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Definition
In jeder Hemisphäre des Säugetier- und damit auch des menschlichen Gehirns ist die Inselrinde (auch Insellappen, Inselcortex, Insula, Reilsche Insel, Cortex insularis, Lobus insularis, Gyrus insularis genannt) ein Teil der Hirnrinde tief gefaltet im Sulcus lateralis (die Fissur, die den Schläfenlappen vom parietalen und Frontallappen trennt).
Bild: Opercula entfernt; Henry Vandyke Carter
Von der Insula wird angenommen, dass sie am Bewusstsein beteiligt ist und eine Rolle bei verschiedenen Funktionen wie Emotion eine Rolle spielt oder mit der Regulation der körpereigenen Homöostase verknüpft ist. Diese Funktionen umfassen Wahrnehmung, motorische Kontrolle, Selbstbewusstsein, die kognitiven Funktionen und zwischenmenschliche Erfahrungen. In Bezug auf diese ist es auch an der Psychopathologie beteiligt.
Der Inselcortex ist in zwei Teile geteilt: die größere anteriore Insula und die kleinere posteriore Insula, in der mehr als ein Dutzend Feldbereiche identifiziert wurden. Die kortikalen Bereiche – die operculären Abschnitte – überlappen die Insula lateral. Die Opercula werden aus Teilen der umschließenden frontalen, temporalen und parietalen Lappen gebildet.
Schwierige Entscheidungen verstärken Aktivität im Insellappen des Gehirns
10.06.2016 Forscher können anhand der Aktivität der Insula im Gehirn sagen, wie schwierig eine Aufgabe bzw. Entscheidung ist laut einer in Neuroscience präsentierten Studie der Georgia State University.
Wenn man zum Beispiel eine Straße entlangfährt und plötzlich einen Gegenstand vor sich sieht, muss man sich für ein Verhalten entscheiden – langsamer fahren oder um das Objekt herumfahren. Wenn die Situation unklar bleibt und man sich noch unsicher ist, was man tun soll – vielleicht weil es noch unklar ist, ob es ein Tier oder eine Schachtel ist – dann steigt die Insula-Aktivität steil an.
Perzeptive Wahrnehmung
Die Ergebnisse der Studie geben Aufschluss über die Rolle, die der Cortex insularis bei der perzeptiven Wahrnehmung spielt, die immer noch ein Mysterium darstellt (Perzeption: Gesamtheit der Wahrnehmenvorgänge, sowie dessen Inhalt).
Bild: Cortex insularis (gelb); Henry Vandyke Carter
Die Studie testete 33 Teilnehmer mit normalem oder korrigiertem Sehvermögen und normaler neurologischer Gesundheit in vier perzeptiven Entscheidungsaufgaben, in denen die Forscher die visuellen und audiovisuellen Stimuli manipulierten, um unterschiedliche Ausmaße der Aufgabenschwere zu schaffen.
Verhaltensexperimente wurden sowohl innerhalb als auch außerhalb des MRT-Scanners durchgeführt. Außerhalb des MRT-Scanners sollten die Teilnehmer ihre Entscheidungen ebenso schnell und genau wie möglich durch linke und rechte Maus-Klicks auf zwei gegebene Stimuli treffen.
Innerhalb des MRIT-Scanners sollten die Freiwilligen die präsentierten Stimuli wahrnehmen, auf ein Fragezeichen auf dem Bildschirm warten und dann ihre Wahl über eine Taste treffen.
Die Forscher maßen auch die Blutsauerstoff-Werte (blood oxygen level dependent – BOLD) und untersuchten die Rolle der anterioren Insulae bei der leichten und schwierigen perzeptiven Entscheidungsfindung.
Zunahme der Insula-Aktivität
In allen vier experimentellen Aufgaben zeigte es sich, dass die Aktivitäten der vorderen Insulae konstant mit der Schwierigkeit der Aufgabe zunahmen.
Bei der Wahrnehmung von Mimik zum Beispiel, wurden die Insulae anterior deutlich mehr bei verschwommenen oder „verrauschten“ Bildern aktiviert als bei klaren Bildern.
Die Forscher fanden auch höhere BOLD-Werte bei schwierigeren Aufgaben als bei leichteren. Die Verhaltensleistung der Teilnehmer änderte sich ebenfalls, wenn die sensorischen Informationen unklar waren.
Wichtige Aussagen möglich
Diese Studie zeigt, dass die Tätigkeit der vorderen Insulae voraussagen kann, wie gut die Sinnesinformation wahrgenommen wird, oder wie hoch die Schwierigkeit der perzeptiven Aufgabe ist, sagte Koautor Dr. Mukesh Dhamala.
Diese Forschung ist wichtig, weil die anterioren Insulae – zusammen mit zwei nahe gelegenen Gehirnstrukturen – das Salienz-Netz bilden, und wenn dieses Netz gestört ist, verschlechtert sich die Fähigkeit, zwischen Aufgaben zu wechseln und zusammenhängende Gedanken zu bilden, sagte er.
Die Schwächung dieses Netzes hängt möglicherweise mit psychiatrischen Krankheiten – wie Schizophrenie, Demenz und Autismus – zusammen; es ist also notwendig, mehr darüber zu erfahren, wie die Gehirnregion des Insellappens funktioniert, sagten die Forscher.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Georgia State University, Neuroscience – doi:10.1016/j.neuroscience.2016.04.016; Juni 2016
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