Studie untersuchte Auftreten von Symptomen häufiger psychischer Störungen bei kanadischen Elitesportlern
02.08.2021 Eine neue Studie der Universität Toronto legt nahe, dass Spitzensportler viel häufiger unter psychischen Störungen wie Depressionen, Angstzuständen und Essstörungen leiden, als den meisten Menschen bewusst ist.
Athleten stehen unter enormem Stress und Druck und müssen mit vielen verschiedenen Erwartungen umgehen – vor allem bei den Olympischen Spielen, sagt Studienautorin Zoe Poucher. Das kann sich sehr negativ auf ihr psychisches Wohlbefinden auswirken.
Poucher hat kürzlich in der Fachzeitschrift Psychology of Sport and Exercise eine Arbeit veröffentlicht, in der sie die Prävalenz von Symptomen häufiger psychischer Störungen bei kanadischen Spitzensportlern untersuchte.
Auftreten von psychischen Störungen
Sie fand heraus, dass 41,4 Prozent der Sportler der kanadischen Nationalmannschaft, die für Tokio 2020 trainieren, die vom Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen (DSM-5) vorgeschlagenen Kriterien für Depressionen, Angststörungen und/oder Essstörungen erfüllen. Das ist außergewöhnlich hoch im Vergleich zu geschätzten 10 Prozent der Kanadier generell, die in einem bestimmten 12-Monats-Zeitraum eine psychische Störung angeben.
Konkret berichteten 31,7 Prozent der Athleten über Symptome einer Depression, 18,8 Prozent über Symptome einer mittelschweren (12,9 Prozent) bis schweren (5,9 Prozent) generellen Angststörung und 8,6 Prozent über Werte, die auf ein hohes Risiko für eine Essstörung hinweisen.
Die Forscher fanden eine signifikante positive Verbindung zwischen Stress und den drei verschiedenen psychischen Störungen, die sie erfasst hatten.
Teilnahme an Olympischen Spielen
Die Studie ergab auch, dass die Teilnahme an früheren Olympischen Spielen/Paralympics negativ mit Symptomen einer Essstörung verknüpft war, und dass die Teilnahme an den Spielen 2020 zum Zeitpunkt der Umfrage Ende 2019 positiv mit Symptomen einer Depression einherging.
Eine weitere unerwartete Erkenntnis war laut den Autoren, dass die Athleten, die es in die Olympiamannschaft geschafft hatten, vor den Spielen mehr Symptome von Depressionen aufwiesen.
Wir hören viel über postolympische Depressionen, aber ich habe noch keine Untersuchungen über die psychische Gesundheit vor den Olympischen Spielen gesehen, sagt sie. Ich denke, man geht davon aus, dass die Leute froh sind, dass sie es ins Team geschafft haben.
© psylex.de – Quellenangabe: Psychology of Sport and Exercise (2021). DOI: 10.1016/j.psychsport.2021.102018
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