Autismus und die Amygdala

Die Amygdala-Neuronen bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung

21.03.2018 Forscher der University of California at Davis fanden heraus, dass normal entwickelnde Kinder mehr Neuronen in einer Region des Gehirns (Amygdala) dazu gewinnen, die das soziale und emotionale Verhalten steuert, wenn sie erwachsen werden. Dieses Phänomen tritt bei Menschen mit Autismus nicht auf.

Stattdessen haben Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) früh zu viele Neuronen und scheinen diese zu verlieren, wenn sie erwachsen werden. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.

Die Amygdala

Die Amygdala ist eine kleine mandelförmige Gruppe von 13 Regionen (Kernen), die als Gefahrendetektor im Gehirn wirken, um Angst und soziale Interaktionen zu regulieren. Eine Amygdala-Dysfunktion wurde mit vielen psychiatrischen und neurologischen Störungen in Verbindung gebracht, darunter ASS, Schizophrenie, Bipolare Störungen und Depressionen.

Die Amygdala ist eine einzigartige Gehirnstruktur, da sie während der Pubertät dramatisch wächst, länger als andere Gehirnregionen, wenn wir sozial und emotional reifer werden, sagt Studienautorin Cynthia Schumann.

Anstieg der Anzahl der Neuronen

Jede Abweichung von diesem normalen Entwicklungsweg kann das menschliche Verhalten tiefgreifend beeinflussen. Um zu verstehen, welche zellulären Faktoren der Amygdala-Entwicklung zugrundeliegen, untersuchte das Team 52 menschliche Gehirne postmortal, sowohl neurotypische als auch Gehirne von Menschen mit Autismus im Alter von 2 bis 48 Jahren.

Die Wissenschaftler waren überrascht, dass die Zahl der Neuronen in einer der Amygdala-Regionen von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter um mehr als 30% anstieg.

Bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung sah das Bild ganz anders aus. Es gab mehr Neuronen bei kleinen Kindern mit ASS, aber als sie älter wurden, gingen diese Zahlen zurück.

Früher Verschleiß durch Angst?

Die Forscher wissen nicht, ob zu viele Amygdala-Neuronen in der frühen Entwicklungsphase von ASS mit dem späteren Verlust zusammenhängen. Es ist möglich, dass zu viele Neuronen frühzeitig zu Ängsten und Problemen bei sozialen Interaktionen beitragen können. Aber mit der Zeit könnte diese ständige Aktivität das System verschleißen und zu einem Neuronenverlust führen, sagte die Psychiatrie-Professorin.

Schumann und ihr Team glauben, dass, wenn sie erklären können, wie sich die Zellen während der Adoleszenz in der Amygdala verändern, es möglich sein könnte, zu intervenieren und Symptome wie Angst, die bei Menschen mit Autismus und anderen neuroentwicklungs- und psychiatrischen Störungen entstehen, zu behandeln.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of California at Davis; Proceedings of the National Academy of Sciences (2018). DOI: 10.1073/pnas.1801912115

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