Definition: Die Führungspsychologie ist ein Teilbereich der Wirtschaftspsychologie. Sie erforscht und untersucht Erleben, Wahrnehmung und Verhalten des Menschen im Hinblick auf die Beeinflussung durch Vorgesetzte, Führungspersonal.
- Übertrieben zuversichtliche Menschen täuschen andere leichter
- Anpfiff durch Vorgesetzte kann destruktives Verhalten auslösen
- Wollen Sie Karriere machen? Achten Sie auf ein gesundes Aussehen!
- Männer fühlen sich von weiblichen Chefs stärker bedroht
- Psychopathische Führungskräfte
- Chef / Boss (Psychologie, Psyche) / Toxische Chefs
- Führung und Mitarbeiter
- Servant Leadership
- Implizite Führungstheorie
- Weitere News aus der Forschung dazu
Übertrieben zuversichtliche Menschen täuschen andere leichter
Warum wir dafür verantwortlich sind, wenn unsere Führer unverantwortliche Risiken eingehen: Übertrieben zuversichtliche Personen können andere leichter glauben machen, dass sie begabter seien, als sie es tatsächlich sind, sagt eine neue Studie aus dem Vereinigten Königreich.
Selbsttäuscher kommen weiter und bringen Probleme
Die Forscher entdeckten, dass diese sich selbst täuschenden Menschen mit größerer Wahrscheinlichkeit gefördert werden und einflussreiche Positionen in Banken und anderen Organisationen erreichen.
Diese Positionen können aber abträgliche oder sogar katastrophale Folgen haben, da solch über-zuversichtlichen Personen auch wahrscheinlicher die Fähigkeiten anderer überschätzen und größere Risiken eingehen, wobei es zu einem Anwachsen der Risiken potentieller Probleme kommen kann.
Die Studie der Wissenschaftler der Universitäten Newcastle und Exeter fand auch heraus, dass Menschen, die weniger zuversichtlich hinsichtlich ihrer eigenen Fähigkeiten sind, auch als weniger kompetent von ihren Kollegen betrachtet werden.
Die in PLOS ONE herausgegebenen Befunde konnten zum ersten Mal einen Zusammenhang zwischen der Ansicht über die eigene Kompetenz – und wie andere diese sahen – zeigen, und damit auch teilweise finanzielle Zusammenbrüche und andere Katastrophen erklären.
Die Studie
Bild: Gerd Altmann (pixabay)
Das Team bat 72 Studenten einen Tag nach dem Beginn des Kurses darum, ihre eigene Kompetenz und die ihrer Mitstudenten einzuschätzen.
- 32 Studenten (etwa 45 Prozent) waren darunter, die weniger optimistisch bezüglich ihrer eigenen Fähigkeiten waren (verglichen mit ihrer schließlich erreichten Gesamtnote),
- 29 Studenten (40 Prozent) waren übertrieben zuversichtlich und
- bei 11 Studenten (15 Prozent) entsprachen die eigenen Beurteilungen der eigenen Kompetenz genau den schließlich erreichten Werten.
Es gab eine positive Korrelation (Zusammenhang) hinsichtlich der selbst vorhergesagten Noten und den von den Mitstudenten vorhergesagten.
Mit anderen Worten: Studenten, die eine höhere Note für sich vorhersagten, wurden auch von anderen höher eingeschätzt, unabhängig von ihrer tatsächlichen Endnote. Das gleiche galt auch bei jenen, die sich weniger zuversichtlich zeigten.
Die Befragung wurde nach sechs Wochen wiederholt, als die Studenten einander besser kannten: die Befunde blieben gleich. Die Überoptimisten wurden von den anderen besser bewertet.
Die Selbsttäuscher werden eher ‚gefördert‘
Studienautor Vivek Nityananda sagte, „diese Befunde zeigen, dass die Leute nicht immer das geeignetste, versierteste Individuum ‚belohnen‘, sondern eher das sich am stärksten selbsttäuschende.
„Wir denken, dass dies eine evolutionäre Theorie der Selbsttäuschung unterstützt. Es kann förderlich sein, andere glauben zu lassen, dass man besser ist, als man tatsächlich ist. Und am besten kann man das, indem man sich selbst täuscht – weshalb wir uns zu dem entwickelt haben, was wir heute sind.
„Dies kann Probleme verursachen, da überzuversichtliche Menschen auch eher bereit sind, Risiken einzugehen.
„Wenn also zu viele Menschen sich überbewerten und andere über ihre Fähigkeiten innerhalb von Organisationen täuschen, dann kann dies zu katastrophalen Folgen wie Flugzeugabstürzen, (Anm.: bewaffneten Konflikten) oder finanziellen Zusammenbrüchen führen.“
Koautorin Shakti Lamba von der Exeter Universität fügt hinzu: „wenn übertrieben zuversichtliche Leute mehr und größere Risiken eingehen, dann schaffen wir – indem wir sie unterstützen – Institutionen, wie Banken und Armeen, die Risiken gegenüber anfälliger sind“.
© PSYLEX.de – Quelle: PLOS ONE / Universitäten Newcastle und Exeter, August 2014
‚Anpfiff‘ durch Vorgesetzte kann destruktives Verhalten auslösen
10.10.2014 Angestellte, die verbal von ihren Vorgesetzten beschimpft werden, lassen ihren Frust mit größerer Wahrscheinlichkeit zuungunsten des Unternehmens aus.
Forscher der San Francisco State University fanden heraus, dass verbal gemaßregelte Angestellte ihren Frust auf der Arbeit ausagierten (z.B. durch eine Verlängerung der Mittagspause oder Intrigenbildung).
Selbst wenn der Anpfiff motivieren sollte (bspw. wenn ein Fußballtrainer sein Team ausschimpft und damit antreiben will oder ein Ausbilder seine Lehrlinge ‚zusammenfaltet‘) zeigen die beschimpften Angestellten immer noch eine höhere Wahrscheinlichkeit, ein kontraproduktives Arbeitsverhalten an den Tag zu legen.
Bild: Gerd Altmann (pixabay)
Die Folgen dieser Beschimpfungen können das gesamte Unternehmen betreffen, wenn es bspw. zu verkürzten Arbeitszeiten oder Diebstahl führt.
„Wir fokussierten uns nicht nur darauf, wie sich diese Arbeiter fühlten, oder ob sie anfingen, eine Abneigung gegen ihren Job zu entwickeln“, sagte Kevin Eschleman Psychologe an der SF State. „Wir sahen uns die Folgen an, die unterm Strich tatsächlich für eine Organisation dabei entstanden.“
Für die Studie sammelten die Forscher Daten von 268 Volltagsbeschäftigten einer Online-Studie mit mehr als 80.000 Befragten. Die Angestellten hatten unterschiedliche Jobs und arbeiteten im Durchschnitt seit neun Jahren auf ihren Positionen. In der ersten Welle der Studie wurden die Angestellten gefragt, wie oft sie von ihren Vorgesetzten ‚runtergemacht‘, beleidigt oder verspottet würden. Die Forscher fragten auch die Angestellten, ob sie annahmen, dass die Vorgesetzten durch die Beschimpfungen versuchten, ihnen zu schaden oder ihre Gefühle zu verletzen, oder ob der Chef den Anpfiff als Motivationshilfe sähe.
Beschimpfung mit Motivationsintention
Einen Monat später fragten Eschleman und seine Kollegen die Angestellten, ob sie an ihrer Arbeitsstätte kontraproduktives Verhalten gezeigt hätten (wie: sich über den Vorgesetzten lustig zu machen oder in ihrer Arbeit nachzulassen). Die Forscher waren ein wenig überrascht, dass selbst bei einem Anpfiff mit Motivationsabsicht das gleiche Verhalten bei den Angestellten verursacht wurde. Angestellte scheinen jede Form von Beschimpfung wie „eine Verletzung dessen aufzunehmen, wie sie behandelt werden möchten“, sagte Eschleman.
Folgen für das Unternehmen
Ihre Befunde legen nahe, dass Beschimpfungen nicht zu einem produktiveren Arbeitsplatz führen.
Sie stellten fest, dass Angestellte dieses kontraproduktive Verhalten sowohl dem Vorgesetzten als auch dem Unternehmen als Ganzes anlasten.
„Vorgesetzte sind oft das Gesicht eines Unternehmens und deren Verhalten impliziert auf gewisse Weise die Werte der Organisation“, erklärte Eschleman. „Also, versuchen die Angestellten nicht nur die Person zu treffen, die sie schlecht behandelt oder beschimpft hat, sie versuchen auch das Unternehmen zu treffen, das erlaubte, dass dies geschah.“
Obwohl beschimpfte Angestellte eher ein solches Verhalten zeigen, sagten die Forscher, ist es noch nicht klar ist, warum die Beschäftigten so handeln.
© PSYLEX.de – Quelle: Work & Stress / San Francisco State University, Oktober 2014
Wollen Sie Karriere machen? Achten Sie auf ein gesundes Aussehen!
13.11.2014 Es ist für viele wichtiger, der potentielle Firmenboss oder politische Führer sieht gesund aus, als dass er intelligent wirkt, laut einer Studie der Vrije Universiteit Amsterdam.
Kampf auf der Karriereleiter, Plastik von Peter Lenk
Bild: Bukk (Wiki)
In der Studie wurden 148 Erwachsenen eine Serie von jeweils zwei Fotos der Gesichter von Männern gezeigt, die sich für den Posten des neuen Vorstandsvorsitzenden eines Unternehmens wählen lassen wollen. Die Teilnehmer sollten entscheiden, welchen der beiden Abgebildeten sie dem Posten geben würden. Bei jedem Fotopaar wurde tatsächlich das Gesicht desselben Mannes gezeigt, welches digital so verändert worden war, dass es mal mehr oder weniger intelligent und mehr oder weniger gesund aussah.
Intelligentere Gesichter sind nicht so gefragt
Die Forscher stellten fest, dass die Teilnehmer die gesund aussehenden Gesichter insgesamt zu 69% bevorzugten; die intelligenter aussehenden Gesichter wurden dementsprechend weniger oft ausgewählt.
Intelligenter erscheinende Gesichter wurden nur bevorzugt, wenn den Teilnehmern gesagt wurde, der ‚Chef‘ müsse zwischen zwei Gruppen etwas aushandeln oder neue Märkte finden.
„Hier zeigen wir, dass es sich für aufstrebendes Führungspersonal in Politik und Wirtschaft immer auszahlt, gesund auszusehen, was erklärt, warum Politiker und leitende Angestellte oft so große Mühe, Zeit und Geld in ihre Erscheinung investieren“, sagte der leitende Autor Brian Spisak vom Fachbereich für Management und Organisation in der Zeitschrift Frontiers in Human Neuroscience.
„Wenn Sie für eine Führungsstellung ausgewählt werden wollen, ist ein intelligentes Aussehen unter kontextspezifischen Situationen ein Plus, während eine gesunde Erscheinung in vielerlei Situationen in einem allgemeineren Kontext wichtiger zu sein scheint.“
© PSYLEX.de – Quelle: Vrije Universiteit Amsterdam / Frontiers in Human Neuroscience, November 2014
Männer fühlen sich von weiblichen Chefs bedroht
13.07.2015 Eine aktuelle Studie der Bocconi Universität in Milan legt nahe, dass sich Männer von ihren weiblichen Vorgesetzten bedrohter fühlen und sich ihnen gegenüber offensiver verhalten als sie es bei männlichen Führungskräften tun würden.
Mehr Frauen übernehmen Führungspositionen
Das Konzept der hegemonialen Männlichkeit verschwindet in der Gesellschaft mit der Verwischung der Geschlechterrollen – mehr Frauen übernehmen Führungspositionen und werden zu den Hauptverdienern für ihre Familien, sagt Studienautorin Ekaterina Netchaeva in der Zeitschrift Personality and Social Psychology Bulletin.
Bild: Gerd Altmann
„Selbst Männer, die die Gleichstellung von Frauen und Männern unterstützen, können diese Fortschritte als Bedrohung ihrer Männlichkeit sehen, ob es ihnen bewusst ist oder nicht.“
Für die Studie führten die Forscher drei Versuche mit mehr als 500 Personen in den USA durch, und stellten fest, dass sich Männer von vorgesetzten Frauen stärker bedroht fühlen als von Männern.
Die Männer fühlen sich manchmal so bedroht, dass sie zuweilen versuchten, die Autorität der weiblichen Führungskraft zu unterhöhlen, was zu Störungen am Arbeitsplatz und der Team-Performance durch die Machtkämpfe führen kann.
Weibliche Führungspsychologie
In einer idealen Welt würden Männer und Organisationen über diese Befunde besorgt sein und ihr Verhalten dementsprechend anpassen. Aber, wenn sie es nicht tun, was bleibt den Frauen noch, fragt Netchaeva.
„Angesichts der starken gesellschaftlichen Normen in einer maskulinen Welt, kann es für Männer schwierig sein, ihr Verhalten zu erkennen oder zu ändern.“
Wenn dieses selbstassertive (selbst-behauptende) Verhalten der Männer nicht aufhört, könnten weibliche Vorgesetzte proaktiver handeln und vorgeblich weniger Macht ausüben, um reibungslosere Beziehungen am Arbeitsplatz zu pflegen, sagte Netchaeva.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Bocconi Universität, Personality and Social Psychology Bulletin; Juli 2015
News aus der Forschung
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Extrovertiert und machtbesessen: Frauen im Chefsessel sind unverträglicher als männliche Kollegen – Universität Hohenheim: Befragung von 500 Führungskräften zeigt, Deutschlands Chefinnen sind nicht besser als die Chefs. Im Gegenteil. An Deutschlands Führungsspitzen gelangen vor allem Frauen, die ihre männlichen Kollegen in Sachen Unverträglichkeit noch übertreffen und ihnen in Punkto Machtwillen und Selbstdarstellung in nichts nachstehen. Außerdem zahlen Frauen auf dem Weg zum Gipfel einen höheren Preis. - Chefs, Politiker, Führer mit maskulinen Stimmen bevorzugt, sogar wenn es Frauen sind
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