Stressresilienz wirkt sich auf das psychische Wohlbefinden aus, wie Interaktionen zwischen Gehirn und Darm-Mikrobiom zeigen
24.06.2024 Eine neue Studie konnte zeigen, dass resiliente Menschen eine neuronale Aktivität in den Gehirnregionen aufweisen, die mit verbesserter Kognition und Emotionsregulation in Verbindung gebracht werden, und dass sie achtsamer sind und ihre Gefühle besser beschreiben können. Dieselbe Gruppe wies auch eine Aktivität des Darmmikrobioms auf, die mit einem gesunden Darm / Darmbarrieren in Verbindung gebracht wird und mit reduzierten Entzündungen.
Anstatt die Aktivität und Zusammensetzung des Mikrobioms im Zusammenhang mit Krankheiten wie Angst und Depression zu untersuchen, wollten die Forscher der University of California, Los Angeles, den „Spieß umdrehen“ und das Darmmikrobiom und das Gehirn gesunder, widerstandsfähiger Menschen untersuchen, die verschiedene Arten von Stress – einschließlich Diskriminierung und sozialer Isolation – effektiv bewältigen.
„Wenn wir herausfinden können, wie ein gesundes, widerstandsfähiges Gehirn und Mikrobiom aussehen, können wir gezielte Interventionen in diesen Bereichen entwickeln, um Stress zu reduzieren“, sagt Dr. Arpana Gupta, Hauptautorin und Co-Direktorin des UCLA Goodman-Luskin Microbiome Center. Dies ist vermutlich die erste Studie, die die Überschneidung von Resilienz, Gehirn und Darmmikrobiom untersuchte, sagte sie.
Gupta und ihr Team konzentrierten sich auf Methoden zur Stressbewältigung, da die Forschung gezeigt hat, dass unbehandelter Stress das Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfall, Fettleibigkeit und Diabetes erhöhen kann. Stress ist zwar ein unvermeidlicher Teil des Lebens, aber die Untersuchung des Umgangs mit Stress kann helfen, die Entstehung von Krankheiten zu verhindern.
Hohe vs geringere Resilienz
Für die in Nature Mental Health veröffentlichte Studie befragten die Forscher 116 Personen zu ihrer Resilienz – wie Vertrauen in die eigenen Instinkte und positive Akzeptanz von Veränderungen – und teilten sie in zwei Gruppen ein. Eine Gruppe wies hohe Werte auf der Resilienzskala auf, die andere Gruppe niedrige Werte. Die Teilnehmer unterzogen sich außerdem einer MRT-Untersuchung und gaben zwei oder drei Tage vor den Untersuchungen Stuhlproben ab.
Die Forscher fanden heraus, dass die Menschen in der Gruppe mit hoher Resilienz weniger ängstlich und depressiv waren, weniger zu Verurteilungen neigten und im Vergleich zu der Gruppe mit niedriger Resilienz eine Aktivität in Hirnregionen aufwiesen, die mit Emotionsregulation und besserer Kognition verbunden sind.
„Wenn ein Stressor auftritt, gehen wir oft zu dieser erregten Kampf- oder Fluchtreaktion über, und das beeinträchtigt die Ruhepausen in unserem Gehirn“, sagte Gupta. „Aber die hoch belastbaren Personen in der Studie konnten ihre Emotionen besser regulieren, neigten seltener zu Katastrophisierungen und behielten einen klaren Kopf“, fügte Studienautorin Desiree Delgadillo hinzu.
Mikrobiomaktivität und Darmbarriere
Die Gruppe mit hoher Resilienz hatte auch eine andere Mikrobiomaktivität als die Gruppe mit niedriger Resilienz. Das Mikrobiom der Gruppe mit hoher Resilienz schied nämlich Stoffwechselprodukte aus und wies eine Genaktivität auf, die mit geringen Entzündungen und einer starken und gesunden Darmbarriere in Verbindung gebracht wird. Eine schwache Darmbarriere, auch bekannt als „Leaky Gut“ (undichter Darm), wird laut den Autoren durch Entzündungen verursacht und beeinträchtigt die Fähigkeit der Darmbarriere, vom Körper benötigte essenzielle Nährstoffe zu absorbieren und gleichzeitig das Eindringen von Toxinen in den Darm zu verhindern.
Die Forscher waren überrascht, diese Mikrobiom-Signaturen in der Gruppe mit hoher Resilienz zu finden. „Resilienz ist wirklich ein Ganzkörperphänomen, das sich nicht nur auf das Gehirn, sondern auch auf das Mikrobiom und die von ihm produzierten Stoffwechselprodukte auswirkt“, so Gupta.
Die zukünftige Forschung des Teams wird untersuchen, ob eine Intervention zur Steigerung der Resilienz die Aktivität des Gehirns und des Darmmikrobioms verändert. „Wir könnten Behandlungen entwickeln, die sowohl auf das Gehirn als auch auf den Darm abzielen und vielleicht eines Tages so Krankheiten verhindern“, sagte Gupta.
© Psylex.de – Quellenangabe: Nature Mental Health (2024). DOI: 10.1038/s44220-024-00266-6