- Definition
- Elektromagnetische Stimulation gegen Höhenangst wirksam
- Virtual-Reality-basierte Psychotherapie hilft Akrophobikern
- News, Forschung dazu
Definition
Die Akrophobie (auch Hypsophobie, Altophobie oder Acrophobie, von griech. akra = Gipfel) gehört zu den spezifischen Angststörungen und bezeichnet die Angst vor der Höhe, also die sogenannte Höhenangst, bzw. die Angst, sich aus hoher Höhe runterzustürzen. Im Englischen wird diese Phobie oft Vertigo (inkorrekt) oder fear of heights genannt.
Akrophobie tritt im extremen Fall als Todesangst in Situationen auf, in denen man aus großen Höhen in die Tiefe schaut, wobei man eben glaubt, sich fallen lassen zu müssen. Die Akrophobie sollte nicht mit der Flugangst verwechselt werden.
Beispiele für andere spezifische Phobien: Altophobie, Acrophobie.
Elektromagnetische Stimulation gegen Höhenangst wirksam
07.09.2017 In einer im Fachblatt Brain Stimulation veröffentlichten Studie konnten Psychologen zeigen, dass das Interventionsverfahren der transkraniellen Magnetstimulation wirksam die Höhenangst bei Menschen mit Akrophobie lindern kann.
In der Studie wurden 39 Akrophobiker in zwei Behandlungssitzungen ’schwindelerregenden Höhen‘ in einer virtuellen Umgebung ausgesetzt; auch wenn die VR nicht real ist, so fürchten sich Menschen mit Höhenangst trotzdem in solch einer Simulation immens.
Bild: David Karich
„Die Menschen erleben auch in einer virtuellen Realität ganz konkret Angst – obwohl ihnen klar ist, dass sie sich eigentlich nicht in einer gefährlichen Situation befinden“, sagt Studienautor Professor Martin J. vom Zentrum für Psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Würzburg.
Die Psychologen teilten die Phobiker in zwei Gruppen – die beide mit kognitiver Verhaltenstherapie behandelt wurden – ein:
Präfrontaler Cortex
Eine erhielt vor dem Betreten der virtuellen Simulation für ca. 20 Minuten eine transkranielle Magnetstimulation des medialen präfrontalen Cortex (vorderer Stirnlappen); die andere eine Scheinbehandlung.
„Wir wussten aus vorhergehenden Studien, dass eine bestimmte Region im vorderen Stirnlappen des menschlichen Gehirns für das Verlernen von Angst wichtig ist“, sagte Herrmann vom Fachbereich Psychologie.
Die Befunde zeigten, dass alle Teilnehmer „sehr gut von der Therapie in virtueller Realität profitieren und die positiven Therapieeffekte auch nach drei Monaten noch deutlich zu sehen sind“, sagte der Psychologe. Außerdem wurde durch die elektromagnetische Stimulation des präfrontalen Cortex der Erfolg bei der Behandlung von Höhenangst schneller erreicht, sagte er.
In zukünftigen Studien wollen die Forscher nun herausfinden, ob sich die Wirkung dieser unterstützenden Behandlungsmethode auch bei anderen Angststörungen als der Akrophobie wiederholen lässt: Als nächstes wollen die Psychologen Spinnenphobiker behandeln.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Würzburg, Brain Stimulation – doi: 10.1016/j.brs.2016.11.007; Sept. 2017
Virtual-Reality-basierte Psychotherapie hilft Akrophobikern
12.07.2018 Psychologische Therapie durch einen Virtual-Reality-Coach kann Menschen mit einer klinisch diagnostizierten Höhenangst (auch Akrophobie, Altophobie oder Hypsophobie genannt) helfen, ihre Angst zu überwinden laut einer in der Zeitschrift The Lancet Psychiatry veröffentlichten Forschungsarbeit.
Behandlung ohne Therapeuten
Die Studie ist die erste, die die Virtual-Reality-Technologie als Behandlung ohne Therapeuten einsetzt und damit einen Machbarkeitsnachweis dafür liefert, wie einige psychologische Interventionen in Zukunft angeboten werden können.
Höhenangst ist die häufigste Phobie, wobei jeder Fünfte über Akrophobie im Laufe seines Lebens berichtet und jeder Zwanzigste klinisch mit dieser Phobie diagnostiziert wird.
In früheren Forschungen nutzten Akrophobiker das Virtual-Reality-Training in Sitzungen mit einem Therapeuten. Die Studie ergab, dass sie genauso effektiv ist wie die Therapie der Angst im realen Leben, und dass die reduzierte Angst mindestens ein Jahr lang anhält.
Virtual-Reality-Technologie
In der neuen Studie wurden 100 Personen mit klinisch diagnostizierter Höhenangst, die dafür keine psychologische Therapie erhielten, entweder der neuen automatisierten Virtual-Reality-Behandlung (49 Personen) oder der üblichen Behandlung, die in der Regel keine Behandlung (Warteliste) war (51 Personen) zugewiesen. Im Durchschnitt hatten die Teilnehmer seit 30 Jahren Angst vor der Höhe.
Bei allen Teilnehmern wurde zu Beginn der Studie, am Ende der Behandlung (zwei Wochen später) und bei der Nachuntersuchung nach vier Wochen die Schwere der Altophobie über Fragebogen erfasst.
Die Teilnehmer der Virtual-Reality-Behandlung hatten etwa sechs 30-minütige Sitzungen über zwei Wochen, in denen sie ein Virtual-Reality-Headset trugen.
Die Behandlung
In der ersten Sitzung erörterten die Teilnehmer ihre Höhenangst mit dem virtuellen Coach und erklärten, was ihre Angst auslöste (z.B. Angst zu fallen oder sich aus dem Gebäude zu werfen, Angst vor dem Einsturz des Gebäudes), während der virtuelle Coach grundlegende Informationen über Höhenangst gab.
Bild: Ulrike Mai
Die Teilnehmer betraten dann einen virtuellen Bürokomplex mit zehn Stockwerken und einem großen Atrium, wo sie an Aktivitäten teilnahmen, die ihre Ängste auslösten und ihnen halfen zu lernen, dass sie sicherer waren, als sie dachten.
Sie begannen mit einfacheren Aufgaben, wie z.B. dem Beobachten einer Sicherheitsbarriere vor einer Kante bis hin zum allmählichen Ansteigen der Höhe, und bauten sich zu härteren Aufgaben auf, wie z.B. dem Gehen auf einer Plattform über einen großen Abgrund. Weitere Aufgaben waren die Rettung einer Katze aus einem Baum, das Spielen eines Musikinstruments in der Nähe einer Felskante und das Werfen von Bällen über den Rand eines Abgrundes.
Während der gesamten Aktivitäten gab der virtuelle Coach Impulse, und erklärte danach, was die Teilnehmer aus ihren Aktivitäten gelernt hatten, und fragte, ob sie sich sicherer fühlten als zuvor. Der virtuelle Coach ermutigte die Teilnehmer auch dazu, zwischen den Sitzungen reale Höhen auszuprobieren.
Hohe Therapietreue
Von den 49 Teilnehmern, die die Virtual-Reality-Behandlung durchführten, nahmen 47 an mindestens einer Sitzung teil und 44 absolvierten die komplette Behandlung. Die drei Personen, die die Intervention nicht abgeschlossen haben, fanden die Sitzungen entweder zu schwierig (zwei Personen) oder konnten nicht an weiteren Terminen teilnehmen (ein Teilnehmer).
Abnahme der Symptome
Am Ende der Behandlung und bei der Verlaufskontrolle bewerteten die Teilnehmer der Kontrollgruppe ihre Akrophobie als ähnlich, aber alle Teilnehmer der Virtual-Reality-Behandlungsgruppe sagten, ihre Höhenangst hätte abgenommen. Bei der Nachuntersuchung wurden 34 von 49 Personen in dieser Gruppe als schwindelfrei eingestuft, verglichen mit keinem der 51 Personen in der Kontrollgruppe.
Es gab keine unerwünschten Nebenwirkungen, die von den Teilnehmern berichtet wurden.
Weitere Studien sollten nun mit mehr Teilnehmern und mit einer längeren Follow-Up-Phase durchgeführt werden.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Lancet Psychiatry – DOI: https://doi.org/10.1016/S2215-0366(18)30226-8
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