Cortisol und das Gehirn
Höherer Serum-Cortisolspiegel verknüpft mit Gedächtnisstörungen und geringerem Hirnvolumen
06.11.2018 Ein höherer Serum-Cortisolspiegel ist mit niedrigeren Hirnvolumina und Gedächtnisstörungen bei asymptomatischen jungen bis mittelalten Erwachsenen verbunden laut einer in Neurology veröffentlichten Studie.
Dr. Justin B. Echouffo-Tcheugui vom Brigham and Women’s Hospital in Boston und Kollegen untersuchten die Verbindung von frühmorgendlichem Serum-Cortisol mit der kognitiven Leistung und strukturellen Integrität des Gehirns bei jungen und mittelalten Menschen (Durchschnittsalter 48,5 Jahre) ohne Demenz.
Schlechteres Gedächtnis, schlechtere visuelle Wahrnehmung
Insgesamt 2.231 Teilnehmer wurden kognitiven Tests unterzogen, und bei 2.018 wurde mit Hilfe der Magnetresonanztomographie das Gehirn untersucht.
Die Forscher fanden heraus, dass höhere Serum-Cortisolwerte (höchster gegenüber dem mittleren Tertil) mit einem schlechteren Gedächtnis und einer schlechteren visuellen Wahrnehmung verbunden waren.
Geringere Gehirnvolumina
Außerdem konnten ein niedrigeres Gesamtvolumen des zerebralen Gehirns und niedrigere Volumina der grauen Substanz des okzipitalen und frontalen Lobus festgestellt werden.
Es gab einen Zusammenhang zwischen höheren Cortisolwerten und mehreren Bereichen mikrostruktureller Veränderungen (verminderte regionale fraktionierte Anisotropie), insbesondere im Splenium des Corpus callosum und der hinteren Corona radiata.
Geschlechtsspezische Varianz
Es gab eine Abweichung nach Geschlecht für die Verbindung von Cortisolspiegel mit dem gesamten zerebralen Gehirnvolumen (P für Interaktion = 0,048). Ein höherer Cortisolwert war bei Frauen umgekehrt mit dem zerebralen Hirnvolumen verbunden, bei Männern jedoch nicht.
Die Zusammenhänge zwischen Cortisolspiegel und kognitiven oder bildgebenden Merkmalen wurden durch den APOE4-Genotyp nicht beeinflusst.
Es ist wichtig, dass Menschen Wege finden, Stress abzubauen, wie z.B. genügend Schlaf zu bekommen, sich moderat zu bewegen, Entspannungstechniken in ihr tägliches Leben aufzunehmen oder ihren Arzt nach ihrem Cortisolwerten zu fragen und bei Bedarf ein Cortisol-reduzierendes Medikament einzunehmen, schlossen die Studienautoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Neurology – DOI: https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000006549