Das Glück und das emotionale Wohlbefinden

Das Glück erklären: Woher kommt das emotionale Wohlbefinden?

10.11.2018 Es wird allgemein angenommen, dass jeder Mensch die Quelle des Glücks in sich selbst und nirgendwo sonst findet. Um festzustellen, ob dies wahr ist, haben Psychologen der Higher School of Economics eine Umfrage bei 600 Personen durchgeführt.

Bernard Weiners Attributionstheorie


Bild: Karin Henseler

Die Forscher basierten ihre Arbeit auf Bernard Weiners kausaler Attributionstheorie. Diese hilft festzustellen, welchen Ursachen eine Person ihre Erfolge und Misserfolge zuschreibt.

Diese Theorie geht davon aus, dass die kausale Attribution mit drei verschiedenen Dimensionen klassifiziert werden kann: internal vs. external; stabil vs. vorübergehend; kontrollierbar vs. unkontrollierbar.

  1. Die erste bezeichnet den Ort der Kontrolle. Dieser kann extern sein, bei dem eine Person ihren emotionalen Zustand auf äußere Bedingungen zurückführt, oder intern, bei dem sich eine Person als Ursache für Erfolg oder Misserfolg sieht.
  2. Die zweite bezeichnet die Stabilität oder Instabilität der Ursache im Verlaufe der Zeit. Es gibt bestimmte Faktoren, die konstant sind – zum Beispiel Persönlichkeitsmerkmale wie Faulheit oder eine gute Arbeitsmoral. Es gibt auch Bedingungen, die im Laufe der Zeit instabil sind, wie Hilfe oder Übereifer beim Betroffenen selbst.
  3. Die dritte bezeichnet die Fähigkeit einer Person, eine Situation zu kontrollieren. Zum Beispiel liegt ein verspäteter Flug außerhalb der Kontrolle einer Person, während das Kochen von Lebensmitteln kontrollierbar ist.

Egoistischer Bias

Neben der Zuschreibung haben die Forscher auch das Phänomen der egoistischen Bias (Verzerrung zu Gunsten der eigenen Interessen) berücksichtigt, das die Voraussetzungen dafür schafft, dass Menschen ihre Erfolge auf sich selbst und ihr Versagen auf externe Faktoren zurückführen.

Wenn eine Person ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch hatte, führen sie dies auf ihre Professionalität und Arbeitsmoral zurück. Wenn das Interview nicht erfolgreich war, liegt es an dem schlechten Willen und der Unprofessionalität der Interviewer.

Die Autoren der Studie um Liudmila Titova vom Fachbereich Psychologie der Universität Missouri, Columbia führten drei Online-Umfragen bei verschiedenen Personengruppen durch. Dazu gehörten Studierende zwischen 18 und 22 Jahren, vor allem Frauen.

Glücksempfinden verbunden mit Kontrolle und Stabilität

Die erste Gruppe, die aus 281 Befragten bestand, musste sich an Momente ihres Lebens erinnern und beschreiben, in denen sie sich glücklich oder unglücklich fühlten.

Aus ihren Antworten ging hervor, dass sie ihre glücklicheren Momente mit dem Ort der Kontrolle erklärten, ebenso wie Faktoren, die im Laufe der Zeit stabil waren und weitgehend in der Kontrolle der Befragten lagen.

Das Gegenteil galt für unglückliche Momente. Die Teilnehmer der Umfrage sagten, dass diese durch externe Faktoren verursacht wurden, die außerhalb ihrer Kontrolle lagen.

Die 169 Individuen in der zweiten Gruppe sollten über glückliche oder unglückliche Gefühle sprechen, die durch ihre Beziehung zu jemandem verursacht wurden. Die Psychologen stellten fest, dass es an einem deutlich ausgeprägten inneren oder äußeren Kontrollpunkt mangelte.

Das Phänomen der egoistischen / eigennützigen psychischen Verzerrung wurde ebenfalls nicht beobachtet. Dies zeigt, dass die Befragten die Bedeutung der Beteiligung der anderen Person an der Beziehung erkennen.

Schlüssel zum Glück liegt in eigener Hand, aber nur wenn man glücklich ist

In der dritten Gruppe mit 142 Personen beurteilten die Psychologen zunächst das subjektive Wohlbefinden der Befragten und baten sie einige Tage später, zu erklären, worauf sie ihre Ergebnisse zurückführen.

Außerdem wurden die Probanden falsch informiert. Einigen wurde erzählt, dass ihr psychisches Wohlbefinden sehr hoch sei, während anderen gesagt wurde, dass es durchschnittlich oder niedrig sei.

Die Befragten, deren tatsächliches subjektives Wohlbefinden nicht dem angegebenen Niveau entsprach, erklärten, dass dies das Ergebnis externer Situationsfaktoren sei. Diejenigen, deren tatsächliches Niveau ihrem angegebenen Niveau entsprach, fanden dabei nichts Überraschendes. Sie führten ihre Ergebnisse auf interne Faktoren zurück, die sowohl zeitlich stabil waren als auch sich unter ihrer Kontrolle befanden.

Die Ergebnisse der im The Journal of Positive Psychology publizierten Studie zeigen, dass trotz des verbreiteten Glaubens, dass jeder Mensch den Schlüssel zum Glück in seinen eigenen Händen hält, die Mehrheit der Menschen dieser Idee nur zustimmt, wenn sie bereits glücklich sind.

Wenn jemand ein geringeres psychologisches Wohlbefinden aufweist, ist es wahrscheinlicher, dass er externe Faktoren verantwortlich macht, als die Verantwortung dafür selbst zu übernehmen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Journal of Positive Psychology – http://dx.doi.org/10.1080/17439760.2018.1519081

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