Psychische Störungen, Krankheiten, Erkrankungen
Persönlichkeit
Persönlichkeit der Mutter beeinflusst die psychische Gesundheit des Kindes
14.06.2017 Eine im Fachblatt Psychological Medicine veröffentlichte Studie der Universität Bristol untersuchte die Auswirkungen der zugrundeliegenden psychosozialen Anfälligkeiten von Eltern auf die zukünftige psychische Gesundheit des Nachwuchses.
Studienautorin Dr. Rebecca Pearson und Kollegen erfassten bei über 8.000 Eltern dysfunktionale Persönlichkeitsmerkmale wie
- Monotonie vermeidend / sensationssuchend,
- impulsiv,
- wütend,
- misstrauisch und
- distanziert
als deren Kinder 9 Jahre alt waren und psychische Störungen wie selbstverletzendes Verhalten / Selbstverletzungen, Depression und Ängstlichkeit bzw. Angststörungen bei den Kindern im Alter von 18 Jahren.
Dysfunktionale Persönlichkeitsmerkmale der Mutter
Es zeigte sich, dass ein stärkeres Ausmaß dysfunktionaler mütterlicher – aber nicht väterlicher – Persönlichkeitsmerkmale mit einem erhöhten Risiko für selbstverletzendes Verhalten, Depression und Ängstlichkeit beim Nachwuchs verbunden war. Die mütterlichen Verknüpfungen konnten am besten durch die Anhäufung dysfunktionaler Persönlichkeitsmerkmale erklärt werden.
Bild: Hans Braxmeier
Die Verbindungen waren am stärksten zur Depression beim Nachwuchs: Kinder von Müttern mit drei oder mehr dysfunktionalen Persönlichkeitseigenschaften waren 2,27-mal (1,45-3,54, p <0,001) wahrscheinlicher depressiv, verglichen mit Nachkommen von Müttern ohne dysfunktionale Persönlichkeitsmerkmale, unabhängig von einer mütterlichen Depression und anderen möglichen Störfaktoren.
Die Akkumulation von dysfunktionalen mütterlichen Charaktermerkmalen war mit dem Risiko für Selbstverletzungen, Depressivität und Angst beim Nachwuchs unabhängig von mütterlicher Depression und anderen störenden Variablen verbunden.
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Berücksichtigt wurden als mögliche Störfaktoren Alter der Mutter bei der Geburt, ob sie alleinerziehend war, Alkoholkonsum, Rauchen, Familieneinkommen, finanzielle Probleme und Partnergewalt.
Keine genetische Verknüpfung
Das Fehlen von Verknüpfungen bei gleichwertigen väterlichen Charakterzügen macht eine genetische Erklärung für die Ergebnisse unwahrscheinlich, schreiben die Wissenschaftler, legt aber auch nahe, dass Väter ihre Kinder auf andere Weise beeinflussen müssen.
Weitere Untersuchungen sind deshalb erforderlich, um den zugrundeliegenden Mechanismus zu erforschen. Mütter mit einem hohem Maß an dysfunktionalen Persönlichkeitsmerkmalen können von zusätzlicher Unterstützung profitieren, um das Risiko von nachteiligen psychologischen Auswirkungen zu reduzieren, die bei ihren Kindern auftreten, schließen die Forscher.
Die Forscher wissen nicht, warum diese Aspekte der Persönlichkeit einer Mutter das Kind auf diese Weise beeinflussen können. Aber es gibt eine Reihe von möglichen Erklärungen, die weiter untersucht werden sollten.
Erklärungen; Ursachen; Gründe
So beziehen sich alle erfassten Persönlichkeitsmerkmale auf emotionale und Beziehungsprobleme. Im Zusammenhang mit der Mutterschaft könne dies auf die Emotionen des Kindes wirken und eine konsequente, sichere Beziehung erschweren.
- Wenn die Mutter z.B. misstrauisch ist oder von ihrem Kind getrennt wird, kann das Kind Probleme entwickeln, eine starke emotionale Bindung zu seiner Mutter aufzubauen, was die emotionale Entwicklung des Kindes und die Beziehungen zu anderen beeinflussen kann, schreibt Pearson.
- Ist die Mutter anfällig für impulsives Verhalten, könnte sie Probleme mit der eigenen Konsequenz haben, so dass ihr Kind Probleme bei der Entwicklung von Sicherheit und Grenzfindung bekommen kann. Dies kann auch zu Depressionen und Ängstlichkeit führen.
- Ist die Mutter wütend oder impulsiv, kann sich dies in harten oder feindlichen Verhaltensweisen gegenüber ihrem Kind ausdrücken, vor allem in disziplinarischen Situationen. Dies kann dazu führen, dass das Kind sich gestresst fühlt und Probleme hat, seine Emotionen zu bewältigen, was wiederum zu psychischen Erkrankungen bzw. Problemen wie Selbstverletzungen, Depression und Ängstlichkeit bzw. Angststörungen führen kann, sagt Pearson.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Bristol, Psychological Medicine, 1-11. doi:10.1017/S0033291717001246; Juni 2017