Psychische Misshandlungen

Psychische Misshandlungen mindestens so schädlich wie sexuelle oder physische

09.10.2014 Kinder, die emotional gepeinigt und vernachlässigt wurden, sehen sich mit ähnlichen (und manchmal schlimmeren) Folgen für ihre psychische Gesundheit konfrontiert, wie Kinder, die körperlich misshandelt oder sexuell missbraucht wurden. Doch psychische Misshandlungen werden seltener in Präventionsprogrammen oder bei der Behandlung der Opfer angesprochen.

„Angesichts der Häufigkeit von psychischen Misshandlungen in der Kindheit und der Schwere des Schadens an den jungen Opfern, sollte dieses Thema ganz nach vorne rücken, wenn es um die Verbesserung der psychischen Gesundheit geht“, sagte Studienautor Joseph Spinazzola vom Traumazentrum am Justice Resource Institute (USA). Der Artikel ist in der Zeitschrift Psychological Trauma: Theory, Research, Practice, and Policy der American Psychological Association erschienen.

Trauriger Teddy
Bild: George Hodan (pixabay/PublicDomainPictures)

Untersuchung dreier Misshandlungsformen

Die Forscher benutzten das National Child Traumatic Stress Network Core Data Set, um Daten von 5.616 Jugendlichen zu analysieren, die in ihrer Lebensgeschichte mindestens eine Misshandlung folgender drei Formen des Missbrauchs erlebten: psychische Misshandlung (emotionale Misshandlung oder emotionale Vernachlässigung), physische Misshandlung und sexueller Missbrauch.

Definition

Die Mehrheit (62 Prozent) hatte psychische Misshandlungen erlebt, und nahezu ein Viertel der Vorfälle beruhte ausschließlich auf psychischen Misshandlungen. Die Studie definierte diese durch bestimmte Handlungen von Erziehungsberechtigten. Danach wurden Kinder misshandelt, wenn die Eltern, Betreuer etc.:

  • mobbten,
  • terrorisierten,
  • zwanghaft kontrollierten,
  • stark beleidigten,
  • drohten,
  • entwürdigten,
  • unerfüllbare Forderungen stellten,
  • ächteten und/oder
  • isolierten.

Kinder, die psychisch misshandelt wurden, litten unter

gleich oft wie und – in einigen Fällen – öfter als Kinder, die physisch oder sexuell misshandelt wurden.

Unter den drei Formen der Misshandlungen war psychische Misshandlung am stärksten mit Depression, generalisierter Angststörung, sozialer Phobie, Bindungssproblemen und Drogenmissbrauch verbunden.

Psychische Misshandlung, die zusätzlich zu körperlicher oder sexueller Misshandlung auftrat, war mit deutlich schwerwiegenderen und weitreichenderen negativen Folgen verbunden, als wenn Kinder allein sexuell oder körperlich missbraucht wurden laut der Studie.

Außerdem mussten sexuelle und physische Misshandlungen gemeinsam auftreten, um dieselbe Wirkung wie psychische Misshandlung allein auf Verhaltensprobleme in der Schule, Bindungsprobleme und selbstverletzendes Verhalten zu haben.

Den Kindern (42% männlich) wurde von 2004 bis 2010 gefolgt, wobei das durchschnittliche Alter zu Beginn bei 11 Jahren lag.

© PSYLEX.de – Quelle: Psychological Trauma: Theory, Research, Practice, and Policy / The Trauma Center at Justice Resource Institute, Oktober 2014

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