Online-Gruppenmusiktherapie: Proaktives Management von Stress und Ängsten
19.04.2023 Eine neue Studie zeigt, dass Musiktherapie Stress und Ängste abbaut und genauso wirksam sein kann wie eine traditionelle verbale Psychotherapie.
Rachael Finnerty, Doktorandin in der Fakultät für Psychologie, Neurowissenschaften und Verhalten an der McMaster University, untersuchte Studenten, die in den ersten Monaten der COVID-19-Pandemie an einer Online-Musiktherapie teilnahmen, um ihren Stress und ihre Ängste zu bewältigen.
In der Studie mit 85 Studenten wurde das Stressniveau anhand von Cortisol in Haarproben der Teilnehmer gemessen.
Die Gruppe, die keine Therapie erhielt, hatte deutlich höhere Stresswerte (Perceived Stress Scale, PSS) als die Gruppe, die Musik- oder Psychotherapie erhielt. Beide Therapien waren gleichermaßen wirksam bei der Verringerung des Angstniveaus nach jeder Sitzung.
Veränderungen des Stresses von Woche 1 bis Woche 6 wurden in der PSS-Messung nicht beobachtet; allerdings stieg der Cortisolwert in der Kontrollgruppe mit fortschreitender Dauer signifikant an, während er in den Therapiegruppen relativ stabil blieb, was darauf hindeutet, dass die Therapie zu einer besseren Kontrolle des Stresses führen kann. Von den demografischen Merkmalen der Teilnehmer, der Musikalität, der Persönlichkeit und den Veränderungen der Lebensqualität korrelierte nur die Persönlichkeitseigenschaft Gewissenhaftigkeit signifikant mit dem PSS, was darauf hindeutet, dass die Online-Gruppentherapie für ein breites Spektrum von Universitätsstudenten von Nutzen sein könnte, schließen die Autoren.
„Mit der Einführung der Musiktherapie auf dem Campus soll nicht nur die Zahl der Studenten mit psychischen Krisen verringert werden, sondern auch das negative Stigma, das mit der Inanspruchnahme von Hilfe – insbesondere durch einen Therapeuten – verbunden ist“, sagt Finnerty, die unter der Leitung von Laurel Trainor, der Direktorin des McMaster Institute for Music and the Mind, arbeitet.
„Die Menschen haben positive Verbindungen zur Musik, die es ihnen ermöglicht, sich in einer Gruppe frei auszudrücken. Das senkt die Hemmschwelle, sich Hilfe zu holen, und zieht möglicherweise Studenten an, die sonst nicht an einer traditionellen Psychotherapie teilnehmen würden.“
© Psylex.de – Quellenangabe: Front. Psychiatry Sec. Social Psychiatry and Psychiatric Rehabilitation Volume 14 – 2023 | doi: 10.3389/fpsyt.2023.1183311