Phubbing News, Forschung

Phubbing (Psychologie)

Medienpsychologie

Definition

Der Begriff Phubbing ist ein für eine Marketingkampagne erfundenes englisches Kunstwort, zusammengesetzt aus phone (Telefon) und snubbing (brüskieren, vor den Kopf stoßen), das ein Verhalten beschreibt, bei dem der/die PartnerIn – durch die eigene dauernde Beschäftigung mit dem Mobiltelefon / Smartphone – herabgesetzt wird (s.a. Technoferenz).

‚Partnerphubbing‘: Der moderne Beziehungskiller

04.10.2015 Forscher der Baylor University bestätigen, dass Mobiltelefone (insbesondere Smartphones) Liebesbeziehungen beeinträchtigen bzw. schädigen und zu Depressivität führen können.

Für ihre Studie unternahmen die Forscher zwei separate Studien mit insgesamt 453 Erwachsenen in den USA, um die Auswirkungen von „Partnerphubbing“ (den Partner durch die Benutzung des Mobiltelefons zu brüskieren) festzustellen.

Sie entdeckten, dass die Folgen der Herabsetzung des Partners durch das Benutzen des Smartphones in der Gegenwart des Partners zu einer niedrigen Beziehungszufriedenheit führt, erklärte Studienautor James A. Roberts. Diese geringere Beziehungszufriedenheit wiederum führt zu einer geringeren Lebenszufriedenheit und letztlich zu einer höheren Depressivität.

Partner-Phubbing-Test

Über die erste Umfrage mit 308 Erwachsenen entwickelten die Forscher die „Partner-Phubbing-Skala“: ein 9-Item-Test mit häufigen Telefonverhaltensweisen, die die Befragten als brüskierendes Verhalten empfanden.

Z.B. enthielt sie Verhaltensweisen wie:

  • Mein Partner stellt das Mobiltelefon/Smartphone dahin, wo er/sie es sehen kann, wenn wir zusammen sind.
  • Mein Partner hält das Mobiltelefon in der Hand, wenn er/sie bei mir ist.
  • Mein Partner blickt auf das Smartphone, während er/sie mit mir redet.
  • Gibt es eine Pause in unserem Gespräch, überprüft mein Partner sein/ihr Mobiltelefon.

Partner-Phubbing in Liebesbeziehungen

Die zweite Umfrage mit 145 Erwachsenen maß Partner-Phubbing in Liebesbeziehungen. Dazu gaben die Befragten Auskunft über das Telefonverhalten ihres Partners anhand des in der 1. Studie entwickelten Tests, und die Forscher erfassten über weitere Fragebögen Mobiltelefonkonflikte, Beziehungszufriedenheit, Lebenszufriedenheit, Depressivität und interpersonellen Bindungsstil (z.B.: ein ängstlicher Bindungsstil beschreibt Menschen, die sich in ihrer Beziehung eher unsicher fühlen).

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass:

  • 46,3 Prozent der Befragten über ‚Phubbing-Verhalten‘ ihres Partners berichteten;
  • 22,6 Prozent sagten, Phubbing verursache Konflikte in der Beziehung;
  • 36,6 Prozent berichteten über Depressivität – zumindest zeitweise.
  • Insgesamt gaben nur 32 Prozent der Befragten an, dass sie mit ihrer Beziehung sehr zufrieden wären.

Viele Menschen nehmen an, dass kurzzeitige Ablenkungen durch das Smartphone – während man mit der Partnerin / dem Partner zusammen ist – keine große Sache sind, sagten die Forscher. Doch die Befunde zeigen etwas anderes:

Je öfter das Zusammensein durch die dem Mobiltelefon geschenkte Aufmerksamkeit gestört wird, desto geringer ist die Beziehungszufriedenheit. Dies drückt dann auch auf Wohlbefinden (Depressivität) und allgemeine Lebenszufriedenheit.

Roberts sagte, dass insbesondere Personen mit ängstlichen Bindungsstilen noch unsicherer wurden.

Angesichts des ständig wachsenden Gebrauchs von Smartphones – auch und gerade, um mit dem Beziehungspartner zu kommunizieren – hilft die Studie zu verstehen, wie Smartphones nicht nur die Zufriedenheit mit Liebesbeziehungen beeinflussen können, sondern auch das persönliche Wohlbefinden, sagte Roberts.

„Wenn Sie über die Ergebnisse nachdenken, sind die doch recht erstaunlich“, sagte er in der Zeitschrift Computers in Human Behavior. „Ein so verbreitetes und häufig eingesetztes Gerät wie das Mobiltelefon kann das Fundament unseres Glücks unterhöhlen – unsere Beziehung zu unserem Partner.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Baylor University, Computers in Human Behavior; Okt. 2015

‚Phubbing‘ kann die menschlichen Grundbedürfnisse beeinträchtigen

26.03.2018 „Phubbing“ – das Ignorieren von anderen Menschen, mit denen man sich in einem sozialen Umfeld befindet – kann negative Auswirkungen auf Beziehungen haben, indem es unser grundlegendes menschliches Bedürfnis nach Zugehörigkeit untergräbt.

Psychologen der Universität Kent untersuchten die Wirkung des Phubbing auf Individuen in einer sozialen persönlichen Situation.

Negative Auswirkungen auf die Psyche der Ignorierten

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Bild: Tomasz Mikolajczyk (pixabay)

Sie fanden heraus, dass vermehrtes ‚auf das Smartphone starren‘ die Psyche der ‚gephubbten‘ Person – also des ignorierten Menschen – deutlich und negativ beeinflusste.

Die Psychologen Varoth Chotpitayasunondh und Prof. Karen Douglas betrachteten das Phubbing als eine spezifische Form der sozialen Ausgrenzung, die die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse der Betroffenen beeinträchtigt:

Zugehörigkeitsgefühl, Selbstachtung, Bedeutung der eigenen Existenz empfinden und Kontrollgefühl.

An der Studie nahmen 153 Teilnehmer teil, die sich eine Animation von zwei Gesprächspartnern anschauen und sich mit einem von ihnen identifizieren sollten. Jeder Teilnehmer wurde einer von drei verschiedenen Situationen zugeordnet: keine Beschäftigung mit dem Mobiltelefon, teilweises oder ausgedehntes Phubbing.

Psychosoziale Auswirkungen

Die Ergebnisse zeigten, dass die Menschen bei zunehmendem Phubbing eine größere Bedrohung ihrer elementaren Bedürfnisse erlebten.

Sie empfanden auch die Kommunikationsqualität als schlechter und die Beziehung als weniger befriedigend. Die Ergebnisse zeigten auch, dass Phubbing insbesondere das Bedürfnis nach Zugehörigkeit beeinträchtigte, was die negativen Auswirkungen auf die zwischenmenschlichen Beziehungen insgesamt erklärt, schreiben die Psychologen.

Im Gegensatz zu anderen, besser untersuchten Formen der sozialen Ausgrenzung, kann Phubbing überall und jederzeit stattfinden, wenn jemand nach seinem Telefon greift und seinen Gesprächspartner ignoriert, betonen die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Kent; Journal of Applied Social Psychology – http://dx.doi.org/10.1111/jasp.12506

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