Stress in der Partnerschaft: Allostatische Last

Stress ist bei Frauen in Langzeitbeziehungen höher ausgeprägt

Stress in der Partnerschaft: Allostatische Last

21.02.2024 Der chronische Stress, der sich über Jahrzehnte in einer Beziehung aufbaut, wirkt sich auf den Einzelnen unterschiedlich aus; bei heterosexuellen Paaren zeigt die Frau eher negative physiologische Marker als ihr Partner.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Robert-Paul Juster vom Department of Psychiatry and Addiction der Université de Montréal und Yan-Liang Yu von der Howard University in Washington, D.C. Ihre Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Psychosomatic Medicine veröffentlicht.

Allostatische Last

„Die allostatische Belastung bzw. Last [Überbeanspruchungs- und Abnutzungseffekte nach wiederholter oder chronischer Exposition gegenüber Stress] bezieht sich auf die negativen Folgen von Stress für den Körper, die sich im Laufe der Zeit ansammeln“, erklärt Juster. Stress führt zur Ausschüttung von Cortisol, dem „Stresshormon“, das eine Kaskade von Anpassungsreaktionen im Körper auslöst.

Bei chronischem Stress können sich diese Anpassungsreaktionen negativ auf die kardiovaskulären, neuroendokrinen, entzündlichen und metabolischen Systeme des Körpers auswirken, wodurch die Fähigkeit des Körpers, mit den Belastungen des Lebens fertig zu werden, allmählich verringert wird.

Juster und Yu analysierten Daten von 2.338 älteren Paaren unterschiedlichen Geschlechts, die im Rahmen der Health and Retirement Study zwischen 2006 und 2012 erhoben wurden. Sie untersuchten die allostatische Last der Individuen in diesen Paaren über vier dieser Jahre, um den Grad der Korrelation zwischen den Partnern zu bestimmen. Dabei verwendeten sie einen dyadischen Ansatz, der soziale, wirtschaftliche und gesundheitliche Variablen sowie eine Reihe physiologischer Indikatoren berücksichtigte.

Allostatische Last der Partner verbunden

Die allostatische Belastung wurde anhand von Parametern für mehrere Körpersysteme berechnet: Immunsystem (C-reaktives Protein), Stoffwechsel (HDL-Cholesterin, Gesamtcholesterin und glykiertes Hämoglobin), Nieren (Cystatin C), Herz-Kreislauf-System (systolischer und diastolischer Blutdruck, Herzfrequenz) und anthropometrische Werte (Body-Mass-Index und Taillenumfang).

Die Ausgangsdaten zeigten, dass die allostatische Last der Partner signifikant zusammenhing. Laut Juster und Yu deutet dies darauf hin, dass die Paare physiologisch synchronisiert waren, was wahrscheinlich auf ihr gemeinsames emotionales, soziales und familiäres Umfeld und ihre übereinstimmenden Gesundheitsgewohnheiten zurückzuführen ist.

Synchronisationseffekt bei Frauen stärker ausgeprägt

Vier Jahre später war der Synchronisationseffekt bei den Frauen jedoch stärker ausgeprägt, berichtet Juster. „Dies deutet darauf hin, dass das Wohlbefinden des weiblichen Partners stärker vom Wohlbefinden des männlichen Partners beeinflusst wird als umgekehrt, vielleicht weil Frauen traditionell dazu erzogen werden, zwischenmenschlichen Beziehungen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.“

Interessanterweise ergab die Studie, dass der stärkere Anstieg der allostatischen Belastung bei Frauen nicht mit einer Verschlechterung der Beziehungsqualität verbunden war.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass nicht nur die physiologischen Reaktionen älterer Paare auf Umweltstress im Moment miteinander verbunden sind, sondern dass dieser Zusammenhang auch noch nach vier Jahren besteht, was darauf hindeutet, dass der psychosoziale und physiologische Zustand eines jeden Partners langfristige Auswirkungen auf den anderen hat“, so Juster.

© Psylex.de – Quellenangabe: Psychosomatic Medicine (2023). DOI: 10.1097/PSY.0000000000001232

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