Selbst- und soziale Relevanz erhöhen die Bereitschaft, Inhalte zu teilen
26.08.2022 Der durchschnittliche Internetnutzer verbringt fast drei Stunden pro Tag mit sozialen Medien. Es ist klar, dass soziale Medien immer wichtiger werden, wenn es darum geht, wichtige Informationen mit der Öffentlichkeit zu teilen – z. B. wie man sich vor COVID-19 schützen kann -, und Forscher wollen wissen, was ein Thema so attraktiv macht, dass Menschen es online teilen.
Eine neue im Journal of Experimental Psychology: General veröffentlichte Studie unter der Leitung der Forscherinnen Danielle Cosme und Emily Falk von der University of Pennsylvania analysierte das Verhalten von mehr als 3.000 Personen, um die Psychologie hinter dem Teilen von Informationen im Internet zu erforschen.
Relevanz der Nachricht
Es stellte sich heraus, dass die Antwort recht einfach ist: Die Menschen teilen Informationen, die sie für sich selbst oder für ihre Bekannten als sinnvoll erachten. Cosme und ihr Team untersuchten, was zur „wertbasierten Viralität“ beiträgt – im Wesentlichen, dass sich Informationen im Internet verbreiten können, weil die Menschen sie für sich selbst oder für die Gesellschaft als wertvoll erachten.
Diese Erkenntnis ist laut Cosme, Forschungsdirektorin am Communication Neuroscience Lab der Annenberg School for Communication, der Schlüssel zur Gestaltung wirksamer Botschaften für soziale Zwecke. Das Wissen um die psychologischen Faktoren hinter dem Teilen von Beiträgen in den sozialen Medien kann Wissenschaftlern dabei helfen, Fakten über den Klimawandel zu vermitteln oder Gesundheitsbehörden dabei helfen, Mythen über Impfstoffe zu zerstreuen.
Cosmes Forschungen zeigen, dass Menschen Informationen mehr Aufmerksamkeit schenken, die sie als mit sich selbst in Verbindung stehend wahrnehmen.
Außerdem sind Menschen soziale Wesen und lieben es, sich mit anderen auszutauschen. Der Austausch von Informationen aktiviert die Belohnungszentren in unserem Gehirn. Und wenn wir mit anderen kommunizieren, berücksichtigen wir, was die andere Person denkt oder hören möchte – eine Eigenschaft, die als soziale Relevanz bekannt ist.
Die Studie
In der Studie von Cosme wurden die Teilnehmer mit Artikeln und Beiträgen in sozialen Medien über Gesundheit, Klimawandel, Wahlen und COVID-19 konfrontiert. Einige Teilnehmer lasen Schlagzeilen und Zusammenfassungen von Nachrichtenartikeln, andere sahen sich Posts in sozialen Medien an. Alle Teilnehmer bewerteten, wie wahrscheinlich es ist, dass sie die jeweilige Nachricht weitergeben würden und wie relevant sie sie für sich selbst und für Menschen, die sie kennen, fanden.
Die Forscher fanden heraus, dass die Teilnehmer unabhängig vom Thema oder vom Medium der Nachricht am ehesten bereit waren, Nachrichten zu teilen, die sie als für sich selbst oder für die Gesellschaft relevant erachteten. Darüber hinaus teilten die Teilnehmer, wenn sie aufgefordert wurden, explizit aufzuschreiben, warum eine Nachricht für sie selbst oder für Bekannte relevant war, die Nachricht mit noch größerer Wahrscheinlichkeit als wenn sie nur über das Thema nachdachten.
„Diese Studie hebt die wichtigsten psychologischen Faktoren zur Motivation, Informationen über Themen zu teilen, die unser Wohlbefinden beeinflussen“, schreiben die Studienautorinnen. „Das Teilen von Informationen ist ein entscheidender Hebel, um kulturelle Normen zu verändern und Maßnahmen in größerem Umfang zu motivieren, daher ist es wirklich wichtig zu verstehen, wie es dazu kommt.“
© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Experimental Psychology: General (2022). DOI: 10.1037/xge0001270