Hypnose: Vorgänge im Gehirn
Gehirnregionen, die sich während der hypnotischen Trance verändern
29.07.2016 Die Macht der Hypnose, Geist und Körper zu beeinflussen, geschieht in einigen bestimmten Gebieten des Gehirns, fanden Forscher der Universität Stanford heraus.
Die Wissenschaftler scannten mit Hilfe von MRT die Gehirne von 57 Menschen während Hypnose-Sitzungen, die ähnlich auch bei der Behandlung von Angst, Schmerzen oder Trauma zum Einsatz kommen.
Bild: Gerd Altmann
Unterschiedliche Sektionen des Gehirns zeigten eine veränderte Aktiviät und Konnektivität im Zustand der Hypnose, berichteten die Wissenschaftler im Fachblatt Cerebral Cortex.
Jeder Teilnehmer wurde unter vier verschiedenen Bedingungen gescannt – während des Ruhens, während eine Information aus dem Gedächtnis abgerufen wurde und während zwei verschiedener Hypnose-Sitzungen.
Auch wurden Personen (n=21) gescannt (als Kontrollgruppe), die sich nicht hypnotisieren ließen – nur etwa 10% der Bevölkerung lassen sich in einen hochhypnotischen Zustand versetzen, schreibt Studienautor Prof. David Spiegel, um einen Vergleich der Gehirnaktivitäten herstellen zu können.
Gehirntätigkeit und Konnektivität
Spiegel und seine Kollegen entdeckten drei Zustände des Gehirns unter Hypnose. Jede Veränderung wurde nur bei hoch hypnotisierbaren Teilnehmer beobachtet, während sie sich in der Hypnose befanden.
- Als erstes sahen sie, dass es zu einer Abnahme in der Gehirntätigkeit im dorsalen vorderen Cingulum kam, einem Teil des Salienz-Netzes (entscheidet, worauf wir aufmerksam werden) des Gehirns. „In Hypnose werden Sie so absorbiert, dass Sie sich über nichts anderes sorgen“, erklärte Spiegel.
- Als zweites sahen sie eine Zunahme der Verbindungen zwischen zwei verschiedenen Gebieten des Gehirns – dem dorsolateralen präfrontalen Kortex und der Insula. Er beschreibt dies als eine Gehirn-Körper-Verbindung, die es dem Gehirn erlaubt zu verarbeiten und zu kontrollieren, was im Körper vor sich geht.
- Schließlich beobachtete das Forscherteam auch eine Reduktion der Verbindungen zwischen dem dorsolateralen präfrontalen Kortex und dem Default-Mode-Netzwerk (wird beim ‚Nichtstun‘ aktiv), das den mittleren präfrontalen und posterioren cingulären Cortex einschließt. Diese Abnahme in der funktionellen Konnektivität repräsentiert wahrscheinlich eine Trennung zwischen den Handlungen der hypnotisierten Person und ihrem Bewusstsein für ihre Handlungen, sagte Spiegel.
Während der Hypnose erlaubt diese Art der Dissoziation zwischen Handlung und Nachdenken der Person, sich mit Tätigkeiten zu beschäftigen, die entweder von einem Kliniker suggeriert oder autosuggeriert werden, ohne geistige Ressourcen für die Selbstwahrnehmung der Tätigkeit aufzubringen.
Jetzt wo wir wissen, welche Gehirngebiete beteiligt sind, können wir diese Kenntnisse verwenden, um die hypnotische Kapazität, oder die Wirksamkeit der Hypnose für Probleme wie Schmerzen, Angst, Substanzabhängigkeiten zu verbessern, sagte Spiegel.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Stanford, Cerebral Cortex – DOI: 10.1093/cercor/bhw220; Juli 2016