Studie zeigt, dass Resilienz ein dynamisches, nicht ein starres Persönlichkeitsmerkmal ist
25.07.2021 Eine in Group and Organization Management veröffentlichte Studie zeigt, dass Resilienz ein dynamischer Prozess und keine feste Persönlichkeitseigenschaft ist – und legt nahe, dass dies erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaftswelt haben könnte.
Im Zentrum der Studie steht die Idee, dass Resilienz sich verändert, weil sie umfasst, wie ein Individuum im Laufe der Zeit auf eine Reihe von Umständen reagiert.
Dynamische Resilienz
Es ist unmöglich, dynamische Resilienz zu einem bestimmten Zeitpunkt zu beurteilen, sagt Studienautor Patrick Flynn von der North Carolina State University’s Poole College of Management. Dynamische Resilienz zeigt sich im Laufe der Zeit. Wie verändert sich das Verhalten von Menschen im Laufe der Zeit? Wodurch wird es beeinflusst? Das sind die Art von Fragen, die die Wissenschaftler mit dieser Studie beantworten wollten.
Die Studie
Zu diesem Zweck arbeiteten die Forscher mit 314 Mitgliedern einer Marschkapelle einer Universität. Die Studienteilnehmer wurden über 12 Wochen hinweg wöchentlich befragt. Die Umfragen waren so konzipiert, dass sie Daten über die einzelnen Teilnehmer und ihre emotionalen und persönlichen Eigenschaften erfassten.
Um zu beurteilen, wie die Resilienz bei den Einzelnen im Laufe der Zeit abläuft, befragten die Forscher die Studienteilnehmer auch zu ihrem Engagement für den Spielmannszug als Organisation sowie zu ihren Gefühlen von „Burnout“ – speziell zu emotionaler Erschöpfung im Zusammenhang mit ihrer Arbeit in der Organisation.
Engagement und Burnout
Die Beobachtung des Verlaufs von Engagement und Burnout half den Forschern zu erkennen, wie sich Resilienz in der realen Welt auswirkt, sagt Flynn.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass im Durchschnitt die emotionale Erschöpfung mit der Zeit zu- und das Engagement abnahm. Allerdings gab es Faktoren, die diese Effekte beeinflussten.
So verschärfte beispielsweise die Erfahrung innerhalb der Organisation die Auswirkungen der emotionalen Erschöpfung und des geringeren Engagements. Mit anderen Worten: Neulinge schienen über den Untersuchungszeitraum hinweg psychisch belastbarer zu sein.
Die Forscher fanden außerdem heraus, dass Personen, die bei der Beurteilung der emotionalen Stabilität besser abschnitten, auch besser in der Lage waren, ein höheres Maß an Engagement aufrechtzuerhalten.
‚Bindung‘
Schließlich untersuchten die Forscher auch den Verlauf des Engagements jeder einzelnen Person gegenüber der Organisation, um zu sehen, ob dieser die „Bindung“ vorhersagt. Sie fanden heraus, dass ein positiver Verlauf des Engagements mit einer größeren Wahrscheinlichkeit verbunden war, dass die Teilnehmer planten, für ein weiteres Jahr in die Organisation zurückzukehren und dies dann auch taten.
Eine Erkenntnis daraus ist, dass jährliche Mitarbeiterbefragungen möglicherweise nicht der beste Weg sind, um die psychische Widerstandsfähigkeit und das Engagement der Mitarbeiter für ein Unternehmen zu beurteilen, sagt Flynn.
Das liegt daran, dass jährliche Umfragen Momentaufnahmen liefern, während Resilienz ein dynamischer Prozess ist, der schwankt.
Da sich die Resilienz auf Dinge wie die Mitarbeiterbindung auswirkt, die für das Endergebnis eines Unternehmens wichtig sind, müssen wir uns wirklich öfter mit den Mitarbeitern austauschen, sagt Flynn.
Chronischer Stress und die Resilienz
Die Arbeit zeigt auch, dass sich die Resilienz mit der Zeit ‚abnutzen‘ kann, selbst wenn Menschen nur leichten Stressoren ausgesetzt sind.
Chronischer Stress kann die Resilienz reduzieren, was sich auf die Mitarbeiterbindung und höchstwahrscheinlich auch auf die Arbeitsleistung auswirkt, sagt Flynn.
Die Forscher sind jedoch auch der Meinung, dass die Betrachtung von Resilienz als dynamischer Prozess Möglichkeiten schafft, die Resilienz von Mitarbeitern nicht nur durch die Einstellung, sondern auch durch Schulungen und sogar durch die Gestaltung des Arbeitsplatzes zu fördern. Kurz gesagt, es ist nicht so einfach, die richtige Person einzustellen und davon auszugehen, dass es schon klappen wird. Die Förderung von Resilienz wird eine ständige Aufgabe für Führungskräfte und Personalverantwortliche sein.
© psylex.de – Quellenangabe: Group and Organization Management – https://doi.org/10.1177/10596011211027676
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