Psychische Störungen und Sterbehilfe

Psychische Störungen, Krankheiten, Erkrankungen:
Sterbehilfe

Klinische Psychologie – psychische Krankheitsbilder

Sterbehilfe wegen psychischer Erkrankungen
Depression und Persönlichkeitsstörungen sind die Hauptgründe

31.07.2015 Seit 2002 ist in Belgien die Sterbehilfe erlaubt – auch wegen psychischer Leiden – und Forscher verschiedener belgischer und niederländischer Universitäten wollten herausfinden, ob es Muster bei den Sterbehilfe-Anfragen seitens der psychisch erkrankten Patienten in Belgien gibt.

Sie analysierten die Anträge der Patienten mit psychiatrischen Problemen im holländisch sprechenden Teil von Belgien zwischen 2007 und 2011 und folgten den Antragstellern bis zum Ende des Jahres 2012.

Die Befunde

depression
Bild: George Hodan
  • Während dieser Zeit baten 77 Frauen und 23 Männer um Sterbehilfe (außerhalb Deutschlands auch Euthanasie genannt) wegen unerträglicher Leiden aufgrund ihrer psychischen Erkrankungen. Ihr durchschnittliches Alter betrug 47 Jahre, aber die Altersspanne reichte von 21 bis 80.
  • 91 der Patienten waren an Therapeuten überwiesen worden. 73 waren als medizinisch arbeitsunfähig eingestuft worden und 59 lebten allein.
  • 90 hatten mehr als ein psychiatrisches Problem, wobei Depression (58 Patienten) am häufigsten vorkam, gefolgt von Persönlichkeitsstörungen (50).
  • 38 Patienten benötigten weitere Tests und/oder Behandlungen, 13 wurden insbesondere auf Autismus-Spektrum-Störungen getestet. Zwölf wurden anschließend mit Asperger Syndrom, einer eher milden Variante innerhalb des Autismusspektrums, diagnostiziert.
  • Insgesamt wurden 48 der Anträge akzeptiert und 35 ausgeführt. Von den übrigen 13 annullierten oder verschoben acht das Verfahren: Einfach die Möglichkeit zu haben, gab ihnen soviel innere Ruhe, dass sie beschlossen weiterzuleben.
  • Bis Dezember 2012 starben 43 der Patienten inklusive sechs, die sich selbst das Leben nahmen. In dieser Gruppe beging eine Patientin Suizid, weil sie den Genehmigungsprozess als zu lang empfand, während eine andere sich selbst tötete, weil ihre Familie Einwände gegen die Sterbehilfe hatte. Eine dritte Frau tötete sich nach einer Verschiebung in eine psychiatrische Station.
  • Ein anderer war in Folge palliativer Sedierung bis Ende 2012 gestorben, und eine weitere Patientin an der Essstörung Anorexia nervosa.
  • Dreißig Patienten starben umgeben von Familie und Freunden, und in einer ruhigen und positiven Atmosphäre, “welches unmöglich im Falle eines traumatischen Suizids ohne fremde Hilfe gewesen wäre”, bemerkten die die Autoren.

Richtlinien

Aber es gibt bisher keine Einigkeit darüber, was ‘unerträgliches Leiden’ ist, noch gibt es Richtlinien in Belgien, wie man am besten mit den Bitten um Sterbehilfe von psychisch Kranken umgeht, sagten die Forscher in der Zeitschrift British Medical Journal.

“Wenn man die laufenden heftigen ethischen Debatten berücksichtigt, ist es von großer Bedeutung, solche Richtlinien zu entwickeln und sie in klare und detaillierte Protokolle zu übertragen, die in der Praxis angewandt werden können”, schlossen sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: British Medical Journal; Juli 2015

Schreiben Sie uns >> hier << über Ihre Erfahrungen und lesen Sie die Erfahrungsberichte / Kommentare zu diesem Thema.

Ähnliche Artikel, News

  • Sterbehilfe und Suizid in der Schweiz – eine Studie
    zum Artikel

Beiträge zu “Psychische Störungen und Sterbehilfe”

  1. Ich wünsche mir so sehr Sterbehilfe, damit ich endlich in Frieden gehen kann. Ich kann und will nicht mehr.

  2. Schwierig, wenn kein Grund dafür gefunden werden kann, der Wunsch jedoch trotzdem besteht.

  3. J, ich fühle mit dir. Mir geht es auch so. Ich wünschte, man würde es uns erleichtern.

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?

Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.