Welche Rolle spielt Blei bei Schizophrenie (und Kokainanfälligkeit)?
13.03.2015 Eine Studie mit Ratten, die Blei ausgesetzt wurden, hat verblüffende Ähnlichkeiten mit den Geschehnissen im Gehirn von Menschen mit Schizophrenie aufgedeckt. Dies liefert Belege dafür, dass Blei ein Faktor beim Auftreten von Schizophrenie ist.
Hirnverändungen durch Blei-Exposition
Die Forscher der Columbia University stellten fest, dass Blei eine abträgliche Wirkung auf die Zellen in drei bei Schizophrenie involvierten Gehirnbereichen hatte:
- auf den medialen präfrontalen Cortex,
- den Hippocampus und
- das Striatum
der Ratten, die vor der Geburt und in der frühen Phase ihres Lebens Blei ausgesetzt wurden.
GABAerge Interneuronen
Die Dichte der als Parvalbumin-positiven GABA-ergen Interneuronen (auch PVGI genannt) reduzierte sich um etwa ein Drittel – etwa eine ähnliche Reduzierung wie bei Schizophreniepatienten.
Dopamin-Rezeptor

Bild: Kai Stachowiak (pixabay)
Und mit Hilfe der Bildaufbereitungstechnik identifizierten sie ein höheres D2R-Niveau (ein Dopamin-Rezeptor). Wiederum passte diese Zunahme dazu, was in menschlichen Schizophreniepatienten dokumentiert worden ist, und in einer vorherigen Studie mit genmanipulierten Mäusen.
„Die Ähnlichkeiten in der Gehirnstruktur und den neuronalen Systemen zwischen blei-exponierten Ratten und menschlichen Schizophreniepatienten ist bemerkenswert. Diese Befunde unterstützen die Annahme, dass ein früher Kontakt mit Blei das Gehirn für Schizophrenie später im Leben ‚vorbereitet‘ „, sagte Autor Tomás Guilarte in Translational Psychiatry.
Anfälliger für Kokain
In einem weiteren Befund stellten die Forscher fest, dass Ratten, die Blei ausgesetzt wurden, eine viel stärkere Reaktion auf Kokain zeigten als gesunde Kontroll-Ratten. Im Versuch liefen die Blei-exponierten Ratten, denen Kokain injiziert wurde, doppelt so viel in ihren Käfigen herum wie die Blei-freien Kontroll-Ratten.
Das Rattenverhalten ist wichtig, weil es widerspiegelt, was bei Schizophreniepatienten beobachtet wird. Diese sind nämlich dafür bekannt, auf Kokain stärker zu reagieren.
Weitere potentielle Folgen
Schizophrenie ist nicht die einzige potentielle Folge von Bleiexposition. Eine folgende Untersuchung will den Ratten die Möglichkeit geben, sich selbst Kokain zu verabreichen. Dadurch soll untersucht werden, welchen Einfluss Blei bei Sucht bzw. Abhängigkeit hat.
„Wir erfassen derzeit die Auswirkungen von Blei auf Belohnungs- und Verstärkungseigenschaften von suchterzeugenden Drogen wie Kokain, während wir das biologische Fundament untersuchen, welche Rolle (und wie) der Kontakt mit Blei bei Süchten spielt“, sagte Autorin Kirstie Stansfield.
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© PSYLEX.de – Quellenangabe: Columbia University, Translational Psychiatry (Nature); März 2015