Jede 4. Schwangere leidet unter psychischen Problemen
09.01.2018 Jede vierte schwangere Frau leidet unter einer psychischen Störung laut einer aktuellen Studie. Dies ist häufiger als bisher angenommen – aber zwei einfache Fragen können helfen, diese psychischen Probleme zu identifizieren, so dass die Frauen behandelt werden können.
Es ist die erste britische Studie, die die Prävalenz von psychischen Problemen bzw. Krankheiten untersuchte.
Die Psychologen und Psychiater des King’s College London um Louise Michele Howard fanden heraus, dass 25% der Frauen – befragt mit dem diagnostischen Goldstandard – eine psychische Erkrankung hatten.
Die Häufigkeiten der psychischen Störungen
Die Häufigkeiten waren wie folgt:
- Depressionen (11 Prozent),
- Angststörungen (15 Prozent),
- Essstörungen (2 Prozent),
- Zwangsstörungen (2 Prozent),
- Posttraumatischer Belastungsstörung (knapp 1 Prozent) und
- weniger häufig bipolare Störungen und andere psychische Krankheiten.
Negative Folgen
Es ist bereits bekannt, dass psychische Erkrankungen während der Schwangerschaft mit negativen Folgen für Frauen, die Schwangerschaft selbst und für das Kind von der Geburt bis zur Adoleszenz verbunden sind. Deshalb ist es wichtig, dass diese Erkrankungen so früh wie möglich erkannt werden. Die Forscher suchten nach dem besten Weg, psychische Probleme zu ermitteln.
Bild: Ulrike Mai
Die im British Journal of Psychiatry veröffentlichte Studie untersuchte, wie gut ein Zwei-Fragen-Screening (die Whooley-Fragen, die von Hebammen gestellt wurden) diese Störungen identifizierte und im Vergleich mit einem 10-Punkte-Fragebogen, bekannt als die Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS), der in vielen Ländern international verwendet wird, abschnitt.
Beide Methoden wurden dann mit einem Goldstandard-Diagnose-Interview (Structured Clinical Interview DSM-IV-TR) verglichen. Die Forscher befragten 545 schwangere Frauen über 16 Jahren zwischen November 2014 und Juni 2016 vor der Geburt.
Der Zwei-Fragen-Test von Whooley
Der Zwei-Fragen-Test von Whooley erkennt z.B. Depressive mit einer Wahrscheinlichkeit von 96 % richtig (laut S3-Leitlinie / Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression).
Die beiden Fragen sind:
- „Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig bedrückt oder hoffnungslos?“
- „Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?“
Sie stellten fest, dass die von Hebammen gestellten zwei Fragen ähnlich gut abschneiden, wenn es darum geht, festzustellen, ob eine Frau „irgendeine psychische Störung“ hat, verglichen mit der 10 Fragen umfassenden EPDS-Skala.
Es gab auch Hinweise darauf, dass die Identifizierung von Depressionen bei älteren Frauen schwieriger war als bei jüngeren Frauen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: King’s College London; British Journal of Psychiatry – DOI: 10.1192/bjp.2017.9; Jan. 2018
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