Konformität, Konformismus (Psychologie)
Sozialpsychologie
Konformität ist der Akt, seine Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen den Gruppennormen anzupassen.
Ja-Sager – Warum einige Menschen anderen immer zustimmen?
Die Wissenschaft des sozialen Konformismus
Bild: Petr Kratochvil
09.02.2016 Eine neue in der Zeitschrift Frontiers in Human Neuroscience veröffentlichte Studie zeigt anhand von Aufnahmen des Gehirns, dass einige Menschen psychischen Distress (negativen Stress) erleben, wenn sie mit der Aussicht konfrontiert werden, anderen zu widersprechen.
Ja-Sager
Einige werden deshalb zu ‚Ja-Sagern‘ und stimmen anderen bedingungslos zu, um sich diesen unangenehmen Gefühlen entziehen zu können.
Die Studie der Monash Universität erlaubt neue Einblicke in den sozialen Konformismus, und wie das Gehirn Meinungsverschiedenheiten behandelt.
Mit Hilfe funktioneller Magnetresonanztomographie untersuchten die Studienautoren Dr. Pascal Molenberghs, Dr. Juan Dominguez und Sreyneth Taing, welche Gehirnbereiche involviert sind, wenn Menschen nicht mit anderen übereinstimmen.
Involvierte Gehirnbereiche
Sie stellten fest, dass es bei Personen – die selten widersprechen – zu einer erhöhten Aktivierung im medialen präfrontalen Cortex und der vorderen Insula kommt, wenn sie nicht mit jemanden übereinstimmen.
Diese Bereiche waren in vorherigen Forschungsarbeiten bei der kognitiven Dissonanz – einem erhöhten Zustand mentalen Stresses – involviert.
Distress bei Uneinigkeit
Laut Domínguez zeigen die Befunde, warum es einigen Menschen schwer fällt, mit anderen nicht einer Meinung zu sein. „Menschen sind gerne einer Meinung mit anderen: Dies ist in sozialer Hinsicht normal und als Wahrheitsverzerrung bekannt; sie ist hilfreich beim Herstellen und Aufrechterhalten von sozialen Beziehungen.“
Die Leute sagen nicht gerne, dass andere nicht die Wahrheit sagen oder gar lügen, weil dies eine unangenehme Situation schafft, fügte er hinzu.
Wenn man also gerne mentalen Distress während der Diskussion mit dem Partner vermeiden möchte, stimmt man besser mit ihm überein, sagen die Forscher.
Unerwünschte Wirkungen
Andererseits kann eine geringe Neigung zum Widerspruch auch unerwünschte Wirkungen haben: Wenn z.B. sich zur Konformität gezwungene Personen damit potenziell gegen ihre eigenen Interessen stellen.
Die Autoren legen nahe, dass eine Abneigung zu widersprechen, tatsächliche Auswirkungen auf das eigene Leben haben kann: z.B. schlechtere Entscheidungen, Ängstlichkeit und zwischenmenschliche Probleme. Ein besseres Verständnis der Mechanismen im Gehirn bei Meinungsverschiedenheiten ist deshalb von großer Relevanz, um Menschen bei der Behauptung ihrer Unabhängigkeit zu helfen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Monash Universität, Frontiers in Human Neuroscience; Feb. 2016