Erhöhtes Risiko für Angststörungen, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen und Suizid bei Patienten mit seltenen Krebserkrankungen

18.08.2024 Eine kürzlich durchgeführte Studie mit fast 60.000 Patienten mit seltenen Krebsarten zu den psychologischen Auswirkungen hat gezeigt, dass diese ein höheres Risiko haben, psychische Probleme bzw. Erkrankungen zu entwickeln, als Patienten mit häufigen Krebsarten.
Die systematische Überprüfung und Metaanalyse dieser Patienten unter der Leitung von Assistenzprofessorin Valerie Yang, beratende medizinische Onkologin am National Cancer Centre Singapore (NCCS) und gemeinsame Forschungsklinikerin und Gruppenleiterin am A*STAR Institute of Molecular and Cell Biology (IMCB), zeigt, dass Patienten mit seltenen Krebsarten deutlich häufiger an Angststörungen und Depressionen erkranken und häufiger Suizide und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) aufweisen.
Seltene Krebsarten, d. h. Krebsarten, an denen weniger als 6 von 100.000 Menschen pro Jahr erkranken, stellen oft eine besondere Herausforderung für Diagnose, Behandlung und Forschung dar. Da die Häufigkeit der einzelnen seltenen Krebsarten gering ist, sind diese Krankheiten in der Öffentlichkeit und bei medizinischen Fachkräften oft nicht bekannt, was zu verzögerten Diagnosen und begrenzten Behandlungsmöglichkeiten führt. Aufgrund des Mangels an Unterstützung und Ressourcen, die auf ihre spezielle Erkrankung zugeschnitten sind, können Patienten mit seltenen Krebsarten in die Isolation geraten, was sich negativ auf ihre psychische Gesundheit auswirken kann, schreiben die Autoren.
Es gibt zwar zahlreiche Studien, die sich mit den psychologischen Folgen von Patienten mit häufigen Krebserkrankungen befassen, doch war dies die erste Studie, die systematisch die psychologischen Auswirkungen einer seltenen Krebserkrankung im Vergleich zu einer häufigen Krebserkrankung untersuchte. Da es weniger Menschen mit seltenen Krebsarten gibt, sind die Kliniker möglicherweise auch weniger auf die psychologischen Herausforderungen dieser Patienten eingestellt.
Die in der Zeitschrift eClinicalMedicine veröffentlichte Studie zeigte, dass Patienten mit seltenen Krebsarten fast dreimal so häufig Angstzustände und Depressionen entwickeln wie Patienten mit häufigen Krebsarten.
Diese Gruppe weist auch eine hohe Inzidenz von Suizid (über 300 pro 100.000 Menschen) und posttraumatischen Belastungsstörungen (18 %) auf. Die Autoren haben spezifische Risikofaktoren bei Patienten mit seltenen Krebsarten identifiziert, die diese negativen psychologischen Folgen hervorrufen können. Dazu gehören eine fortgeschrittene Erkrankung, die Behandlung mit Chemotherapie, ein geringeres Einkommen und ein niedrigerer sozialer Status.
„Jede einzelne Diagnose mag zwar selten sein, aber insgesamt machen seltene Krebsarten 25 % aller Krebserkrankungen aus. Dies und die weltweit steigende Belastung durch seltene Krebsarten machen deutlich, dass diese Patientengruppe dringend mehr Unterstützung braucht“, so Dr. Yang.
© Psylex.de – Quellenangabe: eClinicalMedicine (2024). DOI: 10.1016/j.eclinm.2024.102631