Körperliche Aktivität u. Gehirngesundheit

News / Forschung zur physischen Aktivität und der Gehirngesundheit.

Körperliche Aktivität verbunden mit größerer geistiger Flexibilität

25.08.2015 Physisch aktivere Menschen scheinen früheren Studien zufolge, größere Gehirnvolumen und mehr intakte weiße Substanz als ihre weniger aktiven Altersgenossen zu haben.

Eine aktuelle in der Zeitschrift PLOS ONE veröffentlichte Studie zeigt, dass ältere Erwachsene, die regelmäßig körperlich aktiv waren, eine flexiblere Gehirnaktivität im Ruhezustand haben und damit eine größere Gehirngesundheit zeigen.

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Bild: Vesa Minkkinen

Diese Variabilität ist mit einer besseren kognitiven Leistung verbunden, sagen die Forscher von der University of Illinois.

Die Wissenschaftler analysierten die Daten von 100 Erwachsenen im Alter zwischen 60 und 80 Jahren. Die Teilnehmer trugen eine Woche lang Beschleunigungsmessgeräte, um objektiv ihre körperliche Aktivität messen zu können.

Die Forscher um Studienleiterin Agnieszka Burzynska setzten auch funktionelle MRT ein, um das sich im Laufe der Tests veränderte Blutsauerstoffniveau im Gehirn und die Gehirnaktivität zu beobachten. Außerdem erfassten sie die mikroskopische Integrität der Fasern der weißen Substanz, die die Nervenimpulse weiterleiten und das Gehirn verschalten.

Gehirnaktivität

Die Wissenschaftler stellten fest, dass die spontane Gehirnaktivität mehr augenblickliche Schwankungen bei den aktiveren Erwachsenen zeigte, sagte Burzynska.

„In einer vorherigen Studie zeigten wir, dass Menschen mit einer höheren Variabilität in einigen dieser Regionen des Gehirns auch besser bei komplexen kognitiven Aufgaben abschnitten, insbesondere bei Intelligenz– und Gedächtnisaufgaben.“

Struktur der weißen Hirnsubstanz

Die Forscher stellten auch fest, dass ältere aktivere Erwachsene im Schnitt eine bessere Struktur der weißen Hirnsubstanz hatten als ihre weniger aktiven Altersgenossen.

Die Ergebnisse der Studie legen – im Kontext der vorherigen Studien betrachtet – nahe, dass fittere ältere Erwachsene flexibler – sowohl kognitiv als auch in Bezug auf die Hirnfunktionen – als ihre weniger fitten Peers sind, sagten die Forscher.

Rückschluss von Gesundheit des Gehirns auf körperliche Aktivität

Die neue Forschung betont noch eine andere Möglichkeit, die Gehirngesundheit beim Altern auszuwerten, sagte Burzynska.

„Wir wollten wissen, wie sich das Gehirn in Bezug auf den Körper verhält, und wie die körperliche Gesundheit die geistige und Gehirngesundheit beim Altern beeinflusst“, sagte sie.

Statt das Gehirn strukturell zu messen, haben die Forscher ein funktionelles Maß für die Gehirngesundheit genommen. Und sie haben festgestellt, dass das Verfolgen des Blutsauerstoffniveaus hilfreich für die Vorhersage der kognitiven Funktionalität und körperlichen Gesundheit im Alter ist.

Mit anderen Worten werden Ärzte eines Tages feststellen können, wie körperlich aktiv man ist, indem sie sich Abbildungen des Gehirns ansehen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: PLOS ONE, University of Illinois; August 2015

Keine langfristigen Auswirkungen von physischer Aktivität auf kognitive Fitness

26.08.2017 Eine im Fachblatt Journal of Alzheimer’s Disease veröffentlichte Studie verfolgte die körperliche Aktivität von 646 Erwachsenen über 30 Jahre und musste feststellen, dass Sport und physische Aktivität in der Mitte des Lebens nicht mit einer besseren Gehirngesundheit in späteren Jahren verbunden war. Damit widersprichen diese Befunde den Resulaten früherer Studien.

Keine langfristigen Erfolge

Die Forscher der Johns Hopkins Universität konnten jedoch feststellen, dass die Aktivität der Studienteilnehmer im höheren Alter mit einer höheren kognitiven Fitness zwei Jahre später verbunden war. Dies widerum unterstützt frühere Forschungsergebnisse, dass sportliche Betätigung dazu beitragen kann, die kognitiven Funktionen zumindest kurzfristig zu erhalten.

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Bild: skeeze

Die Forscher starteten die Studie wegen der anwachsenden Auffassung, dass körperliche Aktivität gegen Demenzerkrankungen wie Alzheimer helfen kann, aber viele der Belege für diese Auffassung basieren auf Querschnittsstudien, die die Reaktion von einer Gruppe von Teilnehmern mit anderen zu einem bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb einer sehr kurzen Zeit – in der Regel nur wenige Jahre – verglichen.

Solche Studien können aber nicht Ursache und Wirkung feststellen; dafür braucht man Längsschnittstudien – wie die aktuelle – die die gleiche Gruppe von Teilnehmern über eine lange Zeit betrachtet.

Kognitive Tests und Demenzerkrankungen

Das mittlere Alter der Studienteilnehmer war 46 Jahre im Jahr 1978 und 77 Jahre im Jahr 2008. Alle paar Jahre wurden sie zu Gesamtgesundheit, körperlicher Aktivität und körperlichen Beeinträchtigungen befragt. Außerdem nachmen die Teilnehmer an kognitiven Tests im Jahr 2008 teil und es wurden die medizinischen Aufzeichnungen für Demenzerkrankungen bis 2011 ausgewertet. Die Forscher identifizierten 28 Personen bzw. 4,5 Prozent der Kohorte, die an Alzheimer erkrankten.

Keine der Werte zur körperlichen Aktivität in der Mitte des Lebens war mit der kognitiven Fitness oder dem (verspäteten) Beginn einer Demenz im späteren Leben verbunden.

Auch Veränderungen hinsichtlich sportlicher Betätigungen über die Lebensdauer waren nicht mit der kognitiven Gesundheit verbunden.

Der Ansatz sei nachvollziehbar

Die Wissenschaftler um Alden L. Gross sagen, dass der Ansatz – körperliches Training könne bei der Prävention oder Begrenzung von Alzheimer hilfreich sein – nachvollziehbar sei, da physische Aktivität – zumindest in Mausmodellen – geringere Anhäufungen von B-Amyloid-Plaques gezeigt hat, von denen angenommen wird, dass sie eine Rolle bei Demenz – einschließlich Alzheimer – spielen.

Darüber hinaus verbessert körperliche Betätigung den Blutfluss zum Gehirn, was mit einer besseren kognitiven Leistung verbunden ist. Dies kann erklären, warum frühere Studien eine Verbindung zwischen Sport und Gehirngesundheit gefunden haben – zumindest kurzfristig.

Langfristig zeigen aber die neuen Befunde, dass erhöhte Aktivitäten des Körpers nicht mit einem Schutz vor degenerativen neurologischen Erkrankungen verbunden sind, oder auch nicht die kognitive Leistungsfähigkeit erhalten können. Weitere Forschungsarbeiten sollten jetzt folgen, um die Ergebnisse zu replizieren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Johns Hopkins Universität; Journal of Alzheimer’s Disease – DOI: 10.3233/JAD-170290; Aug. 2017

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