Fußball-Psychologie

Fußball und häusliche Gewalt

Ein Artikel über Psychologie und Sport aus England, der aber auch für Deutschland zutreffen dürfte:

Jedes Mal, wenn ein größeres im Fernsehen übertragenes Fußballturnier stattfindet, gibt es Hinweise in den Medien, dass es zu einer Zunahme der (häuslichen) Gewalt kommt.

Philip Johnson, ein Psychologe, der auch als Polizeibeamter und Sozialarbeiter gearbeitet hat, sagt, dass der Effekt real ist und dass sie miteinander verbunden sind; nicht nur mit dem Alkohol, sondern mit der Kultur des Fußballs selbst:

Kultur des Fußballs

Fußball hat eine besondere Sportkultur, die es von Rugby und Cricket unterscheidet, besonders in Bezug auf die Art, wie Spieler auf Autorität – besonders die des Schiedsrichters reagieren.

„Meine Untersuchung (2004) der Disziplininlosigkeit der Spieler gegenüber den Schiedsrichtern, stellt Fußball in einen starken Kontrast gegenüber der Rugby-Weltmeisterschaft von 2003, wo Schiedsrichter stets die Kontrolle behielten und ihre Entscheidungen erklärten, welche auch über Lautsprecher den Zuschauern übermittelt wurden.“

Aggressionen übertragen sich auf Zuschauer

Meine Forschung demonstrierte, dass in weniger als ein Prozent der Fälle ein Fußball-Schiedsrichter seine Einschätzung geändert hat; also sind Beschwerden unfruchtbar, und so verloren die Spieler an Leistung. Die Zuschauer beim Fußball, denke ich, regen sich sehr stark auf, ausgelöst durch ihre Wahrnehmung von scheinbarer Ungerechtigkeit bei den Entscheidungen“.

Herr Johnson begrüßt die Tatsache, dass die Polizei proaktiv die breitere Öffentlichkeit über (häusliche) Gewalt nach Spielen aufklärt:

Schutz vor häuslicher Gewalt

„Strategien können entwickelt werden, um Kinder und Partner zu schützen: z.B. entweder die Konfrontation zu vermeiden, oder durch Vereinbarungen, die den Alkoholverbrauch des Partners einschränken.

„Außerdem sollten lokale Wohltätigkeitsorganisationen, die Frauen (hauptsächlich) bei häuslicher Gewalt unterstützen, neben der Polizei verfügbar sein. Ich schlage vor, diese psychologische Unterstützung für Familien bereitzustellen, in denen es Vorkommnisse von häuslicher Gewalt nach Spielen gab“.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: The British Psychological Society. Juni 2012

Perfektionismus und die Psyche der Fußballer

13.06.2018 In einer Forschungsarbeit mit Profifußballern aus Schweden und Dänemark stellten Sportpsychologen der Universität Kopenhagen bei fast 17 Prozent der Fußballer Depressionssymptome fest.

Stine Nylandsted Jensen vom Fachbereich Sportpsychologie und Kollegen befragten 323 Spieler der ersten und der U19-Mannschaften der dänischen und schwedischen Erstligisten zu depressiven Symptomen, Perfektionismus (Streben und Sorgen), Wettbewerbsangst und Sozialphobie.

Depression, Perfektionismus, Wettbewerbsangst, soziale Phobie

fussball
Bild: Phillip Kofler

Die Ergebnisse zeigten eine Gesamtauftretensrate für depressive Symptome unter den Teilnehmern von 16,7%. Darüber hinaus zeigten Korrelationsanalysen einen Zusammenhang zwischen Depression und perfektionistischer Besorgnis, Wettbewerbsangst und sozialer Phobie.

Die Ergebnisse einer Mediationsanalyse zeigten, dass es einen positiven indirekten Effekt von perfektionistischen Sorgen auf Depressionen durch Wettbewerbsangst gab.

Alter und Angst

Es wurden deutliche negative Zusammenhänge zwischen Alter und Angst, sozialer Phobie und Perfektionismus festgestellt.

Die Depression war jedoch nicht signifikant mit dem Alter verbunden, obwohl die Depressionen der Elite-Junioren deutlich höher waren als die der Profispieler, und sie zeigten ein höheres Niveau an Wettbewerbsangst und sozialer Phobie.

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass mehr Aufmerksamkeit auf die psychische Gesundheit im Spitzenfußball gelegt werden sollte, und dass die untersuchten psychologischen Faktoren ein Ausgangspunkt für präventive Programme und unterstützende Interventionen für Fußballspieler mit depressiven Symptomen sein können.

„Was viele Leistungssportler auszeichnet, ist der Perfektionismus“, erklärt Sportpsychologin und Koautorin Anne-Marie Elbe. „Der wirkt erstmal positiv, motivierend. Aber er kann auch Angst erzeugen, nämlich die Angst davor, nicht perfekt zu sein. Und die treibt viele Profi-Fußballer um, gepaart mit der Angst vor der Bewertung durch andere, der sogenannten sozialen Angst.“ In der Folge können dann psychische Probleme bzw. Störungen wie Depressionen, Angststörungen, soziale Phobie auftreten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychology of Sport and Exercise Volume 36, May 2018, Pages 147-155; https://doi.org/10.1016/j.psychsport.2018.02.008

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