Klimawandel und der Konsum von Drogen

Nimmt der Drogenmissbrauch durch den Klimawandel zu?

Klimawandel und der Konsum von Drogen

05.10.2023 Wir wissen, dass der Klimawandel und seine Auswirkungen – Naturkatastrophen, Pandemien, Umweltverschmutzung – sich weltweit negativ auf die psychische und physische Gesundheit auswirken. Eine neue Studie, die in der Zeitschrift Perspectives on Psychological Science veröffentlicht wurde, beleuchtet nun eine weitere gesundheitliche Auswirkung des Klimawandels: den zunehmenden Drogenmissbrauch.

„Unsere Studie ist eine narrative Synthese, die die möglichen Verbindungen zwischen Klimawandel und Drogenmissbrauch aufzeigt“, erklärt Dr. Nicholas Chadi von der Pediatrics at Université de Montréal. „Wir hoffen, dass sie für künftige Forschungen zu bestimmten Alterskohorten und in bestimmten Umfeldern von Nutzen sein wird, um unsere Hypothesen empirisch zu testen.“

Ein Zusammenspiel komplexer Stressoren

Die Forscher fanden heraus, dass der Klimawandel auf vielfältige Weise den Konsum von Drogen und die Anfälligkeit für Rückfälle erhöhen kann. Sie identifizierten die folgenden fünf Wege, die unabhängig, additiv, interaktiv oder kumulativ wirken können:

  • psychosozialer Stress aufgrund der Destabilisierung der sozialen, ökologischen, wirtschaftlichen und geopolitischen Unterstützungssysteme;
  • erhöhte Raten psychischer Störungen;
  • erhöhte körperliche Gesundheitsbelastungen;
  • schrittweise schädliche Veränderungen etablierter Verhaltensmuster;
  • Besorgnis über die Gefahren eines unkontrollierten Klimawandels.

Chadi erläuterte, dass sich der vierte Pfad, die Veränderung etablierter Verhaltensmuster, auf den Substanzkonsum als Bewältigungsmechanismus bezieht. „Der Klimawandel kann Bedingungen schaffen, die den Zugang zu Wohnraum, Bildung, Erholung und gesunder Ernährung einschränken“, erklärte er. „Die Menschen greifen dann zu Drogen, um den Stress zu bewältigen, sich zu entspannen oder ihre Zeit zu vertreiben.“

Der Klimawandel kann auch zu einem Anstieg der psychischen Störungen führen, einschließlich der sogenannten Klimaangst sowie anderer Angststörungen und Depressionen. All diese Erkrankungen können zur Selbstmedikation führen, um Stress, Ungewissheit über die Zukunft, Trauer über den Verlust liebgewonnener Landschaften, das Trauma des Verlusts eines Zuhauses und vieles mehr zu bewältigen.

Chadi wies auch darauf hin, dass eine posttraumatische Belastungsstörung, die in diesem Fall durch Naturkatastrophen verursacht wurde, einer der größten Risikofaktoren für den Substanzkonsum als Mittel zur Linderung von Ängsten ist.

Junge Menschen sind besonders gefährdet

Junge Menschen haben ihre gesamte Zukunft noch vor sich, und es ist eine Zukunft, in der sich der Klimawandel stark bemerkbar macht. Dadurch sind sie einem größeren Risiko für Drogenmissbrauch ausgesetzt. „Die Pubertät ist natürlich eine Zeit, in der man nach vorne schaut und Lebenspläne schmiedet“, so Chadi. „Das Wissen, dass die Dinge noch viel schlimmer werden könnten und dass man möglicherweise daran gehindert wird, seine Ziele und Wünsche zu erreichen, kann zu Pessimismus und Hoffnungslosigkeit führen, was wiederum zu Drogenmissbrauch führen kann.“

Das Gleiche gilt für die körperliche Gesundheit. Wenn ein Kind an einer klimabedingten Krankheit leidet, werden sich die Auswirkungen im Laufe der Zeit nur noch verstärken und das psychische Wohlbefinden weiter beeinträchtigen.

„Was hat für einen Sinn, weiterzumachen“

„In meiner Arbeit als Kinderarzt, der auf psychische Gesundheit spezialisiert ist, erlebe ich bei jungen Menschen häufig psychische Probleme“, berichtet Chadi. „Sie wissen, dass es immer schlimmer wird, und sie fragen sich, was es für einen Sinn hat, weiterzumachen. Das sagen sie wirklich.“

Angesichts dieser harten Realität und der Ergebnisse seiner Studie betont Chadi, wie wichtig es ist, in Prävention und Gesundheitsförderung zu investieren. Er plädiert für Strategien, die den Menschen helfen, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern und gleichzeitig ihre psychische Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu verbessern, wie z. B. die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs, Ernährungsumstellungen und politische Veränderungen.

„Drogenmissbrauch ist ein gesellschaftliches Problem, das uns bereits jetzt jährlich Milliarden von Dollar kostet, und die Klimakrise wird es nur noch schlimmer machen“, so Chadi. „Politische Entscheidungsträger, führende Persönlichkeiten in den Gemeinden, Forscher, Gesundheitsexperten und die Öffentlichkeit müssen sich des Problems bewusster werden und sich stärker engagieren, wenn wir wirksam auf diese neuen Herausforderungen reagieren wollen. Es ist dringend notwendig.“

© Psylex.de – Quellenangabe: Perspectives on Psychological Science (2022). DOI: 10.1177/17456916221132739

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