Verhaltensaktivierung, Aktivationstherapie bei Depression

Definition

Verhaltensaktivierung (Behavioral Activation, BA) ist eine Behandlungsmethode der sogenannten „3. Welle“ der Verhaltenstherapie. Sie basiert auf der Verstärkerverlusttheorie der Depression. Dabei wird angenommen, dass depressive Störungen aus besonders stressenden Erlebnissen entstehen und durch Vermeidungsmuster erhalten bzw. ausgebaut werden. (Definition der Depression)

Anders gesagt: Menschen, die durch ihr Verhalten keine positive Verstärkung bekommen, werden depressiv. Depressive machen (bewusst) oft keine positiven Erfahrungen und versuchen unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen (Vermeidungsverhalten). Das Verhalten wird also negativ verstärkt.

Deshalb werden bei der Aktivationstherapie z.B. Validierungs- und Akzeptanzstrategien sowie entgegengesetztes Handeln als Techniken eingesetzt, um die Verhaltensmuster aufzubrechen.

Aktivationstherapie ebenso wirksam bei Depressionen wie KVT

26.07.2016 Die Verhaltensaktivierung ist laut einer im Fachblatt The Lancet veröffentlichten Studie der Universität Exeter eine wirksame und kostengünstige Behandlung von Depression.

Verhaltensaktiviationstherapie ist einfacher, preisgünstiger

Diese Therapieform ist relativ einfach, und kann deshalb von einem jüngeren Behandlungspersonal mit einer kürzeren Ausbildung angeboten werden, was sie zu einer rentableren Behandlungsoption werden lässt. Sie ist etwa 20 Prozent preiswerter als der ‚Gold-Standard‘ – die Kognitive Verhaltenstherapie, wodurch die Probleme gelindert werden können, einen Therapieplatz zu bekommen.

Beschreibung der Aktivationstherapie

Verhaltensaktivierung befähigt die Patienten sich auf bedeutende Aktivitäten zu fokussieren, die durch ihre eigenen persönlichen Werte angetrieben werden, und so ihre Depression zu bewältigen (s.a. Definition).

Die Verhaltensaktiviationstherapie ist eine ‚von außen nach innen‘ Behandlung, die sich darauf konzentriert, den Patienten mit Depression zu helfen, ihr Verhalten zu ändern. Sie hilft den Betroffenen, die Verbindung zwischen ihrem Verhalten und ihrer Stimmung herzustellen.

depression-therapie
Bild: Gerd Altmann

Die Therapeuten helfen den Menschen, positivere Erlebnisse in ihrem Leben zu suchen und zu erfahren. Die Aktivationstherapie hilft den Klienten auch bei der Reduktion ihres Vermeidungsverhaltens in schwierigen Situationen, sowie Alternativen für nicht hilfreiche Gewohnheiten bzw. Verhaltensweisen zu finden.

Beschreibung der Kognitiven Verhaltenstherapie

Im Gegensatz dazu ist Kognitive Verhaltenstherapie eine ‚von innen nach außen‘ Behandlung, bei der sich die Therapeuten darauf fokussieren, wie der Patient denkt. Die Behandler helfen den Betroffenen, deren Gedanken und Annahmen über sich selbst, die Welt und ihre Zukunft zu identifizieren und in Frage zu stellen.

KVT hilft den Personen, negative Gedanken zu identifizieren und die zugrundeliegenden Annahmen zu verändern.

Die Studie – eine der größten auf ihren Gebiet – rekrutierte Teilnehmer aus primärer Versorgung und psychologischen Diensten in England. Die 440 Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: 219 nahmen an der Kognitiven Verhaltenstherapie teil; 221 erhielten Verhaltensaktivierung. Die Teilnehmer der Gruppen wurden nach 6, 12 und 18 Monaten auf Depression untersucht.

Keine Unterlegenheit der Verhaltensaktiviationstherapie

Die Wissenschaftler fanden keinerlei Unterschiede zwischen den Gruppen bei den Nachtestungen, womit die Befunde zeigen, dass die Verhaltensaktiviationstherapie ebenso erfolgreich ist wie Kognitive Verhaltenstherapie.

Ein Jahr nach dem Anfang der Behandlung war die Aktivationstherapie der Kognitiven Verhaltenstherapie nicht unterlegen, wobei in beiden Gruppen über eine Reduktion der depressiven Symptome um mindestens 50% berichtet wurde.

Die Teilnehmer beider Gruppen zeigten etwa die gleiche Anzahl an depressionsfreien Tagen und Angststörungsdiagnosen, und zeigten mit gleichgroßer Wahrscheinlichkeit Remission. Die Kosten für die Verhaltensaktivierung lagen etwa 20% unter denen der KVT.

In Übereinstimmung mit anderen Studien ähnlicher Natur lagen die Aussteigerquoten bei ungefähr 20%, und etwa ein Drittel der Teilnehmer in beiden Gruppen nahmen nicht an der minimalen Anzahl der Therapiesitzungen teil.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Exeter, The Lancet – DOI: 10.1016/S0140-6736(16)31140-0; Juli 2016

Weitere Forschungsartikel, News dazu

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.