Alkohol und Attraktivität

Lässt Alkohol andere wirklich schöner erscheinen? Schöntrinken oder flüssiger Mut: Alkohol, Attraktivitätswahrnehmung und Partnerwahl

Alkohol und Attraktivität

30.08.2023 Neue im Journal of Studies on Alcohol and Drugs veröffentlichte Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Konsum von Alkohol die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man sich Menschen nähert, die man bereits attraktiv findet, dass er aber andere nicht attraktiver erscheinen lässt.

Die gängige Meinung über die Wirkung von Alkohol ist, dass ein Rausch andere attraktiver erscheinen lässt. Der neuen Studie zufolge ist dieses Phänomen jedoch nicht systematisch untersucht worden. Bei früheren Untersuchungen haben die Teilnehmer in der Regel einfach die Attraktivität anderer Personen im nüchternen und im betrunkenen Zustand anhand von Fotos bewertet.

Die Studie

Die neue Studie fügte jedoch ein realistischeres Element hinzu: die Möglichkeit, die zu bewertenden Personen zu treffen.

Zur Durchführung der Studie brachten die leitende Forscherin Dr. Molly A. Bowdring vom Stanford Prevention Research Center in Palo Alto und Dr. Michael Sayette 18 männliche (nicht-romantische) Freundespaare in den Zwanzigern ins Labor, um die Attraktivität von Personen zu bewerten, die sie auf Fotos und in Videos betrachteten.

Den Teilnehmern wurde gesagt, dass sie in einem zukünftigen Experiment die Gelegenheit erhalten würden, mit einer dieser Personen zu interagieren. Nachdem sie ihre Attraktivität bewertet hatten, sollten sie diejenigen auswählen, mit denen sie am liebsten interagieren würden.

Zwei Paare von Männern kamen zu zwei Gelegenheiten ins Labor. Bei einer Gelegenheit erhielten beide Männer Alkohol zu trinken (bis zu einer Blutalkoholkonzentration von 0,08 %, dem gesetzlichen Grenzwert für das Führen eines Fahrzeugs in den Vereinigten Staaten) und bei der anderen Gelegenheit erhielten beide ein alkoholfreies Getränk. Die Forscher hatten Freundespaare im Labor, um die sozialen Interaktionen zu imitieren, die in einer realen Trinksituation stattfinden würden.

Kein Hinweis auf einen Effekt des Schöntrinkens

Die Forscher fanden keine Hinweise auf das sogenannte Schöntrinken: Ob die Teilnehmer berauscht waren oder nicht, hatte keinen Einfluss darauf, wie attraktiv sie andere fanden. „Der Schöntrinken-Effekt des Alkohols taucht zwar manchmal in der Literatur auf, aber nicht so konsequent, wie man erwarten könnte“, bemerkt Sayette.

Allerdings wirkte sich der Alkoholkonsum darauf aus, wie wahrscheinlich es war, dass die Männer mit Menschen, die sie attraktiv fanden, in Kontakt treten wollten. Unter Alkoholeinfluss war es 1,71 Mal wahrscheinlicher als wenn sie nüchtern waren, dass sie eine der vier attraktivsten Kandidatinnen auswählten, die sie in einer zukünftigen Studie treffen wollten.

Alkohol macht Mut

Möglicherweise verändert Alkohol nicht die Wahrnehmung, sondern steigert das Vertrauen in Interaktionen und gibt den Männern den Mut, sich mit denjenigen zu treffen, die sie am attraktivsten finden, was sie andernfalls viel seltener tun würden.

Diese Ergebnisse könnten Auswirkungen auf Therapeuten und Patienten haben, merken die Autoren an.

„Es könnte für Menschen, die Alkohol trinken, von Vorteil sein, wenn sie erkennen, dass sich geschätzte soziale Motivationen und Absichten beim Trinken auf eine Art und Weise ändern, die kurzfristig attraktiv, langfristig aber möglicherweise schädlich ist“, sagt Bowdring.

© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Studies on Alcohol and Drugs (2023). DOI: 10.15288/jsad.22-00355

News zu Alkohol und Attraktivität

(Ein wenig) Alkohol steigert Ihre Attraktivität

20.03.2015 Forscher der Universität Bristol stellten fest, dass der Konsum von ein wenig Alkohol (etwa ein Glas Wein) den Trinker attraktiver dreinschauen lässt, als wenn er nüchtern wär. Allerdings kippt die Wirkung, wenn er mehr konsumiert.

Für die Studie ließen die Forscher um Professor Marcus Munafò und Kollegen die Studienteilnehmer (20 Frauen und 20 Männer) Bilder begutachten. Auf diesen waren Personen zu sehen, die entweder völlig nüchtern oder nach dem Trinken von 250 ml bzw. 500 ml Wein (Aquivalent dazu) fotografiert worden waren.
Sie sollten bewerten, welche der Abbildungen sie attraktiver fanden.

Die Fotos der Personen, die das Äquivalent zu einem einzelnen Glas Wein konsumiert hatten, wurden als attraktiver als die von nüchternen Personen bewertet. Hatten die Abgebildeten allerdings mehr getrunken, sank ihre Attraktivität.

Diese Änderung in der Attraktivität ist vermutlich abhängig von den Veränderungen in der Erscheinung, sagten die Forscher in Alcohol and Alcoholism.

Sie nehmen an, dass die mit Alkoholkonsum verbundene Vasodilatation (Erweiterung der Blutgefäße) zu einer Zunahme der Gesichtsrötung führen kann, welches als gesund und attraktiv wahrgenommen wird.

Niedrige Alkoholdosen können auch zu einer positiveren Stimmung führen, welche sich in einem subtilen Lächeln und größerer Muskelentspannung zeigt.

Das Verstehen der Mechanismen, durch die Alkohol das Sozialverhalten (z.B. trägt er zu einem riskanteren Sexualverhalten bei) beeinflusst, ist wichtig, wenn wir faktengestützte Gesundheitsappelle entwickeln wollen, sagen die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Bristol, Alcohol and Alcoholism; März 2015

Attraktive Frauen werden durch Alkoholkonsum eher zu Sexobjekten abgewertet

Der Einfluss von Alkohol auf die sexuelle Objektivierung – Alkohol macht Frauen eher zu Sexobjekten.

21.12.2017 Männer, die unter dem Einfluss von Alkohol stehen, sehen Frauen eher als Sexobjekte. Dies sind die Ergebnisse einer im Fachblatt Sex Roles veröffentlichten experimentellen Studie von Studienautorin Abigail Riemer vom Fachbereich Psychologie der Universität Nebraska-Lincoln.

Die Studie mit 49 Männern in den Zwanzigern wurde in einem experimentellen Setting im Labor durchgeführt. Von den Testpersonen erhielten 29 zwei alkoholische Getränke zur leichten Berauschung und der Rest Placebo-Getränke. Allen wurden Fotografien von 80 Studentinnen gezeigt, die zum Ausgehen gekleidet waren.

Persönlichkeit und Attraktivität

Die Teilnehmer wurden gebeten, Attraktivität oder Persönlichkeit der Frauen zu bewerten. Die Fotos der Frauen wurden zuvor von einer unabhängigen Jury daraufhin bewertet, wie viel Wärme, Liebenswürdigkeit, Freundlichkeit, Kompetenz, Intelligenz, Selbstvertrauen und Attraktivität sie ausstrahlen.

Eye-Tracking-Technologie erfasste dann, welchen Teil des weiblichen Körpers die Männer betrachteten, als ihnen die Bilder gezeigt wurden.

Sexuelle Objektivierung bei Attraktivität

Beurteilten die Männer eine fotografierte Frau anhand ihres Aussehens, löste die Anweisung am häufigsten objektivierende Blicke bei ihnen aus.

Sie verbrachten weniger Zeit damit, die Gesichter zu betrachten und konzentrierten sich viel länger auf Brüste und Taille. Dies galt insbesondere für die Betrachtung von Frauen, die als attraktiv eingestuft wurden.

Alkohol verstärkte dieses Verhalten deutlich.

Schutz vor sexueller Objektivierung

Es trat auch – aber in deutlich geringerem Ausmaße auf, wenn Frauen betrachtet wurden, die Wärme und Kompetenz ausstrahlten; besonders wenn die Männer leicht angetrunken waren, sahen sie Frauen mit diesen Eigenschaften eher weniger als Sexobjekte.

Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen eher als Sexobjekte von Männern gesehen werden, wenn diese angetrunken sind, und wenn die Frauen attraktiv sind.

Psychologische Attribute wie Wärme und Kompetenz oder durchschnittliche Attraktivität stellt eher einen ‚Puffer‘ dar, der Frauen vor sexueller Objektivierung schützt, schließt Riemer.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Nebraska-Lincoln; Sex Roles – 10.1007/s11199-017-0876-2; Dez. 2017

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