Schizophrenie – Neurologische Grundlagen

Neurologische Grundlagen

Neurologische Grundlagen der Schizophrenie, genauso komplex wie die Störung selbst

26.11.2015 Schizophrenie ist schwierig zu diagnostizieren und zu behandeln, größtenteils deswegen, weil sie sich bei verschiedenen Menschen unterschiedlich manifestieren kann.

Eine neue in der Zeitschrift Molecular Neuropsychiatry herausgegebene Studie hilft zu erklären, warum das so ist. Forscher der Universität von North Carolina haben eine Landkarte geschaffen, die unterschiedliche Schizophreniesymptome mit bestimmten Gehirnnetzwerken verbindet.

Keine einzelne Krankheit?

Die Befunde unterstützen die Annahme früherer Studien, dass Schizophrenie nicht eine einzelne Krankheit, sondern eine komplexe Konstellation neuronaler Vernetzungsprobleme darstellt.

Die Studie verstärkt auch den potentiellen Wert von Gehirnscans bei der Identifikation und dem Verständnis der Schizophreniesymptome bei einzelnen Patienten, sowie bei der Suche nach vielversprechenden neuen therapeutischen Ansätzen und der Dokumentation des Fortschritts von Behandlungen.

Studienautor Aysenil Belger und Kollegen verglichen Gehirnscans von mehr als 100 Menschen mit Schizophrenie mit denen von gesunden Menschen.

Die Gehirne der Teilnehmer wurden während eines nicht-invasiven Tests gescannt, bei dem sie einfachen Tönen zuhören und Veränderungen der Tonhöhe wahrnehmen sollten.

Gehirnaktivität

Die Analyse zeigte eine merklich geringere Gehirnaktivität bei den Schizophrenen während der tonalen Veränderungen, die deutlicher bei stärkeren Symptomen zu Tage traten.

Aber besonders bemerkenswert waren die Analysen der Forscher zu den Mustern der Gehirnaktivität bei Patienten mit verschiedenen Arten von Schizophreniesymptomen.

Minus-Symptome

Sie konzentrierten sich auf die sogenannten Negativsymptome (auch Minussymptome genannt) der Schizophrenie – wie Sprachprobleme, abgestumpfte Emotionen, Motivationsmangel und Anhedonie (Unfähigkeit, Freude zu empfinden).

Die Positivsymptome schließen z.B. Wahnvorstellungen, Gedankenstörungen und Halluzinationen ein.

Die Negativsymptome sind besonders schwer mit den verfügbaren Medikamenten zu behandeln, und können es schwierig machen, einen Job oder Beziehungen aufrechtzuerhalten.

Symptome und deren neuronale Vernetzung

Eine nähere Analyse der Gehirnscans zeigte deutlich verschiedene neuronale Vernetzungen hinter Problemen, die oberflächlich ähnlich schienen. Während ein Kliniker Probleme haben kann, herauszufinden, ob die gestelzte Sprache eines Patienten durch einen Mangel an emotionaler Verbindung oder durch Formulierungsprobleme hervorgerufen wird, zeigen die Gehirnscans in Belgers Studie z.B. klar, dass bestimmte Symptome enger mit der Störung in den emotionalen Verarbeitungsbereichen des Gehirns verbunden sind; und andere Symptome enger mit Regionen verknüpft sind, die für Sprache und motorische Kontrolle verantwortlich sind.

„Wir wurden vom Ausmaß überrascht, mit dem diese neuronalen Vernetzungen mit verschiedenen Subsymptomen zusammenhingen, und dass es – in einigen Fällen – fast ein vollständiges Fehlen an überlappenden Netzwerken zwischen diesen verschiedenen Untersymptomen gab“, sagte Belger.

Viele dieser Subsymptome gibt es auch in anderen neuropsychiatrischen Störungen. Deshalb könnte die Entdeckung einer Behandlung für diese spezifischen Symptome auch bei anderen Störungen helfen, sagte Belger.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität von North Carolina, Molecular Neuropsychiatry; Nov. 2015

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