Systematische Überprüfung der Rolle der Umweltwissenschaften in der Forschung zur psychischen Gesundheit

24.08.2021 Ein vom NERC (Natural Environment Research Council ist der britische Forschungsrat für Umweltforschung) in Auftrag gegebener Bericht befasst sich mit den zunehmenden Belegen für einen Zusammenhang zwischen Umweltfragen und psychischer Gesundheit.
Die psychische Gesundheit wird von komplexen, sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren bestimmt, darunter:
- sozialen
- wirtschaftlichen
- demografischen
- genetischen
- erfahrungsbedingten
- Umweltfaktoren.
Aufgrund dieser komplexen Wechselwirkungen wird allgemein ein ganzheitlicherer Ansatz für den Umgang mit der psychischen Gesundheit entwickelt.
Die von Forschern des James Hutton Institute geleitete Untersuchung konzentrierte sich auf den potenziellen Beitrag, den die Umweltwissenschaft zur Forschung und Innovation im Bereich der psychischen Gesundheit leisten kann.
Zusammenhänge aufzeigen
Die Überprüfung ergab, dass eine Reihe von Forschungsprojekten Zusammenhänge zwischen nachteiligen Umweltfaktoren und psychischen Problemen aufgezeigt haben. So wurden beispielsweise in einer Übersichtsstudie und in einer Reihe von Workshops Zusammenhänge festgestellt zwischen:
- Ölverschmutzung und posttraumatischer Belastungsstörung
- Fluglärm und verzögerter Lesefähigkeit bei Grundschulkindern
- Luftverschmutzung und psychotischen Episoden bei Teenagern.
Gleichzeitig haben sich andere Studien mit den positiven Auswirkungen einer gesunden natürlichen Umwelt auf den Menschen befasst, z. B:
- wie natürliche Flusseinzugsgebiete und Wasserläufe für das kulturelle und gesellschaftliche Wohlbefinden in Indien von entscheidender Bedeutung sind
- wie natürliche Gärten arbeitsbedingten Stress lindern können.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass im Laufe der Jahre zahlreiche Forschungsarbeiten die Umweltwissenschaft und Studien zur psychischen Gesundheit zusammengeführt haben. Es gibt jedoch noch viele Wissenslücken und die Notwendigkeit, mehr zu tun.
Zu den spezifischen Schlussfolgerungen und Empfehlungen des Berichts gehören:
- Die meisten vorhandenen Studien wurden aus der Perspektive der psychischen Gesundheit durchgeführt. Es besteht eindeutig die Möglichkeit, die Umweltwissenschaft und die Forschung zur psychischen Gesundheit stärker zu integrieren, um das Verständnis weiter zu verbessern
- Der Schwerpunkt der Forschung lag bisher mehr auf psychischen Erkrankungen als auf der Erhaltung oder Verbesserung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens. Dies würde wichtige Erkenntnisse für Entscheidungen über unser Lebensumfeld liefern.
- Viele Umwelt- oder Gesundheitsfragen sind komplex, und es besteht ein Bedarf an mehr Forschung, die mehrere Disziplinen einbezieht, ob biomedizinisch, umweltbezogen, sozial, wirtschaftlich oder psychologisch.
- Der Nachweis von Kausalität in der Forschung zur psychischen Gesundheit ist eine Herausforderung. Die Suche nach neuen Wegen für die Forschung, um mit großen Datensätzen zu arbeiten, einschließlich des Wissens, wo sie sich befinden, ihrer Verknüpfung und der gemeinsamen Nutzung von Daten, könnte große Vorteile bringen
- Längerfristige Studien würden uns helfen, die Auswirkungen von Umweltproblemen im Laufe der Zeit zu verstehen – nicht nur nach einem Vorfall – und kausale Zusammenhänge zu erkennen.
Kritisches Verständnis von Wissenslücken
Katherine Irvine, leitende Forscherin für Umweltpsychologie und Naturschutzverhalten am James Hutton Institute, sagte: Im Rahmen der Überprüfung wurde ein umfassendes Scoping durchgeführt, andere systematische Übersichten über frühere Forschungsarbeiten und über 200 Einzelstudien gesichtet und Workshops durchgeführt, in denen 16 Fallstudien ermittelt wurden, die Fortschritte im akademischen Verständnis des Zusammenhangs zwischen Umweltwissenschaft und psychischer Gesundheit zeigen.
Obwohl es eine Fülle von Arbeiten gibt, die sich mit den Zusammenhängen zwischen psychischer Gesundheit und Umwelt befassen, ist ein Großteil davon bruchstückhaft und konzentriert sich auf spezifische Aspekte der Umwelt oder der psychischen Gesundheit. Diese Überprüfung hat ein kritisches Verständnis der Lücken in der Wissensbasis ermöglicht, um Prioritäten für künftige Maßnahmen zu setzen. Eine der vielversprechenden Möglichkeiten, die sich aus dieser Arbeit ergeben, ist die Entwicklung einer Praxisgemeinschaft von Forschern, politischen Entscheidungsträgern und Praktikern, die sich auf einen ganzheitlicheren Ansatz für die Verbindungen zwischen Umwelt und psychischer Gesundheit konzentrieren.
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© psylex.de – Quellenangabe: Valuing Nature – Zum vollständigen Report (engl.)
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