Vier Schlüsselmechanismen sind an der Veränderung der Persönlichkeit beteiligt
29.03.2024 Psychologen der Washington University in St. Louis und Universität Zürich haben durch die Auswertung früherer Forschungsarbeiten herausgefunden, dass es vier Schlüsselmechanismen gibt, die zum Tragen kommen, wenn eine Person wirklich etwas an ihrer Persönlichkeit ändern will – auch wenn es nur kleine Veränderungen sind.
In ihrer in der Fachzeitschrift Nature Reviews Psychology veröffentlichten Arbeit beschreiben Joshua Jackson und Amanda Wright die vier Mechanismen und wie sie von jemandem genutzt werden könnten, der versucht, seine Persönlichkeit zu verändern.
Ein verbreiteter Glaube besagt, dass Menschen in ihrer Jugend eine Persönlichkeit entwickeln, und dass diese, wenn sie einmal festgelegt ist, dauerhaft ist. Es gibt angeblich keine Möglichkeit, seine Persönlichkeit zu ändern – wenn ein Mensch gierig, mürrisch oder lebenslustig ist, bleibt er das bis zu seinem Tod. Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat jedoch gezeigt, dass diese Annahme nicht ganz richtig ist.
Vier Schlüsselmechanismen zur Veränderung der Persönlichkeit
Die Forscher stellen fest, dass eine bestimmte Persönlichkeit zwar den größten Teil des Lebens erhalten bleibt, es aber auch Beispiele gibt, die zeigen, dass einige Veränderungen möglich sind, wenn ein starker Wunsch danach besteht. In dieser Übersicht haben Jackson und Wright vier Schlüsselmechanismen aufgedeckt, die ins Spiel kommen, wenn es jemandem gelingt, seine Persönlichkeit zu verändern.
- Der erste Mechanismus betrifft die Voraussetzungen, d. h. die Mittel, die zur Veränderung der Persönlichkeit erforderlich sind.
- Der zweite Mechanismus besteht darin, das Lebensumfeld zu verändern, um Auslöser zu beseitigen, die eine Person zu früheren Persönlichkeitsmerkmalen zurückführen. Solche Veränderungen führen zum
- dritten Mechanismus: Verstärker. Dabei handelt es sich um Elemente im Leben einer Person, die eine erwünschte Persönlichkeitseigenschaft unterstützen.
- Der vierte Mechanismus schließlich betrifft die Integratoren, d. h. die Faktoren, die es einer Person ermöglichen, die neuen Eigenschaften auch dann noch zu unterstützen, wenn sie sie bereits erreicht haben.
Die Forscher stellen fest, dass einer der wichtigsten Faktoren bei dem Versuch, Persönlichkeitsveränderungen vorzunehmen, ein starker Wunsch nach Erfolg ist – eine Person muss die Veränderungen wollen und gute Gründe dafür haben, sie zu wollen. Andernfalls, so stellen sie fest, kämpft man gegen den eigenen Wunsch an, zu früheren Eigenschaften zurückzukehren.
Die Forscher weisen auch darauf hin, dass der Zeitpunkt wichtig sein kann. Veränderungen vorzunehmen, wenn man zum Beispiel umzieht, heiratet oder ein Baby bekommt, kann einen großen Anreiz bieten, nicht nur Veränderungen vorzunehmen, sondern sie auch beizubehalten.
© Psylex.de – Quellenangabe: Nature Reviews Psychology (2024). DOI: 10.1038/s44159-024-00295-z
News zu: Änderung der Persönlichkeit
- Vier Schlüsselmechanismen sind an der Veränderung der Persönlichkeit beteiligt
- Psychotherapie, Psychopharmaka verändern die Persönlichkeit
- Der Wunsch und die Umsetzung: Persönlichkeitsveränderungen sind nicht so einfach
- Weitere Forschungsartikel, News dazu
Psychotherapie, Psychopharmaka verändern die Persönlichkeit
Beweis für die Veränderbarkeit der Persönlichkeitseigenschaften
06.01.2017 Eine Überprüfung von 207 Studien mit mehr als 20.000 Menschen fand heraus, dass therapeutische Behandlungsmaßnahmen die Persönlichkeit der Patienten im Durchschnitt deutlich weniger neurotisch und etwas extravertierter machten.
Persönlichkeit ist nicht statisch
Die Metaanalyse widerlegt damit die Idee bzw. Vorstellung einer von Geburt oder Kindheit an festgelegten und statisch bleibenden Persönlichkeit, schreiben die Psychologie-Professoren Brent Roberts der Universität Illinois, Daniel Briley und Phil Chow von der Universität Virginia, Rong Su von der Purdue und Patrick Hill von der Carleton Universität.
Dies ist wirklich der endgültige Beweis dafür, dass die Annahme einer unveränderbaren Persönlichkeit falsch ist, sagte Roberts. Die Psychologen sagen nicht, dass sich die Persönlichkeit drastisch umorganisiert. Man nimmt nicht einen Introvertierten und wandelt ihn einfach in einen Extravertierten. Aber die Befunde demonstrieren, dass sich die Persönlichkeit wirklich entwickelt und entwickelt werden kann, sagen sie.
Neurotizismus und emotionale Stabilität
Persönlichkeitspsychologen halten Neurotizismus und den Gegenpart – die emotionale Stabilität – für sehr wichtige Persönlichkeitseigenschaften zusammen mit Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Offenheit und Extraversion (die Big Five).
Sehr neurotische Menschen neigen zu größerer Besorgnis, Launenhaftigkeit und Depressivität im Vergleich zu anderen, und sie nehmen Ereignisse eher als Bedrohung war, sagte Roberts.
Bild: Kathleen Bergmann
Einige klinische Psychologen sehen Neurotizismus im Kern jeder Form von Psychopathologie, ob es Drogensucht und Alkoholmissbrauch, Psychopathie, Depression oder Panikstörung ist, sagte er. Es ist nicht überraschend, dass die Forscher die größten Veränderungen beim Neurotizismus feststellen konnten, denn diese Persönlichkeitseigenschaft werde von den Therapeuten normalerweise angegangen.
Sind Persönlichkeitsänderungen möglich?
Das Studium der Persönlichkeit ist heikel, weil viele Menschen der Ansicht sind, dass die Persönlichkeit statisch für den Rest des Lebens bleibt, sobald man erstmal erwachsen ist.
Aber auch wenn es viele Belege dafür gibt, dass die Persönlichkeit im Laufe des Lebens relativ stabil ist, hat es nie irgendwelche Beweise dafür gegeben, dass die Menschen vollkommen unveränderlich, vollkommen stabil bleiben, sagte er.
Der Impuls für die neue Analyse kam aus der Überlegung, dass viele klinische Studien die Persönlichkeitseigenschaften von Teilnehmern zu Beginn und am Ende der Behandlung erfassen.
Die überprüften Studien beinhalteten Interventionen wie Kognitive Verhaltenstherapie, supportive oder psychotherapeutische Beratung, psychopharmakologische Behandlungen (z.B. mit Antidepressiva) oder eine Kombination mehrerer Ansätze, im Krankenhaus oder ambulant.
Charakterveränderungen durch Interventionen
Die Behandlungen waren deutlich mit Veränderungen der Charaktereigenschaften (gemessen durch psychologische Tests vor, während und nach den Behandlungen) im Laufe von durchschnittlich 24 Wochen verbunden, schreiben die Forscher.
Emotionale Stabilität war der primäre Charakterzug (gefolgt von Extraversion), der Veränderungen aufgrund der Therapien zeigte. Die Therapieformen (Psychopharmaka, Psychotherapie) unterschieden sich in ihren persönlichkeitsverändernden Effekten nicht sonderlich.
Patienten mit Angststörungen veränderten sich am meisten, stellte das Psychologen-Team fest. Drogensüchtige veränderten sich wenigsten.
Das Ausmaß der Änderung
Das Ausmaß der Veränderung bei der emotionalen Stabilität “war nach unseren Standards dramatisch”, sagte Roberts. Nach ungefähr drei Monaten Behandlung nahm die selbstberichtete emotionale Stabilität der Teilnehmer durchschnittlich um ungefähr die Hälfte dessen zu, was ansonsten im Verlauf des gesamten erwachsenen Lebens erreicht werden würde, sagte er.
“In Bezug auf unsere Erwartungen ist das ein bemerkenswertes Ausmaß an Änderung”, sagte er im Fachblatt Psychological Bulletin.
In ungefähr 50 der Studien wurden die Behandelten auch noch lange nach dem Ende der Therapie beobachtet, und sie schienen die Persönlichkeitsänderungen beibehalten zu haben, sagte Roberts. Die Interventionen verändern also nicht nur einfach die Stimmung, es scheint ein langfristiger Nutzen, eine langfristige Änderung der Persönlichkeit zu sein, schließt der Psychologe.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Illinois, Psychological Bulletin – DOI: 10.1037/bul0000088; Jan. 2017
Der Wunsch und die Umsetzung: Persönlichkeitsveränderungen sind nicht so einfach
09.02.2020 Die meisten Menschen haben einen Aspekt ihrer Persönlichkeit, den sie gerne ändern würden, aber ohne Hilfe kann dies schwierig sein laut einer im Journal of Research in Personality veröffentlichten Studie.
Persönlichkeit eines Menschen ist in Stein gemeißelt
Im Gegensatz zu der einstmals populären Vorstellung, dass die Persönlichkeit eines Menschen mehr oder weniger in Stein gemeißelt ist, hat die psychologische Wissenschaft bewiesen, dass sich Persönlichkeiten im Laufe des Lebens verändern, oft in Übereinstimmung mit wichtigen Lebensereignissen.
Es gibt zum Beispiel Hinweise darauf, dass Schüler in höheren Bildungseinrichtungen eher verträglich und gewissenhaft, und Menschen nach der Heirat weniger extrovertiert und im Ruhestand verträglicher sind.
Es ist zwar bekannt, dass sich Persönlichkeiten als Reaktion auf Lebensumstände verändern können, doch die Forscherin Erica Baranski vom Fachbereich Psychologie der University of Arizona fragte sich, ob Menschen zu jedem Zeitpunkt aktiv und vorsätzlich Aspekte ihrer Persönlichkeit verändern können, nur weil sie dies wünschen.
Sie und ihre Kollegen untersuchten zwei Gruppen von Menschen: etwa 500 Personen aus der Allgemeinbevölkerung im Alter von 19 bis 82 Jahren, die online an der Forschung teilnahmen und etwa 360 Studenten.
Big Five
Bei beiden Gruppen wurde mit Hilfe des “Big Five Inventory” fünf wichtige Persönlichkeitsmerkmale erfasst:
- Extraversion,
- Gewissenhaftigkeit,
- Freundlichkeit / Verträglichkeit,
- Offenheit für Erfahrungen und
- Neurotizismus / emotionale Stabilität.
Die Teilnehmer wurden dann gefragt, ob sie irgendeinen Aspekt ihrer Persönlichkeit ändern wollten. Wenn sie mit Ja antworteten, wurden sie gebeten, eine offene Beschreibung dessen anzuführen, was sie ändern wollten.
Die am meisten gewünschten Persönlichkeitsveränderungen
In beiden Gruppen gaben die meisten Menschen an, dass sie Extrovertiertheit, Gewissenhaftigkeit und emotionale Stabilität steigern wollten. Die Studenten wurden sechs Monate und die allgemeine Bevölkerungsgruppe wurde ein Jahr später erneut befragt.
Keine der beiden Gruppen hatte die Persönlichkeitsziele erreicht, die sie sich zu Beginn der Studie gesetzt hatten, und einige sahen sogar Persönlichkeitsveränderungen in die entgegengesetzte Richtung.
Unerwünschte Änderungen in der Persönlichkeit
Während die allgemeine Bevölkerungsgruppe zwischen der ersten und der zweiten Runde der Datenerhebung keine Veränderung der Persönlichkeitsmerkmale zeigte, zeigte die Gruppe der Hochschulstudenten einige Veränderungen; diese gingen jedoch entweder in die entgegengesetzte Richtung als gewünscht oder betrafen andere Persönlichkeitsmerkmale als die, die die Person zu verändern beabsichtigte.
Gewissenhaftigkeit
Insbesondere die Studenten, die den stärksten Wunsch nach mehr Gewissenhaftigkeit äußerten, zeigten sechs Monate später tatsächlich weniger Gewissenhaftigkeit. Das könnte daran liegen, dass diese Personen von Anfang an ein geringes Maß an Gewissenhaftigkeit zeigten, wodurch sie von Anfang an benachteiligt wurden, sagte Baranski.
Extraversion
Darüber hinaus zeigten Studenten, die extrovertierter sein wollten, in der Folgezeit eine Zunahme bei Verträglichkeit und emotionaler Stabilität statt beim Persönlichkeitsmerkmal Extraversion.
Baranski sagte, dass sie sich vielleicht als Teil ihrer Bemühungen, sozialer und extrovertierter zu werden, tatsächlich darauf konzentrierten, verträglicher und weniger sozial ängstlich zu sein – Verhaltensweisen, die direkter mit der Verträglichkeit bzw. der emotionalen Stabilität zusammenhängen.
Baranski sagte, dass die College-Studenten vielleicht mehr Veränderungen gezeigt hätten als die allgemeine Bevölkerung, weil sie sich in einer starken Umbruchphase ihres Lebens befanden. Dennoch entsprachen die Veränderungen, die sie erreichten, nicht den Zielen, die sie sich selbst gesetzt hatten.
Der Wunsch allein reicht nicht
Insgesamt veranschaulichen die psychologischen Befunde, wie schwierig es für Menschen sein kann, Aspekte ihrer Persönlichkeit allein aufgrund von Wünschen zu verändern.
Das bedeutet nicht, dass die Menschen nicht die Veränderungen vornehmen können, die sie sich wünschen. Vielleicht brauchen sie dazu nur Hilfe von außen – von einem Psychologen, einem Freund oder vielleicht sogar einer mobilen App, die sie an ihre Ziele erinnert, vermutet die Psychologin.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Research in Personality – https://doi.org/10.1016/j.jrp.2019.103910
Weitere Forschungsartikel, News dazu
- Beruflicher Erfolg kann grundlegende Persönlichkeitseigenschaften verändern: Stiegen im Verlauf von acht Jahren das berufliche Prestige und Einkommen an, ging dies mit zunehmender emotionaler Stabilität und Offenheit für Erfahrungen sowie abnehmender Extraversion einher.
zum Artikel - Studie zeigt: Persönlichkeitsveränderungen stehen im Zusammenhang mit Berufserfolgen.
zum Artikel - Können Persönlichkeitseigenschaften ohne eigene Motivation verändert werden? Setzt die erfolgreiche Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen durch eine Intervention voraus, dass die Teilnehmer selbst zur Veränderung motiviert sind?
Kurz beschrieben
Meine Tochter 45 Jahre alt verh.2 Kinder 18 und 15 Jahre erfolgreich selbständiges Unternehmen
Zusammenbruch depressive Episode nach sehr dramatischer Entwicklung der Tochter ..Tochter Mutter Beziehung cs.3 Jahre verletzend erniedrigend..sog Rausschmiss der Tochter nach schlimmer Eskalation.Als Mutter habe ich zu meiner Tochter immer ein sehr inniges liebevolles Verhältnis gehabt.Ich war auch wie in diesen schweren Zeiten ..weil sie es unbedingt wünschte mit offenem Ohr und Herzen dabei.Ich hatte sie auch bestärkt sich psychologischen Rat zu holen und dich evtl.eine Auszeit zu gönnen.Sie entschloss sich in eine stationäre Psychotherapie zu gehen.5 Wochen hat sie gedauert.Resultat ich erkenne meine Tochter nicht wieder.Unser Verhältnis ist völlig kaputt.Sie äussert das ihr klar geworden ist das sie nach meinen Werten und Massstäben gelebt hätte.und sie auf Grund dessen in eine Depression führte.Aber endlich habe sie jetzt erkannt wer sie wirklich ist.Ganz ehrlich…so sieht echte Manipulation aus.Ich bin bis ins Mark erschüttert.Wie ist so Was möglich? Das kann doch niemals Ziel einer erfolgreichen Psychotherapie sein.enge soziale 25 Jahr gutfunktionierende sou.Kontakte völlig zu zerstören?Ich bin entsetzt!Ich überlege zur Zeit was ich wohl tun könnte.
Herzl Gruss