Widrigkeiten in der Kindheit und das Gehirn

Harte Zeiten in der Kindheit können die Gehirnentwicklung beeinflussen

Widrigkeiten in der Kindheit und das Gehirn

20.12.2023 Negative Erfahrungen vor dem 18. Lebensjahr sind leider recht häufig. Nahezu zwei Drittel der jungen Menschen haben mindestens ein negatives Ereignis erlebt, sei es Missbrauch, Vernachlässigung oder Dysfunktionalität im Haushalt. Negative Erfahrungen in der Kindheit schwächen die Kommunikation zwischen den Gehirnstrukturen, was auch als eine Verringerung der Konnektivität des Gehirns bezeichnet werden kann. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit für psychische Gesundheitsprobleme im Erwachsenenalter.

Die Auswirkungen widriger Umstände in der Jugend auf das Gehirn sind jedoch weniger erforscht, und es ist nicht bekannt, ob sie die Konnektivität des Gehirns verändern. Pollman und Kollegen untersuchten dies durch die Analyse von Daten aus einer früheren Studie mit 12.000 Jugendlichen.

Sie untersuchten, ob sich die Konnektivität des Gehirns nach verschiedenen Arten von negativen Ereignissen verändert, darunter familiäre Konflikte, sozioökonomischer Status und wahrgenommene Sicherheit in der Wohngegend. Die Studie wurde im Journal of Neuroscience veröffentlicht.

Die Forscher fanden heraus, dass ein höheres Maß an familiären Konflikten die Konnektivität des Gehirns insgesamt erhöhte, während ein niedriger sozioökonomischer Status und die wahrgenommene Sicherheit im Wohnviertel die Konnektivität des Gehirns im Laufe der Zeit schwächten. Diese Daten zeigen, dass die neurologischen Auswirkungen sozialer Widrigkeiten während der Adoleszenz komplex und vielschichtig sind.

Zusammen mit den bisherigen Erkenntnissen zeigt diese Arbeit, dass es Unterschiede zwischen den Auswirkungen von Widrigkeiten im Jugendalter und in der Kindheit gibt, was die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen darüber unterstreicht, wie soziale Erfahrungen, die nach der Kindheit gemacht werden, die Gehirnentwicklung verändern.

© Psylex.de – Quellenangabe: The Journal of Neuroscience (2023). DOI: 10.1523/JNEUROSCI.0991-23.2023

News zu: Widrigkeiten in der Kindheit und das Gehirn

Gewalt und Widrigkeiten im frühen Leben können das Gehirn verändern

19.01.2020 Widrigkeiten in der Kindheit ist ein bedeutendes Problem, insbesondere für Kinder, die in Armut aufwachsen. Vernachlässigte bzw. in Armut aufwachsende Kinder haben ein viel höheres Risiko für die Exposition gegenüber Gewalt und ihnen mangelt es oft an sozialer Unterstützung, was langfristige Folgen wie häufigeres Auftreten von Diabetes, Krebs und anderen Krankheiten haben kann.

Gehirnveränderungen

Teilnehmer einer Studie, die in der Kindheit Widrigkeiten (wie z.B. Kindesmissbrauch und -vernachlässigung, häusliche Gewalt, Mobbing, schwere Unfälle oder Verletzungen, Diskriminierung, extreme Armut und Gewalt in der Gemeinschaft) ausgesetzt waren, zeigten im Jugendalter mit höherer Wahrscheinlichkeit Gehirnveränderungen, die auf eine veränderte Reaktion auf Bedrohung hindeuten laut einer Studie von Christopher Monk und Leigh Goetschius von der Universität Michigan und Kollegen.

Soziale Unterstützung kann jedoch als Puffer wirken und die negativen Auswirkungen von Stress im frühen Kindesalter reduzieren.

Die Forscher analysierten Daten von 177 Jugendlichen im Alter von 15-17 Jahren, die an einer Studie teilgenahmen, die seit der Geburt der Teilnehmer Daten gesammelt hatte. Rund 70 Prozent der untersuchten Teilnehmer waren Afroamerikaner und fast die Hälfte lebte unterhalb der Armutsgrenze.

Amygdala und präfrontaler Cortex

Die Forscher scannten die Gehirne der Teilnehmer mit MRT und konzentrierten sich dabei auf die Konnektivität der weißen Substanz zwischen mehreren Schlüsselbereichen: Amygdala, die bekanntermaßen eine Rolle bei der Angst- und Emotionsverarbeitung spielt, und bestimmte Regionen des präfrontalen Cortex (PFC).

Frühere Arbeiten dieses Forscherteams stellten bereits fest, dass eine reduzierte Konnektivität zwischen den beiden Hirnregionen mit einer erhöhten Reaktion durch die Amygdala auf Bedrohungen zusammenhängt.

Gewaltexposition und soziale Deprivation

Die Scans deuten auf einen Zusammenhang zwischen Gewaltexposition und sozialer Deprivation in der Kindheit hin. Erlebten die Kinder in der Studie mehr Gewalt (Missbrauch, Exposition gegenüber Gewalt durch den Intimpartner oder Gewalt in der Nachbarschaft) und soziale Deprivation (Vernachlässigung des Kindes, mangelnder Zusammenhalt in der Nachbarschaft und fehlende mütterliche Unterstützung), beobachteten die Forscher eine verringerte Konnektivität zwischen der Amygdala und dem PFC in der Adoleszenz.

Keine der beiden Variablen war von sich aus mit Veränderungen im Gehirn verbunden. Wenn ein Kind Gewalt erlebte, aber sozial unterstützt wurde, war die reduzierte Konnektivität nicht zu erkennen. Dasselbe galt, wenn ein Kind sozial vernachlässigt wurde, aber keine Gewalt erlebte.

Soziale Unterstützung als Puffer

Soziale Deprivation scheint die Auswirkungen von Gewaltexposition in der Kindheit zu verschlimmern, wenn es um diese Verbindungen der weißen Substanz geht. Soziale Unterstützung hingegen kann als Puffer wirken, sagte Monk.

Die Forscher waren überrascht, keinen Zusammenhang zwischen Veränderungen im Gehirn und psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen zu finden.

Da psychische Gesundheitsprobleme jedoch häufig beim Übergang von der Jugend in die 20er Jahre auftreten, planen sie, gemeinsam mit den Studienteilnehmern die psychische Gesundheit zu verfolgen und festzustellen, ob die Zusammenhänge zwischen Gewaltexposition, sozialer Deprivation und Veränderungen des Gehirns fortbestehen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: 58th Annual Meeting of The American College of Neuropsychopharmacology (ACNP) in Orlando

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