PTBS Symptome sind in der Intensivstation häufig anzutreffen
27.02.2013 Einer von drei Menschen, die den Aufenthalt in einer Intensivstation überlebten und eine Beatmungsmaschine brauchten, zeigten wesentliche Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die bis zu zwei Jahre andauern können nach einer Johns Hopkins Studie zu Patienten mit akuter Lungenschädigung.
Mit akuter Lungenschädigung in der Intensivstation
PTBS nach Intensivstation (Beatmungsmaschine);
Quelle: Rsp.basheer, wiki.en
Weil akute Lungenschädigung (ALI: Acute Lung Injury oder auch akutes progressives Lungenversagen oder Schocklunge genannt – das Syndrom ist charakterisiert durch sehr viel Flüssigkeit in der Lunge und multiples Organversagen) als Archetyp für kritische Krankheiten betrachtet wird, vermuten die Forscher, dass PTBS auch unter anderen Intensivstation-Patienten verbreitet ist.
„Wir denken normalerweise bei posttraumatischer Belastungsstörung an etwas, das man im Krieg oder nach anderen Angriffen auf Körper und Wohlbefinden in Zusammenhang bringt, sagt Dale Needham, M.D., Ph.D, Notfallmediziner an der Johns Hopkins Universität, Medizinische Fakultät und Senior-Autor der Studie.
Für die Studie beobachtete das Johns Hopkins Team 520 Patienten mit ALI an der Beatmungsmaschine, in 13 Intensivstationen in vier Baltimore Krankenhäusern zwischen Oktober 2004 und Oktober 2007.
Mehr als ein Drittel zeigten Symptome
Dreiundfünfzig Prozent überlebten ihre Einweisung ins Krankenhaus, und 186 Patienten wurden mindestens einmal erneut untersucht in den folgenden zwei Jahren. Die Forscher stellten fest, dass 66 der 186 Patienten (35 Prozent) klinisch bedeutsame Symptome von PTBS zeigten; drei Monate nach dem Aufenthalt in der Intensivstation waren die Symptome am stärksten.
62 Prozent der überlebenden, die PTBS entwickelten, hatten noch Symptome bei ihrem Besuch nach zwei Jahren.
Die Hälfte dieser Betroffenen nahmen psychiatrische Medikamente, und 40 % hatten einen Psychiater in den zwei Jahren aufgesucht seit sie mit ALI ins Krankenhaus eingewiesen worden waren.
Häufiger PTBS bei Depression
Die Forscher fanden weiterhin, dass Patienten mit Depression vor der Einweisung ins Krankenhaus zweimal so häufig eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelten, und auch jene, die mehr Zeit in der Intensivstation verbrachten, zeigten häufiger Symptome.
Bei Sepsis, und bei Kortikosteroiden
Patienten mit Sepsis (schwerwiegende Reaktion auf eine Infektion) während ihres Aufenthalts in der Intensivstation, und Patienten, denen hohe Dosen von Opiaten gegeben wurden, entwickelten ebenfalls mit größerer Wahrscheinlichkeit PTBS.
Patienten, denen Kortikosteroide in der Intensivstation gegeben worden, entwickelten weniger wahrscheinlich eine posttraumatische Belastungsstörung, wofür man keine Erklärung hat.
Das oft mit Aufenthalten auf der Intensivstation verbundene Delirium, und Post-Intensivstation PTBS, könnten teilweise eine Folge der von Sepsis verursachten Entzündung sein. Diese Entzündung kann zu einem Zusammenbruch der Blut-Hirn-Schranke führen, die die Wirkung von Rauschgiften, Beruhigungsmitteln und anderen Medikamenten auf das Gehirn verändert, welche oft in der Intensivstation verordnet werden.
Quelle: Psychological Medicine, Feb. 2013
11.06.2014: Weitere Studie zu diesem Thema (frühere Studie s.o.)
Risikofaktoren: Benzodiazepine, jüngeren Alters sein, Beatmungsmaschine, angstmachende Erfahrung
Eine weitere Studie der Johns Hopkins University bestätigt den Zusammenhang zwischen dem Aufenthalt in einer Intensivstation im Krankenhaus und der Entwicklung von Symptomen einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).
Die Forscher führten diesmal eine Analyse der Daten von mehr als 3.400 Intensivpatienten einer systematischen Überprüfung mit 28 Projekten durch.
Es zeigte sich, dass mehr als ein Viertel der Patienten PTBS-Symptome hatten, insbesondere, wenn
- sie jung waren,
- ihnen Benzodiazepine (Beruhigungsmittel) gegeben wurden,
- sie während ihres Aufenthalts beatmet wurden oder
- sie eine furchteinflößende Erfahrung in der Intensivstation machen mussten.
Die Ergebnisse wurden auf der American Thoracic Society International Conference 2014 präsentiert. Dr. Thiti Sricharoenchai sagte: „Weitere Forschungsstudien sollten sich auf PTBS-Screening, Prävention und Behandlung dieser anfälligen Patientengruppe konzentrieren.“
Bereits eine 2012 am Londoner University College Hospital durchgeführte Studie ergab, dass mehr als 50 Prozent der Krankenhauspatienten, die nach der Intensivbehandlung noch am Leben waren, klinisch relevante Symptome von Posttraumatischer Belastungsstörung, Depression oder Angst zeigten.
© PSYLEX.de – Quelle: Johns Hopkins University, Mai 2014
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