- Definition
- Kontrollüberzeugung der Eltern beeinflusst Verhalten(sprobleme) des Kindes
- Schlaf, Stimmung und Stress sind wichtige Einflussfaktoren für das Kontrollgefühl
Definition
In der Persönlichkeitspsychologie ist die Kontrollüberzeugung der Grad, in dem die Menschen glauben, dass sie die Kontrolle über das Ergebnis der Ereignisse in ihrem Leben haben, im Gegensatz zu externen Kräften außerhalb ihrer Kontrolle.
Das Konzepts wurde von Julian B. Rotter im Jahre 1954 entwickelt und ist seitdem ein Aspekt der Persönlichkeitsforschung. Die Kontrollüberzeugung einer Person wird als internal konzeptualisiert (Annahme, dass das Leben kontrolliert werden kann) oder external (Annahme, dass das Leben von äußeren Faktoren gesteuert wird, die man nicht beeinflussen kann, oder dass die Wahrscheinlichkeit oder das Schicksal das Leben bestimmt).
Individuen mit einer starken internalen Überzeugung glauben, dass Ereignisse in ihrem Leben in erster Linie von ihren eigenen Handlungen bestimmt werden: Zum Beispiel, wenn sie Prüfungsergebnisse erhalten, neigen Menschen mit einem internalen ‚Locus of control‘ dazu, sich selbst und ihre Fähigkeiten zu loben oder zu tadeln. Menschen mit einem starken externalen ‚Locus of control‘ neigen dazu, externe Faktoren wie den Lehrer oder die Prüfung zu loben oder zu beschuldigen.
Sozial-external und fatalistisch-external
Man unterscheidet zwischen sozial-externaler (Kontrolle durch andere Personen) und fatalistisch-externaler Kontrollüberzeugung (Gott, Schicksal, Glück/Pech, Zufall).
Die Kontrollüberzeugung generierte bislang viele Forschungsarbeiten in einer Reihe von Bereichen in der Psychologie. Das Konstrukt gilt anwendbar für Bereiche wie Pädagogische Psychologie, Gesundheitspsychologie und klinische Psychologie.
Kontrollüberzeugung der Eltern beeinflusst Verhalten(sprobleme) des Kindes
05.06.2017 Die Lebensanschauung eines Elternteils kann einen signifikanten Einfluss auf das Verhalten des Kindes haben laut einer neuen im Fachblatt Frontiers in Psychology veröffentlichten Studie der Emory Universität.
Externale vs. internale Kontrolle
Die Ergebnisse zeigen, dass Eltern mit einer „externalen“ Weltanschauung (in der Psychologie externale Kontrollüberzeugung – Definition – genannt) – der Glaube, dass persönliche Anstrengungen und Handlungen wenig oder keinen Einfluss auf das eigene Leben besitzen – eher Kinder mit größeren sozialen, Ess- und Schlaf-Problemen haben.
Doch wenn der andere Elternteil eine „internale“ Sicht auf das Leben hat – der Glaube, dass die Menschen mehr Kontrolle darüber haben, was mit ihnen passiert – dann verbessert sich das Verhalten des Kindes.
Die Studie stützt ihre Befunde auf den Daten von mehr als 10.000 Vorschulkindern und deren Eltern, die an einer Längsschnittstudie der Eltern und Kinder (ALSPAC) in England teilgenommen hatten.
Ko-Autor Professor Jean Golding und ihr Team erfassten von Tausenden von schwangeren Frauen Informationen zur Persönlichkeit und externalen bzw. internalen Kontrollüberzeugungen, sowie deren pränatalen Vorbereitungen. Außerdem befragten die Psychologen die Eltern zum Verhalten des Kindes (im Alter zwischen 6 und 57 Monaten).
Je stärker der Grad der Externalität (und nicht die Internalität) der Eltern vor der Geburt des Kindes ausgeprägt war, desto größer war die Wahrscheinlichkeit für Verhaltensprobleme, Schlafstörungen und essgestörtes Verhalten bei den Kindern in den ersten fünf Lebensjahren, sagte Studienautor Dr. Stephen Nowicki, Professor für Psychologie.
Big 5
Dies lässt sich durch das Verhalten der internal kontrollierten Eltern erklären, die durch die sogenannten Big 5 charakterisiert sind: Offenheit für Erfahrungen (Aufgeschlossenheit), Gewissenhaftigkeit (Perfektionismus), Extraversion (Geselligkeit), Verträglichkeit (Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft, Empathie) und Neurotizismus.
Bild: George Hodan
Im Gegensatz besuchten Frauen mit einer externalisierten Kontrollüberzeugung weniger wahrscheinlich Elternkurse, stillten eher nicht und sorgten eher nicht dafür, dass ihr Kind im Alter von 6 Monaten vollständig geimpft war.
Die Forscher untersuchten auch die Persönlichkeit und Haltung des Vaters, um zu sehen, ob dies einen Einfluss hatte.
‚Heilender‘ Einfluss der Internalität
Die Forscher konnten die Auswirkungen von Internalität und Externalität beider Partner beurteilen, was half, den relativen Einfluss und den Beitrag der pränatalen Kontrollüberzeugungen der Mütter und Väter auf die künftigen Entwicklungsanpassungen zu identifizieren, sagte Nowicki.
Nach den Befunden scheint es egal zu sein, welcher Elternteil eine internale Lebensanschauung besitzt; wenn einer von beiden – Vater oder Mutter – eine internalisierte Weltsicht hat, dann erhöht dies die positive Wirkung auf das soziale, Ess- und / oder Schlaf-Verhalten der Kinder, schreiben die Psychologen.
Die Forscher hoffen, dass die Erkenntnisse Programme zur Reduktion der Externalität und Stärkung der Internalität bei den Eltern einleiten, so dass sie mit ihren Kindern positiver zusammenarbeiten und Probleme im Verhalten, beim Essen und beim Schlafen reduzieren können.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Emory Universität, Frontiers in Psychology – DOI: 10.3389/fpsyg.2017.00546; Juni 2017
Schlaf, Stimmung und Stress sind wichtige Einflussfaktoren für das Kontrollgefühl
30.01.2019 Psychologen haben einen weiteren Grund gefunden, warum Schlaf, Stimmung und Stress wichtig sind: Sie beeinflussen das Ausmaß, in dem ältere Menschen das Gefühl haben, die Kontrolle über ihr Leben zu haben.
Die Ergebnisse können die Bemühungen zur Verbesserung des Kontrollgefühls beeinflussen, was sich auf die körperliche, psychische bzw. emotionale Gesundheit auswirkt.
Für diese Studie werteten die Wissenschaftler Daten von 205 Personen im Alter zwischen 60 und 94 Jahren aus. An acht Tagen über einen Zeitraum von drei Wochen gaben die Studienteilnehmer Auskunft über eine Reihe psychologischer Variablen.
Wahrgenommene Kompetenz u. internale bzw. externale Kontrolle
Die Forscher fokussierten sich auf Variablen, die einen Einfluss auf zwei „Kontrollüberzeugungen“ hatten: wahrgenommene Kompetenz bzw. das Gefühl Dinge tun zu können, die man tun möchte; und Ort der Kontrolle (internale und externale Kontrolle) bzw. das Gefühl, dass man die Kontrolle über sein eigenes Leben hat.
Die Forscher fanden heraus, dass mehrere Variablen einen signifikanten Einfluss auf beide Überzeugungen haben.
Schlaf
Die Psychologen stellten fest, dass die Schlafeffizienz – bzw. die Annahme, dass man gut schlafen kann – mit einer besseren Kontrolle verbunden war, schreiben Shenghao Zhang vom psychologischen Fachbereich der North Carolina State University und Kollegen.
Affekt / Stimmung
Ein positiver Affekt bzw. eine gute Stimmung ist ebenfalls gut für die Kontrollüberzeugungen einer Person, während ein negativer Affekt schlecht ist.
Stress
Und Stress bzw. belastende Ereignisse an einem Tag haben einen negativen Einfluss auf die Kontrollüberzeugungen der nachfolgenden Tage eines Menschen. Die Befunde legen nahe, dass die negativen Auswirkungen von Stress länger als einen Tag anhalten können.
Wenn Menschen denken, dass sie wenig oder gar keine Kontrolle in ihrem Leben haben, sollten sie vielleicht aufhören, einige der alltäglichen Dinge zu tun, die für die psychologische Kontrollüberzeugung von Belang sind. Durch Maßnahmen zur Verbesserung der Stimmung und des Schlafes können Menschen ihr Kontrollgefühl und ihre Lebensqualität verbessern, schließen die Psychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Journals of Gerontology: Series B (2019). DOI: 10.1093/geronb/gbz001
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