Schematherapie bei Depressionen

Wirksamkeit der Schematherapie im Vergleich zur kognitiven Verhaltenstherapie und zur unterstützenden Therapie bei Depressionen in stationären und tagesklinischen Einrichtungen

Schematherapie bei Depressionen

19.02.2024 Die umfangreiche OPTIMA-Studie hat den klinischen Nutzen der Schematherapie in einem stationären Umfeld bestätigt. Diese Therapie stellt somit eine vielversprechende Option zur Behandlung schwerer Depressionen dar laut Forschern des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie.

„Unsere Studie belegt zum ersten Mal, dass die Schematherapie auch bei stationär aufgenommenen schwer depressiven PatientInnen wirkt – bisher wurde sie immer nur in ambulanten Settings getestet“, sagt Studienleiter Johannes Kopf-Beck.

Patienten, die stationär behandelt werden, sind in der Regel schwerwiegender erkrankt als ambulante Patienten. Darüber hinaus leiden sie oft nicht nur an Depressionen, sondern auch an anderen psychischen Störungen. Bei solchen komplexen Krankheitsbildern sind die standardmäßigen psychotherapeutischen Behandlungen oft nicht ausreichend. Daher ist es von großer Bedeutung, wirksame alternative Behandlungsmethoden wie die Schematherapie zur Verfügung zu haben.

Schematherapie

Die Schematherapie wird zunehmend als psychotherapeutische Methode angewendet. Sie konzentriert sich auf frühkindliche Erfahrungen und Gefühle, die zu aktuellen Symptomen und psychischen Störungen führen. Bisher gab es umfassende Belege für die Wirksamkeit der Schematherapie bei Depressionen nur im ambulanten Bereich.

Forscher am Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI) haben dies nun auch für den stationären Bereich bestätigt und im Rahmen der OPTIMA-Studie die Wirkung der Schematherapie zur Behandlung schwerer Depressionen untersucht. Die Ergebnisse liefern den wissenschaftlichen Beleg für ihre häufige Anwendung: Die Schematherapie war der bisher nachweislich wirksamsten psychotherapeutischen Methode – der kognitiven Verhaltenstherapie – klinisch nicht unterlegen.

Mit nahezu 300 Teilnehmern ist diese Studie die erste und größte ihrer Art im stationären Umfeld. Ihre Einzigartigkeit zeigt sich auch in ihrem Umfang: Neben der Erfassung depressiver Symptome und weiterer Symptome wurden biologische Parameter wie Schlafmuster erfasst, körperliche Aktivität gemessen und Gehirnbilder erstellt. Darüber hinaus wurde den Patienten Blut entnommen, um unter anderem genetische Informationen analysieren zu können.

Schematherapie vs. kognitive Verhaltenstherapie vs. individuell supportive Therapie

Um die Wirksamkeit der Schematherapie zu überprüfen, verglichen die Forscher sie mit der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) und der individuell unterstützenden Therapie (IST). Die KVT ist die Standard-Psychotherapie bei Depression, während die IST eine weniger spezifische, unterstützende Therapie ist. Die KVT und die IST dienten in der Studie als Kontrollgruppen.

Die Teilnehmer wurden zufällig einer der drei Therapien zugewiesen. Nach sieben Wochen und sechs Monaten nach Abschluss der Behandlung erfassten Psychologen Symptome wie depressive Stimmung, Pessimismus oder Energieverlust mit Hilfe von Fragebögen. Dabei stellten die Forscher keinen klinisch relevanten Unterschied zwischen der Schematherapie-Gruppe und den beiden Kontrollgruppen fest. Die Schematherapie war also nach etwa zwei Monaten Behandlung schwerer Depressionen genauso wirksam wie die KVT und die IST.

Die in Psychotherapy and Psychosomatics veröffentlichten Ergebnisse zeigen: Bei allen Behandlungen war die Schematherapie der IST nicht überlegen. Sekundäre Ergebnisanalysen und Analysen der Teilnehmer zeigten ähnliche Ergebnisse. Allerdings zeigte Schematherapie im Vergleich zur kognitiven Verhaltenstherapie eine klinisch relevante Nichtunterlegenheit.

Die große Menge an Daten muss noch ausgewertet werden und birgt viel Potential, sagen die Wissenschaftler. „Durch die erhobenen Daten erhoffen wir uns zum Beispiel bestimmte Untergruppen von depressiven PatientInnen zu finden, für die die Schematherapie besonders gut geeignet ist“, sagt Samy Egli, leitender Psychologe am MPI.

Die Forscher schließen: Die Schematherapie stellt eine potenziell nützliche Ergänzung des therapeutischen Repertoires für die Behandlung von Depressionen dar, aber ihre Wirksamkeit, einschließlich der Langzeitwirkung, sollte weiter untersucht werden.

© Psylex.de – Quellenangabe: Max-Planck-Institut für Psychiatrie; Psychother Psychosom 1–12, https://doi.org/10.1159/000535492

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