- Suizidalität bei Mobbing-Opfern
- Mehr suizidale Gedanken und Suizidversuche bei Mobbing-Opfern
- Risiko- und Schutzfaktoren für/bei Suizidalität
- Sport gegen Traurigkeit, Suizidalität bei gemobbten Jugendlichen
- Teenager, die als Kinder stark gemobbt wurden, haben ein höheres Risiko für Suizidgedanken, psychische Gesundheitsprobleme
- Trauma erzeugt Trauma: Mobbing verknüpft mit Selbstmordversuchen bei 12- bis 15-Jährigen
- Kinder, die von Freunden und Geschwistern gemobbt werden, haben eher Suizidgedanken Anfang zwanzig
- Weitere News- / Forschungsartikel dazu
Mehr Suizidgedanken und Versuche bei Mobbing-Opfern
*Update 27.03.2014 Studie II (s.u.)*
Bully und Bully-Opfer: höhere Wahrscheinlichkeit für Selbstmord?
Kinder, die beim Mobbing, sowohl als Opfer als auch als Täter (als sogenannter Bully) – beteiligt sind, haben dreimal wahrscheinlicher suizidale Gedanken im Alter von 11-12 Jahren laut neuen Forschungsergebnissen der Universität von Warwick.
Die Forscher fanden, dass Kinder, die sowohl Opfer als auch Bully sind, bekannt als „Bully-Opfer“ ein gesteigertes Risiko im Alter von 11 bis 12 Jahre haben, Suizid in Erwägung zu ziehen, oder Suizid oder selbstschädigendes Verhalten geplant oder ausgeführt zu haben. Diese gesteigerten Risiken konnten nicht durch andere Faktoren erklärt werden, wie Familienumstände oder präexistiere emotionale Probleme, bemerkten die Forscher.
Das Team sah sich Daten von 6.043 Kindern aus der 90er-Jahre Studie der Universität von Bristol an, um Bullying zwischen 4 und 10 Jahren zu erfassen, sowie das Vorherrschen von selbstmörderischen Gedanken im Alter zwischen 11-12 Jahren. Die Studie sammelte Informationen von Eltern und Lehrern, wie auch von den Kindern, um zu sehen, wie verbreitet Mobbing oder Opferverhalten war.
Sie stellten fest, dass, verglichen mit Kindern, die nie tyrannisiert wurden, „Bully-Opfer“ dreimal so wahrscheinlich suizidale Gedanken hatten, und das jene, die über einem langen Zeitraum tyrannisiert wurden, sechsmal wahrscheinlicher Selbstmord in Erwägung zogen.
Jene, die andere tyrannisierten, und nie selbst Opfer wurden – also ‚reine‘ Bullys, hatten auch ein erhöhtes Risiko für suizidale Gedanken und suizidales oder selbstverletzendes Verhalten, aber die Befunde waren nicht so konsistent.
„Unsere Studienbefunde sagen, dass selbstmordgebundenes Verhalten ein ernstes Problem für diese Kinder/Jugendliche ist – 4,8% dieser Population berichtet über suizidale Gedanken, und 4,6% über selbstmörderisches oder selbstschädigendes Verhalten“, sagte Professor Dieter Wolke vom Department of Psychology and Warwick Medical School der Universität von Warwick.
„Therapeuten und Behandler sollten von der Beziehung zwischen Mobbing und Suizid wissen und die sehr realen Risiken erkennen, die früher in der Entwicklung auftreten können, als weithin gedacht. Interventionspläne von der Grundschule ab, sind höchst wichtig und könnten helfen die chronische Aussetzung gegenüber Bullying, was besonders schädlich ist, zu verhindern.“
Quelle: Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry. März 2012
Mehr suizidale Gedanken und Suizidversuche bei Mobbing-Opfern
27.03.2014 Für Kinder und Jugendliche ist das Mobbing durch Gleichaltrige mit einer erhöhten Rate an Suizidgedanken und Suizidversuchen verbunden, laut einer in JAMA Pediatrics herausgegebenen Metaanalyse (Überprüfung mehrerer Studien).
Mitch van Geel von der Leiden Universität in den Niederlanden und Kollegen analysierten 34 Studien mit 284.375 Teilnehmern daraufhin, ob Bullying durch Gleichaltrige mit Suizidgedanken verbunden war und neun Studien mit 70.102 Teilnehmern auf eine Korrelation mit Suizidversuchen.
Die Forscher stellten fest, dass sowohl Suizidgedanken als auch Selbstmordversuche in höherer Zahl auftraten, wenn Kinder oder Jugendliche Opfer von Mobbing durch Gleichaltrige wurden. Verglichen mit herkömmlichen Bullying (Mobbing gegen Kinder in der Schule) war Cyberbullying noch stärker mit Suizidgedanken verbunden.
„Diese Metaanalyse stellt fest, dass Mobbing unter Kindern ein Risikofaktor für Selbstmordgedanken und -versuche ist“, schreiben die Autoren. „Die Bemühungen, Opfer von Bullying zu identifizieren und ihnen zu helfen, als auch Mobbingprävention und funktionierende Interventionsprogramme zu entwickeln, sollten verstärkt werden.“
Quelle: Universiteit Leiden, März 2014
Risiko- und Schutzfaktoren für/bei Suizidalität
25.06.2013 Eine neue Forschungsstudie identifiziert Risikofaktoren für suizidales Verhalten (bzw. Schutz dagegen) bei Kindern, die tyrannisiert werden.
In ihrer Analyse machten die Forscher Gebrauch von Daten einer Minnesota Schüler-Umfrage, die das Auftreten von sozialem und verbalem Mobbing (Bullying) erfasste.
Suizidgedanken
Die Studie fragte nicht nach körperlichem oder elektronischem Bullying (Internet, Handy, etc). Die Analyse zeigte, dass über die Hälfte der Schüler in den Klassen 6, 9 und 12 berichtet, sie wären in Bullying verwickelt (worden), entweder als Opfer oder Täter.
Beteiligung an Bullying war stark mit Suizidgedanken oder Versuchen verbunden.
„Bei so vielen Schülern, die mit Mobbing zu tun hatten, und dieser starken Verbindung zwischen Bullying und Selbstmordgedanken bzw. Suizidversuchen, wollten wir herausfinden, wer das höchste Risiko trug, und wie wir sie besser schützen können“, sagte Forscherin Iris Borowsky.
Die Risikofaktoren
Die Analyse zeigte klare Risikofaktoren für suizidales Denken und Verhalten unter jungen Leuten, die an Bullying beteiligt waren. Unter diesen waren:
- Selbstverletzungen, wie sich ritzen, schneiden;
- emotionale Verzweiflung;
- weglaufen, ‚durchbrennen‘, und;
- ein früheres Trauma in der Kindheit, wie z.B. ein sexueller Übergriff.
Schutzfaktoren
Jedoch gab es auch Hinweise darauf, wie eine protektive Umgebung für diese jungen Leute geschaffen werden kann.
Die Forscher stellten fest, dass eine starke, positive elterliche Bindung der wichtigste/stärkste Schutzfaktor gegen Suizidgedanken und Selbstmordversuche war.
„Fürsorge von den Eltern, Freunden und anderen Erwachsenen der Gemeinschaft zu erhalten waren bedeutende Schutzfaktoren für diese jungen Leute mit hohem Risiko für Suizidalität“, sagte Borowsky. Und für die Opfer von Mobbing war ebenfalls ein wichtiger Schutzfaktor, dass sie es mochten, zur Schule zu gehen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Minnesota Academic Health Center, Juni 2013
Sport gegen Traurigkeit, Suizidalität bei gemobbten Jugendlichen
22.09.2015 Eine Studie der University of Vermont (USA) zeigt, dass sportliche Aktivitäten an vier oder mehr Tagen die Woche mit einer Reduktion um 23% der Suizidgedanken und Suizidversuchen bei gemobbten Heranwachsenden einherging.
Dr. Jeremy Sibold und Kollegen analysierten repräsentative Daten von 13.583 US-Jugendlichen der Klassen 9-12 und untersuchten die Verbindungen zwischen Häufigkeit der Aktivitäten und Traurigkeit / Suizidalität.
Risiken, Folgen
Insgesamt berichteten
- 30% der Schüler von Traurigkeit über zwei oder mehr Wochen im vorherigen Jahr;
- 22,2% berichteten über Suizidgedanken und
- 8,2% über Suizidversuche im Vorjahr.
Bild: skeeze (pixabay)
Gemobbte Schüler berichteten doppelt so häufig über Traurigkeit und dreimal so wahrscheinlich über Suizidgedanken oder -versuche – im Vergleich zu nicht-gemobbten Altersgenossen.
Sport hilft
Sport an 4 oder mehr Tagen pro Woche konnte mit einem deutlichen Rückgang von Traurigkeit, Suizidversuchen und -gedanken verbunden werden. Insbesondere zeigten die Daten eine überraschende 23%ige Verringerung bei suizidalen Gedanken und Versuchen.
Auf Grundlage dieser in der Zeitschrift Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry veröffentlichten Befunde schlossen die Autoren, dass Sport eine sichere, kostengünstige und potentiell hochwirkungsvolle Möglichkeit darstellen kann, auf Mobbing in Lehranstalten zu reagieren.
Weitere Forschungen sind notwendig, um die Mechanismen hinter diesen Befunden zu klären, und auch die Rolle, die Sport bei der Linderung der psychischen Gesundheitsfolgen spielen kann. Auch legt der Bericht die Möglichkeit von Sportprogrammen als ein Ansatz im Gesundheitswesen nahe, der suizidales Verhalten bei allen Heranwachsenden reduzieren könnte.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Vermont, Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry; Sept. 2015
Teenager, die als Kinder stark gemobbt wurden, haben ein höheres Risiko für Suizidgedanken, psychische Gesundheitsprobleme
16.01.2018 Jugendliche, die als Kinder von Gleichaltrigen massiv schikaniert wurden, haben ein höheres Risiko für psychische Gesundheitsprobleme, einschließlich suizidalen Gedanken und Handlungen laut einer im CMAJ (Canadian Medical Association Journal) veröffentlichten Studie.
Von der Grundschule an
Die Ergebnisse zeigen eine allgemeine Tendenz einer sehr schwerwiegenden Viktimisierung bei etwa 15% der Kinder vom Beginn ihrer Schulausbildung bis zur weiterführenden Schule des sekundären Bildungsbereichs, schreibt Dr. Marie-Claude Geoffroy von der McGill Universität.
Diese Kinder hatten ein größeres Risiko für die Entwicklung von depressiven / dysthymischen Symptomen oder Angststörungen, und für Suizidalität im Jugendalter als weniger stark viktimisierte Kinder, selbst nachdem die Psychologen auf eine Reihe von potentiellen Störfaktoren geprüft hatten.
Die Studie untersuchte Daten aus der Quebec Longitudinal Study of Child Development mit über 1.363 Kindern, die 1997/98 geboren wurden und bis zum Alter von 15 Jahren begleitet wurden. Die Forscher bewerteten die Kinder im Alter von 6, 7, 8, 10, 12 und 13 Jahren auf der Grundlage von Selbsteinschätzungen (Mobbing / Viktimisierung durch Gleichaltrige).
Die Teilnehmer kamen aus verschiedenen sozioökonomischen Hintergründen, Familienstrukturen; es waren etwas mehr weibliche Teilnehmerinnen (53%). Sie wurden kategorisiert in keine / niedrige, mittelschwere Viktimisierung und schweres Mobbing.
Depressivität, Angst, Suizidalität
Kinder, die stark von ihren Peers gemobbt wurden, berichteten doppelt so wahrscheinlich über Depressivität und über dreimal so häufig über Angst im Vergleich mit denen, die wenig oder gar nicht gemobbt wurden.
Am beunruhigendsten war die Gruppe der schwerwiegend gemobbten Kinder, die fast 3,5 mal wahrscheinlicher, über ernsthafte Selbstmordgedanken oder Suizidversuche berichteten, verglichen mit der Gruppe der am wenigsten gemobbten Schülern.
Kinder, die eine moderate Viktimisierung erlebten, berichteten nicht häufiger über psychische Probleme.
Ungefähr 59% der Teilnehmer wurden in den ersten Jahren der Grundschule viktimisiert oder sogar gemobbt; dies nimmt allerdings im Allgemeinen mit zunehmendem Alter der Kinder ab, schreiben die Wissenschaftler.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: McGill Universität; Canadian Medical Association Journal – DOI: https://doi.org/10.1503/cmaj.170219; Jan. 2018
Trauma erzeugt Trauma: Mobbing verknüpft mit Selbstmordversuchen bei 12- bis 15-Jährigen
16.08.2019 Eine im Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry veröffentlichte Studie berichtet, dass Mobbing-Viktimisierung das Risiko für Selbstmordversuche bei jungen Heranwachsenden weltweit um etwa das Dreifache erhöht.
An der Studie nahmen 134.229 Jugendliche im schulpflichtigen Alter zwischen 12 und 15 Jahren aus 48 Ländern in fünf WHO-Regionen teil: Afrika, Amerika, das östliche Mittelmeer, Südostasien und der Westpazifik. Die Stichprobe bestand aus neun High-Income-, 33 Middle-Income- und 6 Low-Income-Ländern.
Die Forscher um Ai Koyanagi von der Universitat de Barcelona fanden heraus, dass mehr als 30 Prozent der Jugendlichen in den letzten 30 Tagen Mobbing erlebten. Gemobbte Heranwachsende berichteten etwa dreimal häufiger über einen Suizidversuch als nicht gemobbte Teilnehmer – unabhängig von der Region.
Und je mehr Tage Jugendliche über Mobbing berichteten, desto wahrscheinlicher war ein gemeldeter Selbstmordversuch. Im Vergleich zu nicht gemobbten Teilnehmern war Mobbing an mehr als 20 Tagen in den letzten 30 Tagen mit einer 5,51-mal höheren Wahrscheinlichkeit für die Meldung eines Suizidversuchs verbunden.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry – DOI: 10.1016/j.jaac.2018.10.018
Kinder, die von Freunden und Geschwistern gemobbt werden, haben eher Suizidgedanken Anfang zwanzig
09.10.2019 Depressionen, Selbstverletzungen und Suizidgedanken kommen bei Erwachsenen in den frühen zwanziger Jahren häufiger vor, wenn sie zu Hause und in der Schule gemobbt wurden laut einer in Frontiers in Psychiatry publizierten Forschungsarbeit.
Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Geschwistermobbing einen Einfluss auf die psychische Gesundheit in der Pubertät hat, aber die Forscher um Slava Dantchev von Fachbereich Psychologie der University of Warwick zeigen, dass von Geschwistern und Freunden gemobbte Kinder bereiter sind, sich selbst zu verletzten oder sogar Suizid zu begehen.
Die Teilnehmer berichteten im Alter von 12 Jahren über Mobbing und im Alter von 24 Jahren wurden Depressionen, Angstzustände, Selbstmordgedanken und Selbstverletzungen erfasst.
Depressionen, Suizidgedanken und Selbstverletzungen
Von 3.881 untersuchten Jugendlichen wurden 31,2% von einem Geschwister gemobbt. Teilnehmer, die sowohl Opfer von Schikanen als auch selbst ihre Geschwister mobbten, wurden mit
- 15,1% mit klinischer Depression diagnostiziert,
- 35,7% dachten an Suizid und
- 16,1% verletzten sich selbst,
- wobei weitere 4,9% mit der Absicht sich zu töten, sich selbst verletzten.
Teilnehmer, die Geschwistermobbing und Mobbing unter Freunden erlebt haben, entwickelten mit doppelter Wahrscheinlichkeit eine klinische Depression und dachten über Selbstmord nach, schreiben die Psychologen.
Da Geschwistermobbing oft schon in jungen Jahren beginnt, wird es wichtig sein, Eltern zu sensibilisieren und ihnen zu helfen, mit Mobbing zwischen Geschwistern in der frühen Kindheit umzugehen und es zu reduzieren. Dies ist ein Bereich, der in der psychischen Gesundheitsversorgung und der Unterstützung der Eltern völlig unberücksichtigt geblieben ist, sagt Koautor Dieter Wolke.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Frontiers in Psychiatry – DOI: 10.3389/fpsyt.2019.00651
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