„Gottlose Eulen, fromme Lerchen“? Religiosität und Gewissenhaftigkeit sind mit der Morgenpräferenz verbunden und erklären (teilweise) deren Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit
25.05.2023 Eine neue Analyse deutet darauf hin, dass die Religiosität zu einem bereits früher festgestellten Zusammenhang zwischen der Vorliebe für frühes Aufstehen und höherer Lebenszufriedenheit beitragen kann, und dass diese Beziehung wiederum vom Grad der Gewissenhaftigkeit einer Person beeinflusst wird. Joanna Gorgol und Kollegen von der Universität Warschau, Polen, stellten diese Ergebnisse in der Open-Access-Zeitschrift PLOS ONE vor.
Auf der ganzen Welt gibt es Menschen, die es vorziehen, morgens früh aufzuwachen, andere, die lieber lange aufbleiben, und viele Menschen liegen irgendwo dazwischen. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass „Morgenmenschen“ bzw. „Lerchen“ eine höhere Lebenszufriedenheit haben und gewissenhafter sind. Frühere Untersuchungen haben auch Zusammenhänge zwischen Religiosität und höherer Lebenszufriedenheit und Gewissenhaftigkeit hergestellt, was die Möglichkeit nahelegt, dass Religiosität zu der Beziehung zwischen Morgenmenschen und höherer Lebenszufriedenheit beitragen könnte.
Um das Zusammenspiel zwischen Vorliebe für den Morgen, Gewissenhaftigkeit, Religiosität und Lebenszufriedenheit besser zu verstehen, führten Gorgol und Kollegen zwei umfragebasierte Analysen polnischer Erwachsener durch, eine mit 500 und die andere mit 728 Teilnehmern. Beide Gruppen füllten Fragebogen aus, um ihre Vorliebe für die Morgenstunden, ihre Lebenszufriedenheit und ihr Maß an Gewissenhaftigkeit zu bewerten. Eine Gruppe wurde zu ihrem Glauben an Gott befragt, die andere zu ihrem Grad an Religiosität im Allgemeinen.
Die Ergebnisse der Umfrage bestätigten, dass Morgenmenschen höhere Werte bei Gewissenhaftigkeit und Lebenszufriedenheit aufwiesen. Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass die Religiosität mit einer Präferenz für die Morgenstunden verbunden ist.
Weitere Analysen ergaben, dass ein höheres Maß an Religiosität bei Morgenmenschen zumindest teilweise den Zusammenhang zwischen Morgenpräferenz und höherer Lebenszufriedenheit statistisch erklären könnte. Dieser Zusammenhang schien wiederum statistisch von der Gewissenhaftigkeit beeinflusst zu werden.
Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse spekulieren die Forscher, dass Menschen, die lieber morgens aufstehen, tendenziell gewissenhafter und daher eher religiös sind, und dass ihre Religiosität zu einer höheren Lebenszufriedenheit beitragen könnte. Sie weisen jedoch darauf hin, dass ihre Studie keine kausalen Zusammenhänge bestätigt und die soziodemografischen Merkmale der Teilnehmer nicht berücksichtigt hat, so dass weitere Untersuchungen erforderlich sind
Die Autoren fügen hinzu: „Der Zusammenhang zwischen Morgen- und Abendpräferenz und der Lebenszufriedenheit könnte zumindest teilweise auf die höhere Religiosität der Morgenmenschen zurückzuführen sein. Das bedeutet, dass Frühaufsteher dank ihrer Persönlichkeitsmerkmale und ihrer Einstellung zur Religion von einem höheren psychologischen Wohlbefinden profitieren könnten“.
© Psylex.de – Quellenangabe: PLOS ONE (2023). DOI: 10.1371/journal.pone.0284787