Psychose: Biomarker, Biotypen, Subtypen

Psychose: Biomarker, Biotypen, Subtypen

Psychische Erkrankungen / Psychotische Störungen

Biomarker verbessern Diagnose und Behandlung

13.12.2015 Eine bahnbrechende Studie hat einen umfassenden Satz biologischer Marker identifiziert, die zu einer besseren Diagnose und Behandlung verschiedener Formen der Psychose führen können.

Drei neurobiologische deutliche Biotypen

Gegenwärtig ist der Gold-Standard die klinische Beobachtung, um Patienten mit Schizophrenie, schizoaffektiver und bipolarer Störung zu diagnostizieren. In der neuen Studie jedoch konnten die Forscher drei neurobiologische deutliche Biotypen ausmachen, die nicht immer mit der konventionellen klinischen Diagnose übereinstimmen.

Frühere Studien haben zeigen können, dass eine symptombasierte Diagnose psychotischer Erkrankungen unvollständig biologisch bedeutende Unterscheidungen erfassen, was oft zu nicht zufriedenstellenden Behandlungen führt.

Neue Grundlagen für die Diagnose

„In einem gewissen Sinn haben wir die Grundlagen für die Diagnose von Psychosen völlig rekonstruiert und neu überdacht“, sagt Dr. Carol Tamminga vom Fachbereich für Psychiatrie an der Universität Texas in der Zeitschrift American Journal of Psychiatry.

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Bild: Gerd Altmann

In der Studie wurden die Teilnehmer mit verschiedenen kognitiven Tests, Eye-Tracking-Bewegungen, Elektroencephalographie (EEG) und Magnetresonanztomographie (MRI) untersucht.

Zur Teilnehmer-Gruppe zählten psychotische Personen, ihre Verwandten ersten Grades und eine Kontrollgruppe. Die Analyse der Ergebnisse aus der Biomarkerbatterie mit 1.872 Personen (mehr als 700 Psychotiker) zeigten drei unterschiedliche Psychose-Cluster bzw. Biotypen:

Biologische Subtypen:

  1. Biotyp 1 war die am stärksten beeinträchtigte Gruppe. Diese Gruppe demonstrierte ein schlechtes Erkennungsvermögen und Eye-Tracking-Fähigkeiten und die meisten Hirngewebsschäden. Das beeinträchtigte Hirngewebe war in erster Linie über die frontalen, temporalen und parietalen Regionen des Gehirns verteilt. Obwohl alle üblichen Psychosediagnosen im Biotyp 1 erscheinen, gab es ein geringfügiges Übergewicht (59 Prozent) von Schizophreniefällen. Außerdem tendierten die Mitglieder dieser Gruppe zu schwerwiegenderen psychotischen Symptomen (Halluzinationen und Wahnvorstellungen) als die der anderen Gruppen.
  2. Biotyp 2 demonstrierte kognitive Beeinträchtigung und schlechte Eye-Tracking-Fähigkeiten, zeigte aber hohe Gehirnwellen-Reaktionen (gemessen mit EEG, von den Neurowissenschaftlern oft ’noisy brain‘ genannt). Diese Personen werden oft als überstimuliert, hyperaktiv oder überempfindlich bezeichnet. Biotyp 2 hatte ebenfalls einen Verlust der grauen Substanz in den frontalen und temporalen Regionen, aber weniger als Biotyp 1. Biotyp 2 hatte auch die schlechtesten Werte bei den Stimmungsskalen wie Depression und Manie.
  3. Biotyp 3 war am wenigsten beeinträchtigt mit annähernd normalen Auswertungen von Kognition, EEG-Funktion und Gehirnstruktur. Die Symptome dieses Typs waren von moderater Schwere. Die Teilnehmer in dieser Gruppe wurden mit leicht höherer Wahrscheinlichkeit mit bipolarer Störung (60 Prozent) diagnostiziert.

„Was rätselhaft und faszinierend zugleich ist, dass alle drei biologisch gesteuerten Krankheitskonstrukte oder Biotypen klinisch als Schizophrenie, schizoaffektive oder bipolare Störung diagnostiziert werden könnten“, sagte Dr. Tamminga.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Texas, American Journal of Psychiatry; Dez. 2015

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