Panikstörung

F40.01 Panikstörung mit Agoraphobie, oder
F41.0 Panikstörung [episodisch paroxysmale Angst]

Symptome / Symptomatik / Diagnose

Nach dem ICD-10 ist das wesentliche Kennzeichen: „wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik), die sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und deshalb auch nicht vorhersehbar sind“.

Zu den wesentlichen Symptomen der Panikstörung gehören: plötzlich auftretendes Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle, Schwindel und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation oder Derealisation). „Oft entsteht sekundär auch die Furcht zu sterben, vor Kontrollverlust oder die Angst, wahnsinnig zu werden.“

Litt der Betroffene bei Beginn der Panikattacken an einer depressiven Störung, sollte „Panikstörung“ nicht als Haupt-Diagnose benutzt werden. „Unter diesen Umständen sind die Panikattacken“ / Panikanfälle „wahrscheinlich sekundäre Folge der Depression.“

Zuordnung

Die Panikstörung (PS) gehört zur Gruppe der Angststörungen. Kennzeichnend für sie ist das wiederholte Auftreten von Panikattacken / Panikanfällen. Diese schweren, oft unerwartet, wiederkehrenden Angstzustände sind nicht auf bestimmte Situationen oder Bedingungen beschränkt. Die PS ist von Phobien zu unterscheiden. Oftmals tritt sie zusammen mit der Agoraphobie auf, und bildet dann das Störungsbild: Panikstörung mit Agoraphobie.

Panikstörung verbunden mit Angst vor hellem Tageslicht

20.10.2014 Photophobie (die Angst vor hellem Tageslicht; Lichtphobie), also eine extreme Lichtscheu tritt oftmals bei Panikstörungen auf, laut einer auf dem ECNP Kongress in Berlin präsentierten Studie.

Eine Forschergruppe der Università degli Studi di Siena (Italien) verglich 24 Patienten mit Panikstörung (auch Paniksyndrom genannt) mit 33 gesunden Kontrollteilnehmern. Mit Hilfe eines standardisierten Lichtempfindlichkeitstests (Photosensitivity Assessment Questionnaire – PAQ) stellten sie fest, dass gesunde Teilnehmer eine leicht (nicht statistisch bedeutsame) Vorliebe für helles Licht hatten.

Im Gegensatz dazu, zeigten die Patienten mit Panikstörung ein mittleres bis hohes Abneigungsniveau gegenüber hellem Licht.

Laut der leitenden Forscherin Dr. Giulia Campinoti, gab es mehrere Hinweise darauf, dass Photophobie mit Panikstörung verbunden ist; zum Beispiel kann fluoreszierendes Licht Panikattacken auslösen. Es ist auch oft beobachtet worden, dass sich Menschen mit PS oft vor Licht schützen, zum Beispiel durch Tragen einer Sonnenbrille.

Angst vor Licht

Die Wissenschaftlerin sagte: „Wir glauben, dass die Lichtphobie ein Element ist, das das Risiko für Panikattacken erhöhen kann. Aber dies ist eine kleine Studie, die erst noch durch eine größere, längere bestätigt werden sollte. Dabei sollte auch herausgefunden werden, ob Lichtempfindlichkeit und Panikattacken langfristig verbunden bleiben. Wenn wir dies bestätigen können, dann können wir Maßnahmen ergreifen, um einige der Trigger für Panikattacken zu vermeiden.“

„Unsere Arbeit zeigt einen Zusammenhang, nicht Ursache und Wirkung. Wir wissen noch nicht genau, welcher Art die Beziehung ist, aber wahrscheinlich liegt eine biochemische Basis zugrunde“.

Für das ECNP kommentierte Professor Siegfried Kasper (Wien): „Dies ist eine sehr interessante Studie, die unseren vorherigen Befund bestätigt, dass Angstkomponenten innerhalb einer Depression nicht mit Lichttherapie behandelt werden können“.

© PSYLEX.de – Quelle: European College of Neuropsychopharmacology / Università degli Studi di Siena, Oktober 2014

Studie zeigt die wirksamste Therapie

Eine große Studie hat die Wirksamkeit verschiedener Therapieformen zur Behandlung von Panikstörung mit und ohne Agoraphobie untersucht.

Therapieformen

Zum Einsatz kamen die Behandlungsformen:

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Bild: Gerd Altmann

Psychiatrie-Professorin Dr. Barbara Milrod vom Weill Cornell Medical College in New York City sagte:
„Eine Panikstörung ist wirklich belastend – sie verursacht enorme Gesundheitskosten und Probleme im Alltag.
Wir führten die erste so große Panikstörungsstudie durch, um verschiedene Therapietypen zu vergleichen und zu sehen, ob eine den anderen vorzuziehen ist.“

Die Behandlung

Die randomisierte Studie mit etwa 200 Personen mit diagnostizierter Panikstörung mit und ohne Agoraphobie sah 12 Wochen Behandlung am Weill Cornell Medical College oder der University of Pennsylvania vor. Die 45-minütigen Therapiesitzungen fanden einmal pro Woche statt.

Die Resultate

Kognitive Verhaltenstherapie schnitt zusammengefasst unter den drei Formen am besten bei der Behandlung der Panikstörungen ab; die modifizierte psychodynamische Psychotherapie zeigte sich aber auch vielversprechend.

Auch bevorzugten die meisten teilnehmenden Personen eher die verbalen Psychotherapien als die Einnahme von Anxiolytika (angstlösende Medikamente).

Die meisten ‚Abbrecher‘ gab es beim angewandten Entspannungstraining (41%) im Vergleich zur KVT (25%) und PFPP (22%).

Professor Milrod sagte im Journal of Clinical Psychiatry:
„Wenn Patienten die Therapie nicht abbrechen und weitermachen, haben sie eine viel größere Chance, positive Resultate zu erzielen.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universitäten Cornell und Pennsylvania, Journal of Clinical Psychiatry; Juli 2015

Kurzbehandlung bei Hausarzt hilft bei Panik und Angst

07.06.2016 Laut einer Studie des Universitätsklinikums Jena kann eine bei Hausärzten durchgeführte Kurzbehandlung bei Panikstörung helfen.

In der sogenannten ‚Paradies-Studie‘ wurden in Kurzprogrammen (basierend auf einer von Prof. Dr. Jürgen Margraf und Kollegen entwickelten Verhaltenstherapie) 419 Patienten mit Angst- und Panikstörung von 73 Praxisteams behandelt.

Während 4 Sitzungen wurden die Patienten schrittweise vom jeweiligen Hausarzt „in die therapeutischen Expositionsübungen“ eingeführt. Anschließend erhielten die Patienten bei ihren Übungen Unterstützung von den Angestellten der Praxis über das Telefon. Hausärzte und medizinische Angestellte erhielten dazu eine besondere Ausbildung.

Die Befunde nach einem Jahr zeigten, dass die so behandelten Patienten weniger ängstlich (Effektstärke ES=0,37; moderater Effekt), weniger depressiv und zufriedener im Vergleich zu Kontrollteilnehmern waren, die auf ihre Behandlung warteten.

Studienautor Prof. Dr. Jochen Gensichen sagte: „Es liegt nun ein wissenschaftlich geprüftes, sicheres und wirkungsvolles Vorgehen für die Behandlung der Panik- und Angststörung in Hausarztpraxen vor.“

Laut einer begleitend durchgeführten Kosten-Nutzen-Analyse von Gesundheitsökonomen demonstrierte das Kurzprogramm ein „günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis“.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Jena; Juni 2016

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