Depression und Psoriasis (Schuppenflechte)
Klinische Psychologie – Risikofaktoren/Ursachen/Folgen
Psoriasis-Arthritis-Schmerzen und Depression
Unter Patienten mit Psoriasis-Arthritis gibt es eine kleine bidirektionale Verbindung zwischen depressiven Symptomen und Schmerzen, aber die stärkste Vorhersage-Variable der Veränderung bei jedem Symptom sind die entsprechenden vorherigen Werte laut einer online am 9. Januar in Arthritis Care & Research herausgegebenen Studie.
Janice A. Husted, Ph.D. von der Universität Waterloo in Kanada, und Kollegen analysierten Daten von 394 Patienten, die die Universität von Toronto Psoriasis-Arthritis Klinik besuchten, die während durchschnittlich 7,5 Jahren in jährlichen Beurteilungen untersucht wurden, wobei die geschwollenen Gelenke (SJC – swollen joints) erfasst, der Health Assessment Questionnaire (HAQ – ein Frageboden zur Gesundheitsbeurteilung) und der Medical Outcome Survey Short Form 36 (SF-36) zum Einsatz kamen. Der Zusammenhang zwischen Änderungen in den Schmerzen im HAQ und der mentalen Komponente des SF -36 (MCS – mental component score) wurde eingeschätzt.
Arthritisschmerz und depressive Symptome sind verbunden
Die Forscher fanden, dass Veränderungen des Schmerzes, SJC und depressive Symptome, die stärkste Vorhersagekraft die Veränderungen zwischen den Besuchen der Patienten bei den Scores (Punktezahl der Testergebnisse) der entsprechenden Variablen beim vorherigen Besuch waren (standardisierte Regressionskoeffizienten größer als 0,75 im Absolutwert).
Es gab Belege einer kleinen bidirektionalen Beziehung zwischen depressiven Symptomen und Schmerzen (standardisierte Regressionskoeffizienten kleiner als 0,3).
Vorherige MCS-Werte und die Änderung der MCS-Werte standen beide mit der Veränderung (zwischen den Besuchen) beim Schmerz in Beziehung, während die vorherigen Schmerz-Scores und Änderungen bei den Schmerz-Scores mit den Änderungen (zwischen den Besuchen) bei den depressiven Symptomen in Beziehung standen.
„Obwohl kreuzvariable Verbindungen zwischen Schmerz und depressiven Symptomen existieren, scheinen die Änderungen bei Schmerzen und depressiver Symptomatik stark von ihren Messungen beim vorherigen Besuch kontrolliert zu werden“, schreiben die Autoren.
Quelle: Arthritis Care & Research, Jan. 2012
Zusammenhang zwischen Depressivität und Schuppenflechte
Bild: George Hodan
Psoriasis – oder auch Schuppenflechte genannt – ist ein häufiges Hautleiden, von dem etwa 2 Millionen Deutsche betroffen sind, und es betrifft nicht nur deren Haut. Diese Krankheit kann eine bedeutsame Auswirkung auf die Lebensqualität haben.
Eine auf dem Sommer-Meeting 2015 der American Academy of Dermatology präsentierte Studie zeigt, dass Patienten mit Schuppenflechte ein erhöhtes Risiko für Depression haben.
Dermatologe Dr. Roger S. Ho von der New York University (School of Medicine/Langone Medical Center) hat in seiner Arbeit viele Patienten mit Psoriasis mit gleichzeitig auftretender Depression gesehen; deshalb wollte er untersuchen, ob es einen Zusammenhang gibt.
Erhöhtes Risiko
Mit seinen Kollegen analysierte er Psoriasis- und Depressionsfälle eines Datenpools mit 12.382 erwachsenen Patienten aus dem National Health and Nutrition Examination Survey.
Etwa 16,5 Prozent der Psoriasis-Patienten entsprach den Kriterien einer klinischen Depression, und die Wahrscheinlichkeit für eine klinische Depression war für Patienten mit Schuppenflechte doppelt so groß – wie für Teilnehmer ohne Schuppenflechte.
Die Verbindung blieb auch nach der Berücksichtigung anderer Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Rasse, Body-Mass-Index, körperliche Aktivität, Alkoholkonsum, Rauchen, Herzinfarkte, Schlaganfälle und Diabetes mellitus bestehen.
Stigmatisierung
Dr. Ho glaubt, dass der Zusammenhang zwischen Psoriasis und Depression mit der Stigmatisierung von Schuppenflechte in der Öffentlichkeit zusammenhängt. Die Erkrankung der Haut ist sehr gut sichtbar, besonders in den Sommermonaten, wenn mehr Haut zu sehen ist, sagte er, und Personen, die mit der Krankheit nicht vertraut sind, können abweisend auf erkrankte Menschen reagieren.
„Die Öffentlichkeit sollte wissen, dass Schuppenflechte nicht ansteckend ist. Es gibt also keinen Grund, um Psoriasispatienten einen Bogen zu machen“, sagt Dr. Ho.
Keine Dosis-Wirkungs-Beziehung
Er erwartete allerdings, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Depression bei den Patienten mit dem Schweregrad ihrer Schuppenflechte verbunden sein würde. Dies war aber nicht der Fall. Es scheint, dass es vor allem von der Wahrnehmung der Patienten von sich selbst abhängt statt vom Ausmaß ihrer Schuppenflechte, sagte er.
Die Studie stellte einen Zusammenhang und keine Ursache-Wirkung-Beziehung fest. Weitere Studien sind erforderlich, um die Natur der Verbindung zu erforschen, sagte er.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: New York University, American Academy of Dermatology; August 2015
Psoriasis-Arthritis: Depression erhöht Risiko für Patienten mit Schuppenflechte
22.02.2017 Forscher der Universität Calgary haben herausgefunden, dass depressive Patienten mit Psoriasis (auch Schuppenflechte genannt) ein um 37 % erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Psoriasis-Arthritis (auch Psoriasisarthropathie) haben.
Psoriasis ist eine lang anhaltende entzündliche Hautkrankheit, charakerisiert durch rote, juckende und schuppige Flecken der Haut. Etwa 8,5 % der Schuppenflechte-Patienten haben Psoriasisarthritis, die durch zusätzliche Entzündungen der (und um die) Gelenke gekennzeichnet ist.
Bild: Karen Smits
Seit vielen Jahren fragen sich Rheumatologie- und Dermatologie-Gemeinschaften, welche Patienten mit Schuppenflechte auch Psoriasis-Arthritis entwickeln, und wie man es früher im Verlaufe der Erkrankung entdecken könnte, sagte Studienautorin Dr. Cheryl Barnabe.
Depression ist bei diesen Patienten häufig anzutreffen. Und laut jüngeren Forschungen sind depressive Störungen oft mit erhöhter systemischer Inflammation verbunden. Deshalb suchte die aktuelle Studie nach Verknüpfungspunkten zwischen der psychischen und der körperlichen Erkrankung.
Erhöhtes Risiko
Sie analysierten die Daten von mehr als 70.000 Patienten im Vereinigten Königreich mit einer erstmaligen Diagnose von Schuppenflechte.
Sie identifizierten anhand der Anschlussaufzeichnungen die Personen, die später eine Depression und diejenigen, die später Psoriasisarthritis entwickelten. Den Patienten wurde bis zu 25 Jahren gefolgt, oder bis sie Psoriasisarthropathie entwickelten.
Die statistische Analyse zeigte, dass Patienten mit Schuppenflechte, die eine klinische depressive Störung entwickelten, ein um 37 % erhöhtes Risiko für eine spätere Psoriasisarthritis hatten – im Vergleich zu Patienten ohne Depression – selbst nachdem viele Störfaktoren (wie Alkoholkonsum und Alter) berücksichtigt worden waren.
Erhöhte systemische Inflammation
Die im Fachblatt Journal of Investigative Dermatology veröffentlichte Studie betont damit die Notwendigkeit Psoriasis-Patienten mit Depression zu identifizieren und entsprechend zu behandeln. Das könnte eine schnelle, wirksame Behandlung der Schuppenflechte und psychosoziales Management der kosmetischen Belastung durch die Psoriasis einschließen, schreiben die Forscher.
Die Studienautoren vermuten hinter den biologischen Mechanismen eine Modifikation der systemischen Entzündung infolge von Depression, oder auch durch Lebensstilveränderungen – wie körperliche Aktivität oder Ernährung. Diese verschlechtern sich normalerweise durch Depressionen und könnten das Risiko für Psoriasis-Arthritis vergrößern.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Calgary, Journal of Investigative Dermatology – http://dx.doi.org/10.1016/j.jid.2016.11.032; Feb. 2017
Geschlecht und Alter beeinflussen das Depressionsrisiko bei Psoriasis-Patienten
19.09.2020 Laut einer in Dermatology veröffentlichten Studie sind Depressionen bei Patienten mit Psoriasis weit verbreitet.
Albert Duvetorp vom Universitätskrankenhaus Skåne in Malmö, Schweden, und Kollegen verwendeten Daten aus dem schwedischen Arzneimittelregister und aus elektronischen Krankenakten (9. April 2008 bis 1. Januar 2016), um die Prävalenz pharmakologisch behandelter Depressionen bei Personen mit und ohne Psoriasis (auch Schuppenflechte genannt) in einer schwedischen Population anhand der Codes der Internationalen Klassifikation der Krankheiten, zehnte Revision, zu bewerten.
Die Forscher fanden heraus, dass das Risiko für eine pharmakologisch behandelte Depression bei Personen mit Psoriasis höher war (alters- und geschlechtsadjustiertes Odds Ratio 1,55).
Geschlecht und Alter
21,1 Prozent der Frauen mit Psoriasis erhielten eine pharmakologische Behandlung wegen Depression, verglichen mit 14,2 Prozent der Kontrollpopulation.
Im Vergleich zu Männern mit Psoriasis war die Prävalenz von Depressionen bei Frauen mit Psoriasis signifikant höher. Männliche und weibliche Patienten mit Psoriasis, die jünger als 31 Jahre waren, hatten das höchste Risiko, an einer Depression zu erkranken.
Die Ergebnisse der aktuellen Studie unterstreichen die Notwendigkeit, dass Dermatologen beim Umgang mit Psoriasis-Patienten im klinischen Alltag einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen und über die Haut hinausschauen müssen, schreiben die Autoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Dermatology – https://doi.org/10.1159/000509732
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