Spezifische (isolierte) Phobie

Definition der Störung

Eine spezifische bzw. isolierte Phobie ist eine in Bezug auf ein bestimmtes Objekt, Situation oder Ort gerichtete Angststörung.

Angst, die ja in bestimmten Situationen völlig normal ist, wird zur pathologischen Angst bzw. Phobie, wenn folgende Diagnosekriterien (bzw. Richtlinien) zutreffen:

Symptome bzw. Diagnose

  • Die erlebte Angst und die eigenen Reaktionen sind nicht der Situation angemessen
  • Die erlebte Angst und die damit verbundenen Reaktionen überdauern die Situation (d.h. sie sind chronisch)
  • Dem Betroffenen ist es nicht möglich die Angst zu erklären, zu reduzieren oder zu bewältigen
  • Das Leben des Betroffenen wird durch die Angstzustände massiv beeinträchtigt

Die Angst kann dabei auf drei Ebenen beschrieben werden:

  • Subjektive Ebene: verbale äußerungen des Betroffenen über seine Angst
  • Verhaltensebene: Vermeidung, Ausweichen, Rituale
  • Physiologische Ebene: z.B. Zittern, Schwitzen, Übelkeit, Herzschlag ändert sich …

Epidemiologie

Ca. 25% der Phobien in der klinischen Praxis sind Fälle von spezifischer Phobie (ca. 50% Agoraphobie, ca. 25% soziale Phobien).

In den USA zeigte sich eine sechs-Monats-Prävalenzrate von 4-12% für soziale Phobien. Diese Raten sind höchstwahrscheinlich auf Europa aber nicht z.B. auf Afrika übertragbar. In verschiedenen afrikanischen Staaten findet man kaum Phobien.

In den westlichen Industrienationen zeigen Frauen eine höhere Rate zu erkranken: Etwa 90-95% der Erkrankten sind Frauen.

Epidemiologisch ist von ca. 7% an spezifischen Phobien auszugehen.

Verlauf der spezifischen Ängste

Der Beginn bei spezifischen (isolierte) Phobien unterliegt vom Alter der Betroffenen her großen Schwankungen, und der Durchschnitt von 24 Jahren sagt sehr wenig aus. Ca. 60% der Betroffenen können direkte Lernerfahrungen nennen, 17% gaben Modellernen als verursachend und 15% konnten keine Umstände des Beginns angeben.

Der Verlauf bei der Störung Spezifische Phobie ist unterschiedlich: einige Ängste dauern sehr kurz und nehmen schnell ab, andere (z.B. Höhenängste, Klaustrophobien, Tierängste usw.) dauern länger an und verschwinden langsamer. Grundsätzlich muss bei den spezifischen Phobikern mit Chronifizierung und durchschnittlich 20 jähriger Dauer gerechnet werden.

Für Betroffene mit spezifischen Phobien gilt, dass sie sehr unterschiedlich in ihren Lebensbelangen eingeschränkt sind. So können Betroffene mit Angst vor Schlangen, Aufzügen, Dunkelheit, Höhen usw. diese angstauslösenden Dinge recht gut vermeiden und sind so kaum in ihrem Leben eingeschränkt. Während Patienten mit Ängsten vor Ansteckungen oder AIDS-Phobien, Herz-Kreislaufphobien usw. ständig sich gedanklich mit ihren Ängsten auseinandersetzen müssen (dauernd Angstauslösendes vermeiden müssen) und es so zu einer starken Einschränkung ihres Lebens kommt.
Zu den einzelnen Phobien finden Sie hier eine Liste der Phobien.

Es gilt bei einer Therapie zunächst abzuklären, ob die spezifische Phobie als übertriebene „normale“ Angst oder als sinnlose Angst von den Betroffenen gesehen wird.

DSM IV

Das DSM IV unterscheidet folgende Subtypen spezifischer Phobien:

  • Prüfungsängste: oft sub-klinischer Natur (sog. Analog-Angst) stark subjektiv mit Bewertungskomponente
  • Schulphobien: vorwiegend im Kindesalter (sich festsetzend) betrifft ca. 1% der Kinder
  • Tier-Typus: Angst vor Tieren (z.B. Insekten, Hunde, Katzen, Schlangen, Spinnen, Pferden, Ratten, Mäusen usw.)
  • Umwelt-Typus: Angst vor natürlichen Umweltphänomenen, z.B. Stürme, Blitz, Donner, Dunkelheit usw.
  • Blut-Spritzen-Verletzungs-Typus: Angst vor Anblick oder Kontakt mit Blut, Injektionen, medizinische Eingriffe, Zahnarzt usw.
  • Situativer Typus: Angst vor spezifischen Situationen wie z.B. Verkehrsmittel, Aufzüge, Brücken, spitze Gegenstände usw., geringere Generalisierung als beim Agoraphobiker
  • Anderer Typus: Restkategorie: Angst vor z.B. Ersticken, Krankheit, Geschlechtsverkehr, Herzstillstand usw.

Herzinfarkt

Personen mit spezifischen Phobien – wie Angst vor überfüllten Orten, Angst vor Höhen oder Angst nach draußen zu gehen – sind einem höheren Risiko für Herzinfarkte ausgesetzt als Menschen mit weniger oder keinen Phobien.

Höheres Risiko für Herzinfarkte

Mehrere Studien haben gezeigt, dass Ängste und Ärger mit einem erhöhten Risiko für plötzlichen Herztod verbunden sind (Angst vor dem Herzinfarkt: Die Cardiophobie). Dies ist der Fall, wenn der Tod innerhalb einer Stunde nach Begin der Symptome eintritt; er ist normalerweise mit einer tödlichen Herzrhythmusstörung verbunden.

Die folgenden Fragen, vorgeschlagen von der American Heart Association, könnten Ihnen helfen festzustellen, ob Sie einen Psychologen oder Psychotherapeuten aufsuchen sollten:

Haben Sie eine Phobie?

  • Haben Sie unerklärliche Furcht davor, sich in geschlossenen Räumen wie Läden, Aufzüge usw. aufzuhalten?
  • Ertappen Sie sich bei der Sorge, eine unheilbare Krankheit zu bekommen?
  • Fürchten Sie sich vor Höhen, auf hohe Orte zu steigen?
  • Fühlen Sie sich ängstlich in einer Menschenmenge?
  • Sorgen Sie sich übermäßig, wenn Angehörige spät nach Hause kommen?
  • Fühlen Sie drinnen gelassener als draußen?
  • Haben Sie eine Abneigung, allein hinauszugehen?
  • Fühlen Sie sich sehr ängstlich beim Reisen mit dem Bus oder Zug, selbst wenn sie nicht überfüllt sind?
  • Wagen Sie es nicht, ein Zimmer zu betreten, wenn Sie wissen, dass sich dort drin ein Ihnen angstmachendes Tier befindet (obwohl dieses Tier Ihnen rational nichts antun kann, wie etwa eine Spinne oder Maus)?

Quelle: American Heart Association, Juli 2011

Habe ich eine Phobie?

Während Furcht eine normale Reaktion auf eine wahrgenommene Gefahr ist, kann eine Phobie diagnostiziert werden, wenn die Angst übertrieben oder irrational ist.

Woran erkennt man eine Phobie?

Die amerikanische psychiatrische Vereinigung sagt, dass folgende Symptome eine Phobie anzeigen:

  • Gefühle des Schreckens, Entsetzens, Panik oder Angst.
  • Selbsterkenntnis, dass die Angst über die tatsächliche Gefahr hinausgeht.
  • Angst, die so extrem ist, dass sie sich in Gedanken und Handlungen einmischt.
  • Physische Symptome wie Atemnot, ein rasch schlagendes Herz oder Zittern.
  • Das Vermeiden von Situationen, die die Phobie auslösen, wie z.B. Fliegen mit einem Flugzeug (bei Flugangst).

Quelle: American Psychiatric Association, Dez. 2010

Weitere Forschungsartikel, News

  • Bei der Behandlung den Herzschlag einbeziehen kann den Behandlungserfolg bei Phobien verbessern.
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  • Behandlung von phobischen Störungen: Unbewusste Konfrontation wirksamer als bewusste Exposition?
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  • Phobie-Therapie durch Modell-Lernen
    Phobien, wie z.B. Ängste vor Spinnen, Clowns oder dem Zahnarzt, sind oft anzutreffen und schwer zu behandeln. Modelllernen könnte die Therapie leichter machen.
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