Wie Klimaangst als Katalysator für Aktivismus dienen kann

Ein bisschen Klimaangst … ist gut: Studie untersuchte Zusammenhang zwischen Medienpräsenz von College-Studenten und ihren Wahrnehmungen des Klimawandels

Wie Klimaangst als Katalysator für Aktivismus dienen kann

11.07.2024 Die sich abzeichnende Ungewissheit und die Gefahren des Klimawandels können lähmend und belastend sein, aber eine neue Studie der Universität von Oregon legt nahe, dass diese düstere Stimmung nicht gänzlich schädlich ist.

Eine gewisse Klimaangst ist unter Jugendlichen heute weit verbreitet, wobei 7 von 10 jungen Erwachsenen in den USA im Jahr 2021 über Gefühle der Klimaangst berichten. Die Forschung zeigt, dass dies eine motivierende zum Aktivismus anregende Kraft sein kann, allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt.

Der Medienwissenschaftler Emmanuel Maduneme fand bei Umfragen unter Studenten der UO heraus, dass Personen, die ein moderates Maß an Klimaangst verspürten, eher zu umweltfreundlichem Verhalten bereit waren, wie z. B. Änderungen des Lebensstils oder Unterstützung der Klimapolitik, als diejenigen, die ein extremes Maß empfanden.

Umweltangst wird in den Medien und in der Literatur oft als pathologischer Zustand dargestellt, der geheilt werden muss, so Maduneme. Auf der Grundlage seiner jüngsten Forschungsergebnisse plädiert er jedoch dafür, Klimaangst als eine rationale emotionale Reaktion zu betrachten, die in eine Stärkung der Selbstbestimmung kanalisiert werden kann.

Maduneme fand heraus, dass der Medienkonsum eine Schlüsselrolle bei der Ausprägung der Klimaangst von Studenten spielt. Seine Ergebnisse wurden kürzlich in einem Artikel im Journal of Health Communication veröffentlicht. Ihm zufolge ist die Klimaangst bei Menschen im College-Alter besonders stark ausgeprägt, da sie die Gefahren des Klimawandels mehr als andere Generationen direkt und digital erleben. Die Klimakrise hat nicht nur Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf die psychische Gesundheit, sagte er.

Katalysator für Aktivismus oder Untätigkeit

Er fragte sich, ob die Angst vor dem Klimawandel in Klimaschutzmaßnahmen umgewandelt werden könnte. Maduneme befragte 440 UO-Studenten und ermittelte ihr Klimaangstniveau, wobei er sie fragte, ob sie Aussagen wie „Der Gedanke an den Klimawandel macht es mir schwer, mich zu konzentrieren“ zustimmten. In der Umfrage wurde auch gefragt, wie aufmerksam sie die Nachrichten über den Klimawandel verfolgten und ob sie sich wahrscheinlich für den Umweltschutz engagieren würden, z. B. indem sie für den Klimaschutz spenden oder sich Umweltorganisationen und Protesten anschließen.

Die Studie ergab, dass ein zunehmendes Maß an Klimaangst umweltfreundliche Absichten vorhersagt und als Katalysator für Aktivismus dient. Aber nur bis zu einem bestimmten Punkt: Ein höheres Maß an Angst wirkt sich störend aus und veranlasst die Menschen, sich nicht mehr zu engagieren oder Handlungen zu vermeiden.

Diese erhöhte Belastung kann laut Maduneme psychisch und physisch überwältigend sein, so dass die daraus resultierende Untätigkeit von Psychologen als emotionsfokussierte Bewältigung bezeichnet wird: wenn Menschen sich darauf fokussieren, ihr Wohlbefinden zu schützen, anstatt das Problem anzugehen.

Medienkonsum beeinflusst Angst

Maduneme fand heraus, dass ein verstärkter Konsum von Nachrichten über den Klimawandel auch eine höhere Öko-Angst vorhersagte. In einer zusätzlichen Analyse, über die in der Studie nicht berichtet wird, fand er außerdem heraus, dass Menschen, die ihre Nachrichten über soziale Medien beziehen, ängstlicher sind als diejenigen, die sich mit traditionellen Medien wie Fernsehen oder Zeitungen beschäftigen. Maduneme plant weitere Forschungen, um zu untersuchen, ob die verschiedenen Arten des Medienkonsums einen Einfluss darauf haben, wie stark oder schwach sich die Menschen fühlen.

Was Maduneme jedoch am meisten überraschte, waren die Ergebnisse in Bezug auf die sogenannte Selbstwirksamkeitsüberzeugung, d. h. das Vertrauen der Menschen in ihre Fähigkeit, effektiv zu handeln. In seiner Studie wurden die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen und die kollektiven Wirksamkeitsüberzeugungen erfasst, d. h. das Vertrauen in die Wirksamkeit von Gruppenmaßnahmen.

Obwohl die Klimakrise ein Thema ist, das kollektives Handeln erfordert, waren Teilnehmer mit einer höheren Selbstwirksamkeitsüberzeugung eher bereit, sich für das Klima zu engagieren. Maduneme sagte, das könnte daran liegen, dass die in der Umfrage aufgeführten Aktionen private Verhaltensweisen waren, aber es könnte auch die individualistische Weltanschauung westlicher Länder wie der USA zeigen.

© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Health Communication (2024). DOI: 10.1080/10810730.2024.2354370

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