Krebs und Depression

Zusammenhang?

Update – Neue Studie: Gibt es eine Verbindung? (s.u.)

Eine Forschungsstudie legt nahe, dass depressive Störungen bei Menschen mit Krebs zu einer Verkürzung des Lebens führen, und wirft Fragen über die Notwendigkeit auf, Krebspatienten auf psychische Krankheiten zu untersuchen.

Höhere Sterblichkeit bei Krebspatienten mit Depression

„Wir fanden eine höhere Sterblichkeit bei Patienten mit Krebs, die über mehr depressive Symptome als andere berichteten, und auch bei Patienten, die mit einer depressiven Störung diagnostiziert worden sind, verglichen mit Patienten, die keine Depression hatten“, sagte Jillian Satin, Mitautor der Studie der Universität von British Columbia (herausgegeben am 14. September in der Zeitschrift „Cancer“).

Beeinflussung der Krebspatienten durch Depressivität

Satin und Kollegen überprüften Studien daüber, wie Depression die Gesundheit von Patienten mit Krebs beeinflusst. Sie fanden 26 Studien mit mehr als 9.400 Patienten, die ihren Kriterien entsprachen.

Insgesamt waren die Sterblichkeitsraten 25% höher bei Patienten, die sich depressiv fühlten, und 39 Prozent höher bei Patienten, die eine Depressionsdiagnose erhalten hatten.

Die Forscher fanden eine Differenz auch nach der Berücksichtigung anderer möglicher Faktoren, die ihre Befunde hätten beeinflussen können. Aber sie sagen, dass mehr Forschung nötig ist, um die Ergebnisse zu bestätigen und definitiv zu bestimmen, ob Depression die Sterblichkeit bei bestimmten Krebs-Formen beeinflusst.

Quelle: Cancer 2009

Update – Neue Studie

Depressionen, Krebs: keine Verbindung?

04.11.2013 In einer neuen französischen Studie suchten Forscher einen Zusammenhang zwischen Depressionen und dem Risiko für Krebs – und fanden keinen.

Depressionen, Krebs: keine Verbindung?

„Wir haben nichts gefunden, und es ist normalerweise nicht sehr interessant, wenn Forscher nichts gefunden haben“, sagte Autor Dr. Cédric Lemogne von der Pariser Descartes Universität. „Aber in diesem Fall war es der Punkt.“

Krebsrisiko

Es gibt schon lange Theorien, dass Depression das Krebsrisiko beeinflussen könnte, und verschiedene Studien haben Belege sowohl dafür als auch dagegen gefunden. Zum Beispiel legte eine Studie aus den 1990ern nahe, dass Personen mit einer langen Geschichte von Depression ein doppelt so hohes Risiko für Krebs hätten.

Doch jene Befunde konnten nie wiederholt werden, sagen Lemogne und sein Team.
In der Tat, produzieren Metaanalysen, die versuchen alle verfügbaren Studien zu diesem Thema durchzukämmen, weiterhin einander widersprechende Ergebnisse. Trotz eines Mangels an klaren Belegen, denken manche Krebspatienten, dass ihre Depressivität für die Entstehung oder Verschlimmerung ihres Leidens irgendwie verantwortlich sei.

In der neuen Studie analysierten die Forscher Daten (der Firma GAZEL) von 14.203 Personen über 15 Jahre. Die Frauen waren zwischen 35 und 50 Jahre, die Männer zwischen 40 und 50. Die Teilnehmer hatten der Verwendung ihrer Daten zugestimmt.

Die Forscher berechneten die depressionsgebundene Abwesenheit von der Arbeit, die von den Betriebsärzten festgehalten worden war, während vier Jahren. Dann ermittelten sie die durchschnittlichen Depressionsschwere der Teilnehmer, auf der Basis von drei Depressionstests während zehn Jahren.

Alle Teilnehmer wurden zwischen 1994 und 2009 auf Krebsdiagnosen überprüft. Diese Diagnosen wurden mit den Daten der Ärzte und den festgestellten Todesursachen des Landes gegengeprüft.

Krebsdiagnosen

Während dieser Zeit erhielten etwa acht Prozent (1.119 Teilnehmer) eine Krebsdiagnose. Die Forscher gruppierten die Krebsarten in fünf Kategorien: Prostata, Brust, Lungenkrebs, Dickdarm oder Rektum und „alle anderen“.

Die Forscher fanden keine Verbindung zwischen Depression und irgendeinem spezifischen Krebstyp. Es gab nur eine sehr schwache Verbindung zwischen der Kategorie „alle anderen Krebsarten“ und saisonaler depressiver Erkrankung. Auch hatten Männer mit Depression leicht weniger häufig Prostatakrebsdiagnosen, aber auch diese Zahl war ebenfalls statistisch nicht signifikant.

Quelle: L’Université Paris Descartes, Okt. 2013

Terminaler / Finaler Krebs

Depression üblich am Ende von terminalem Krebs

Depression ist eine übliche Erkrankung unter Patienten mit metastatischem Krebs, und jene mit einer Kombination aus schlechter psychosozialer Versorgung und größeren körperlichen Leiden haben das höchste Risiko laut einer Studie in der Zeitschrift Journal of Clinical Oncology.

Christopher Lo von der Universität von Toronto und Kollegen folgten 365 Patienten mit metastatisch gastrointestinalen Krebs oder Lungenkrebs, um die Vorhersagevariablen, und den Verlauf der Depression bei terminal kranken Patienten zu bestimmen.

Durch Fragebögen vergewisserten sich die Forscher der Ausgangsniveaus von

  • depressiver Störung,
  • physischer Verzweiflung,
  • geistigem Wohlbefinden,
  • sozialer Unterstützung,
  • Selbstbewusstsein,
  • Sicherheit sozialer Kontakte und
  • Gefühle der Hoffnungslosigkeit;

dann wurden die Patienten in zwei Monatsintervallen neu bewertet.

Insgesamt berichteten 35 Prozent der Patienten über mindestens leichte depressive Symptome mit 16 Prozent, die über moderate bis schwerwiegende depressive Symptome berichteten.

Depressive Symptome, die von moderat bis schwerwiegend auftraten, waren in den drei Monaten vor dem Tod der Krebs-Patienten fast dreimal häufiger als ein Jahr oder länger vor dem Tod.

Risikofaktoren

Risikofaktoren für eine Depression bei Krebspatienten waren: jüngeres Alter, das Ausgangsniveau bei der Einnahme von Antidepressiva, geringes Selbstbewusstsein, geringes geistiges Wohlbefinden, größere Bindungsängste, Hoffnungslosigkeit, Last einer physischen Krankheit und Nähe zum Tod.

Ausschlaggebend ist die Verzweiflung bei Krebs-Patienten

Personen mit einer Kombination von größerem physischem Leiden und psychosozialen Problemen hatten das höchste Risiko für Depression.

„Diese Befunde stimmen mit der Ansicht überein, dass Depressivität einhergeht mit der Verzweiflung bei Krebs-Patienten, und dass sie durch die Auswirkungen von vielen, interagierenden biologischen und psychosozialen Risikofaktoren entsteht.

Sie unterstützen auch die Notwendigkeit, Präventiv- und therapeutische Eingriffe zu untersuchen, besonders für Personen mit mehrfachen Risikofaktoren für Gefühle der Verzweiflung, und zu entscheiden, welche integrierten und lindernden Eingriffe die in Wechselbeziehung zueinander stehenden Probleme des emotionalen und physischen Leidens bei Menschen mit terminalen Krebs am besten anzuwenden sind“, schreiben die Autoren.

Quelle: Journal of Clinical Oncology, Mai 2010

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