Traumas jünger als acht Jahre waren, fügte De Roos hinzu.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Amsterdam, Journal of Child Psychology and Psychiatry – DOI: 10.1111/jcpp.12768; Juni 2017

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