Machen Antibiotika anfälliger für Depressionen und Angststörungen?

Studie untersuchte, ob gängige Antibiotika die emotionale Verarbeitung beeinflussen

Machen Antibiotika anfälliger für Depressionen und Angststörungen?

09.07.2022 Menschen, die kürzlich Antibiotika eingenommen haben, achten stärker auf negative Gesichtsausdrücke laut in Physiology & Behavior veröffentlichten Forschungsergebnissen von Katerina Johnson und Laura Steenbergen von der Leiden University. Dies könnte erklären, wie Antibiotika das Risiko für die Entwicklung einer Depression oder Angststörung erhöhen.

Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Einnahme von Antibiotika die mikrobielle Gemeinschaft im Darm (Darmflora, Mikrobiom) negativ beeinflusst. Dies kann sich dann auf den Rest unserer Gesundheit auswirken, erklärt Johnson. „Wir wissen, dass das Darmmikrobiom bei Tieren und Menschen nicht nur die körperliche Gesundheit beeinflusst, sondern auch mit dem Gehirn interagiert und Emotionen und Kognition beeinflusst“.

Die Studie

Johnson und Steenbergen untersuchten, ob es Unterschiede darin gibt, wie Menschen emotionale Reize verarbeiten, abhängig davon, ob sie kürzlich Antibiotika eingenommen haben oder nicht. Bei den Teilnehmern handelte es sich um junge, ansonsten gesunde College-Studenten, die wegen relativ leichter Beschwerden behandelt worden waren. Die Teilnehmer hatten sich von ihrer Infektion erholt, als sie für die Studie rekrutiert wurden.

Laut den Studienergebnissen achteten mit Antibiotika behandelte Teilnehmer stärker auf negative Gesichtsausdrücke. Sie schenkten insbesondere traurigen Gesichtsausdrücken mehr Aufmerksamkeit. Steenbergen: „Es ist eine in der Psychologie häufig angewandte Methode, um zu messen, wie viel Aufmerksamkeit Menschen verschiedenen emotionalen Ausdrücken schenken. So können wir subtile Veränderungen feststellen, wie Menschen emotionale Reize verarbeiten. Menschen, die negativen Emotionen mehr Aufmerksamkeit schenken, haben ein höheres Risiko für die Entwicklung psychischer Krankheiten wie Depressionen und Angststörungen.“

Erhöhtes Risiko für Depressionen und Angststörungen

Frühere Studien haben ergeben, dass bereits eine einmalige Einnahme von Antibiotika das Risiko für Depressionen und Angststörungen erhöhen kann. Steenbergen fügt hinzu:

„Neben der durch Antibiotika verursachten Störung des Mikrobioms wissen wir auch, dass durch eine Infektion hervorgerufene Entzündungen selbst das Gehirn beeinträchtigen können. Studien haben jedoch gezeigt, dass bei Menschen mit einer Infektion, die mit antimykotischen oder antiviralen Medikamenten behandelt werden, das Risiko einer Depression nicht so stark erhöht ist. Antibiotika könnten also ein kausaler Faktor in der Beziehung zu negativer Stimmung sein. Außerdem wissen wir aus Tierversuchen, dass Antibiotika Symptome von Depressionen hervorrufen können“.

Johnson schloss:

„Dieser Zusammenhang zwischen Antibiotikabehandlung und verstärkter negativer Voreingenommenheit zeigt die enge Beziehung zwischen körperlicher und psychischer Gesundheit. Antibiotika werden häufig verschrieben und sind wichtig für die Behandlung bakterieller Infektionen. Daher unterstreichen unsere Ergebnisse die Notwendigkeit, ihre potenziellen psychologischen Auswirkungen weiter zu untersuchen, insbesondere im Lichte ihrer bekannten Auswirkungen auf das Mikrobiom.“

© Psylex.de – Quellenangabe: Physiology & Behavior (2022). DOI: 10.1016/j.physbeh.2022.113900

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