Trennung, Beziehungsende (Psychologie)

Trennung: Frauen leiden mehr, erholen sich aber besser

08.08.2015 Frauen erfahren nach einer Beziehungsauflösung stärkeren emotionalen Schmerz, sie erholen sich aber vollständiger laut einer in der Zeitschrift Evolutionary Behavioral Sciences veröffentlichten Studie.

Emotionale und körperliche Leiden

Forscher der Binghamton University und des University College London ließen 5.705 Teilnehmer aus 96 Ländern ihre emotionalen und physischen Schmerzen nach einer Trennung auf einer Skala von 1 (keine) bis 10 (unerträglich) einstufen. Sie stellten fest, dass Frauen nach Trennungen stärker litten, und über stärkere körperliche als auch emotionale Leiden berichteten.

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Bild: Steve Buissinne

Frauen erreichten im Durchschnitt 6,84 auf der Skala emotionaler Schmerzen, Männer 6,58.

In Bezug auf die körperlichen Leiden kamen die Frauen im Schnitt auf 4,21, die Männer auf 3,75.

Während die Frauen gefühlsmäßig und physisch mehr unter der Trennung litten, zeigten sie aber auch eher eine bessere (vollständigere) Erholung und gingen stärker daraus hervor.

Männer andererseits erholten sich nie ganz – sie machten einfach weiter.

Evolutionsbiologische Gründe

Laut Studienautor Craig Morris sind die Gründe für die Unterschiede evolutionsbiologisch (und psychologisch) bedingt.

Frauen

Frauen haben durch die Wahl der falschen Person mehr zu verlieren.
„Einfach ausgedrückt: Frauen müssen sehr viel mehr in eine Beziehung investieren als ein Mann“, sagte Morris.

Eine kurze romantische Begegnung kann zu neun Monaten Schwangerschaft führen, gefolgt von vielen Jahren Stillzeit, während der Mann buchstäblich Minuten nach der Begegnung ohne weitere biologische Investition ‚die Szene verlassen‘ kann.

Es ist dieses ‚Risiko‘ einer größeren biologischen Investition, die die Evolution im Laufe der Zeit Frauen wählerischer hat werden lassen, einen qualitativ ‚höherwertigen‘ Partner zu wählen. Daher ‚verletzt‘ der Beziehungsverlust mit einem ‚hochwertigen‘ Partner die Frau auch mehr, sagte er.

Männer

Im Gegensatz dazu konkurrieren Männer um die romantische Aufmerksamkeit der Frauen und ein Verlust einer hochwertigen Partnerin ‚verletzt‘ einen Mann zuerst nicht so sehr, sagte Morris.

Der Mann wird den Verlust wahrscheinlich erst tiefer und für einen sehr langen Zeitraum spüren, wenn ihm klar wird, dass er wieder ‚in den Wettbewerb‘ treten muss, um zu ersetzen, was er verloren hat – oder schlimmer: Wenn er realisiert, dass der Verlust unersetzlich ist, sagte er.

Mögliche Folgen von Trennungen

Trennungen können eine große Tragweite haben: Die meisten von uns erleben im Schnitt drei vor dem 30. Lebensjahr, mit mindestens einer, die uns so stark beeinflusst, dass sie unsere Lebensqualität für Wochen oder Monate beeinträchtigt.

„Menschen verlieren ihre Arbeitsplätze, Schüler/Studenten schaffen ihre Prüfungen nicht und einige können extrem selbstzerstörerische Verhaltensmuster nach einer Trennung zeigen“, sagte er. Mit einem besseren Verständnis dieser emotionalen und körperlichen Reaktionen auf die Auflösung einer Beziehung können wir vielleicht Wege finden, die Auswirkungen bei Hoch-Risiko-Personen zu lindern, schloss er.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Binghamton University, University College London, Evolutionary Behavioral Sciences; August 2015

Emotionsgeladene Konflikte weisen auf Beziehungsende

20.03.2016 Eine auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vorgestellte Studie der Technischen Universität Braunschweig untersuchte, ob Stimmhöhe, Blutdruck oder Cortisolniveau das Ende von Beziehungen vorhersagen können.

Dazu werteten die Wissenschaftler in den 1990ern bei 68 Paaren erfasste körperliche Parameter aus (Frequenz der Stimme, Blutdruck, Pulsschlag und Cortisolspiegel), sowie Streit- und Gesprächsverhalten und Videoaufzeichnungen der Konfliktsituationen.

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Bild: Gerd Altmann

Nach 11 Jahren hatten sich ca. 1/3 der Paare getrennt. Es zeigte sich, dass die einzigen sichereren Faktoren für eine Trennung/Scheidung waren:

  • die Sprachgrundfrequenz bei Frauen und
  • der Cortisolspiegel bei Männern.

Je emotionaler die Konflikte ausgetragen wurden, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Paare trennten.

Sind diese beiden Werte erhöht, deutet dies auf emotionale Erregung bei der Austragung der Konflikte, sagt Studienautor Dr. Kurt Hahlweg, Professor für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Diagnostik.
„Die Ergebnisse bestätigen, wie wichtig es für die Stabilität einer Beziehung ist, dass Konflikte nicht zu häufig zu emotional ausgetragen werden.“

Kommunikationstraining EPL

Etwa ein Drittel aller Ehen werden in Deutschland geschieden, worunter nicht nur die direkt Betroffenen sondern vor allem auch deren Kinder leiden, sagte Hahlweg. Deshalb ist es sinnvoll, die Kommunikation in der Beziehung zu trainieren.

Eine Möglichkeit dafür ist zum Beispiel das EPL; ein ‚Partnerschaftliches Lernprogramm‘ zum Kommunikationstraining für ‚junge‘ Paare, das der Verbesserung von Kommunikation und gegenseitigem Verständnis in der Paarbeziehung dient.

Laut Hahlweg – dem Mitentwickler des Programms, konnten einige Studien mit Paaren (11 – 25 Jahre verheiratet) den Erfolg des Programms zeigen: Das Risiko für eine Trennung war deutlich geringer.

Bei Langzeitpaaren zeigte EPL allerdings keine signifikanten Unterschiede, da „Paare, die es mehr als 20 Jahre miteinander ausgehalten haben, zum Großteil auch glücklich miteinander“ sind, sagte er.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Technische Universität Braunschweig, Behavior Research and Therapy, Journal of Family Psychology; März 2016

Online-Stalking und ähnliche digitale Übergriffe nach dem Beziehungsende

11.07.2016 Online-Stalking und ähnliche Handlungen zwischen ehemaligen Partnern nach der Trennung sind häufig und belasten viele Menschen sehr laut einer auf der jährlichen Konferenz der British Psychological Society’s Division of Counselling Psychology veröffentlichten Studie in Brighton.

Studienautorin Lindy Morrison interviewte 1.612 Erwachsene mit Hilfe eines Online-Fragebogens zu Beziehungsende und Online-Verhalten des/der Ex.

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Bild: Dean Moriarty

Online-Nachstellungen wurden als sehr belastend empfunden

Etwa 526 (33 Prozent) der Befragten berichteten, dass sie in den vorherigen 5 Jahren mindestens eine Trennung erlebt hatten. Von diesen sagten 196 (37 Prozent), mindestens ein Ex-Partner hätte ihr/ihm online nachgestellt, wobei es im Schnitt zu vier Übergriffen kam. Mehr als Hälfte (52 Prozent) sagten, sie hätten diese Erfahrungen als sehr oder äußerst belastend empfunden.

Die häufigsten Online-Übergriffe

Die am häufigsten berichteten Erfahrungen waren:

  • 48 Prozent der Ex-Partner hatten eine Online-Nachricht über sie (die befragte Person) versandt oder geteilt, die äußerst scheußlich war;
  • 34 Prozent der Ex-Partner kontaktierten den neuen Partner / die neue Partnerin oder Familie und Freunde online mit der Absicht, sie zu belästigen / unter Druck zu setzen;
  • 28 Prozent der Ex hatten gedroht, Online-Nachrichten über sie zu posten oder zu versenden, die nicht wahr sind;
  • 26 Prozent der Ex hatten gedroht, online etwas zu teilen, das sie nicht geteilt haben wollten;
  • 26 Prozent der Ex benutzten digitale Technologie, um sie zu tracken (verfolgen) oder zu stalken.

Mehr Männer als Frauen (40 Prozent vs. 36 Prozent) berichteten über digitalen Missbrauch nach dem Beziehungsende, aber es gab keine statistische Signifikanz zwischen dem Geschlecht und dem Typ des berichteten Verhaltens. Auch gab es keine deutlichen Zusammenhänge zwischen Alter oder Bildung und der Art des erlebten Verhaltens.

Morrison sagte, es gäbe sehr wenig Forschung über digitale Misshandlungen unter Erwachsenen nach der Beendigung der Beziehung, insbesondere nicht zur Bandbreite der erlebten Übergriffe wie in dieser Studie. Sie startet derzeit eine Studie, die ihre Teilnehmer zu den erlebten digitalen Misshandlungen befragen will, um den Einfluss solcher Erfahrungen zu messen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: British Psychological Society; Juli 2016

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