- Definition
- Liste psychodynamischer Psychotherapien
- Psychodynamische Therapien ähnlich wirksam wie andere zugelassene Psychotherapieformen
- Weitere News- / Forschungsartikel dazu
Definition
Die Psychodynamik, auch dynamische Psychologie im weitesten Sinne genannt, ist ein Ansatz in der Psychologie, der die systematische Erforschung der psychologischen Kräfte, die dem menschlichen Verhalten, den Gefühlen und Emotionen zugrundeliegen und wie sie sich auf frühe Erfahrungen beziehen können, betont. Ihr besonderes Interesse gilt den dynamischen Beziehungen zwischen bewusster und unbewusster Motivation.
Der Begriff Psychodynamik wird von einigen auch verwendet, um sich speziell auf den psychoanalytischen Ansatz von Sigmund Freud (1856-1939) und seinen Anhängern zu beziehen. Freud wurde von der Theorie der Thermodynamik inspiriert und benutzte den Begriff der Psychodynamik, um die Prozesse des Geistes als psychologische Energieflüsse (Libido) in einem organisch komplexen Gehirn zu beschreiben.
Bei der Behandlung psychologischer Leiden ist die psychodynamische Psychotherapie (oder kurz: psychodynamische Therapie) tendenziell eine weniger intensive, ein- oder zweimal wöchentliche Modalität als die klassische freudianische Psychoanalyse mit 3-5 Sitzungen pro Woche. Psychodynamische Therapien beruhen auf einer Theorie des inneren Konflikts, bei der unterdrückte Verhaltensweisen und Emotionen in das Bewusstsein des Patienten eindringen; im Allgemeinen ist der Konflikt unterbewusst.
Liste psychodynamischer Psychotherapien
- Analytische Psychotherapie
- Ego-State-Therapie
- Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie nach Davanloo
- Interpersonelle Psychotherapie
- Klärungsorientierte Psychotherapie
- Positive Psychotherapie
- Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie
- Psychosynthese
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
- Transference-focused Psychotherapy
Psychodynamische Therapien ähnlich wirksam wie andere zugelassene Psychotherapieformen
10.10.2017 Laut einer im American Journal of Psychiatry veröffentlichten Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Psychologischen Hochschule Berlin und weiterer Universitäten sind psychodynamische Psychotherapien (Liste) ähnlich wirksam wie andere empirisch gestützte Therapien.
Die Wissenschaftler um Christiane Steinert gingen angesichts der Forderung nach Wirksamkeitsnachweisen für die psychodynamischen Behandlungsverfahren der Frage nach, wie hilfreich diese Therapieverfahren im Vergleich zu empirisch gestützten Behandlungen sind.
In einer Metaanalyse werteten die Forscher 23 randomisiert-kontrollierte Studien mit insgesamt 2.751 Personen mit psychischen Störungen aus. 21 Studien verglichen psychodynamische Psychotherapien mit kognitiver Verhaltenstherapie, zwei mit Psychopharmaka-Therapien.
Behandelte psychischen Erkrankungen
Die behandelten psychischen Krankheiten waren
- depressive Störungen (8 Studien),
- Angststörungen (4),
- Persönlichkeitsstörungen (4),
- Essstörungen (4),
- Substanzbezogene Störungen (2),
- Posttraumatische Belastungsstörungen (1).
Die Forscher weisen darauf hin, dass die miteinander verglichenen Therapien nicht auf Unterschiedlichkeit, sondern hinsichtlich ihrer Gleichwertigkeit verglichen wurden. Qualität der Studien sowie mögliche Interessenskonflikte wurden laut den Wissenschaftlern berücksichtigt.
Studienautor Sven Rabung von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt fasst die Resultate zusammen: „Die zusammenfassende Auswertung der vorliegenden Studien belegt, dass die psychodynamischen Therapien grundsätzlich als genauso wirksam wie die evidenzbasierten Vergleichsbehandlungen, und speziell auch die kognitive Verhaltenstherapie, gelten können.“
„Die vorliegende Metaanalyse belegt somit eindrücklich das Potential psychodynamischer Therapien als gleichwertige Behandlungsoption im Reigen der verfügbaren evidenzbasierten Behandlungsalternativen. Dies ist von großer Versorgungsrelevanz, da jedes Therapieverfahren nur bei einem Teil der PatientInnen zum gewünschten Erfolg führt und deswegen potente Behandlungsalternativen benötigt werden.“
Doch angesichts der (teilweisen) geringen Anzahl der Vergleichsstudien sollten die Befunde durch weitere Studien bestätigt werden.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Alpen-Adria-Universität Klagenfurt; American Journal of Psychiatry – doi: 10.1176/appi.ajp.2017.17010057; Okt. 2017
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