Mobbing in der Schule

In der Schule

Mobbing in der Schule ist ähnlich dem tyrannisierenden Verhalten am Arbeitsplatz, bloß dass es (meist) unter Schülern in den Bildungseinrichungen stattfindet.

Einzelne Schüler leiden unter herabsetzenden, einschüchternden und isolierenden Handlungen anderer Schüler oder auch Lehrer. Da die Opfer sich hier aber noch in der Entwicklungsphase befinden, sind die Folgen noch verheerender.

Zeiten

Wenn es sich um Drangsalierungen von anderen Schülern handelt, sind die kritischen Zeiten vor allem die Pausen, die unterrichtsfreien Zeiträume und der Hin- und Rückweg von und zur Schule. Die Opfer trauen sich nicht mehr, die Klassenräume zu verlassen oder in unmittelbare Nähe anderer Schüler zu kommen. Sie ziehen sich zurück und bekommen morgens schon Bauchweh beim Gedanken an den Schultag.

Lehrer

Nur etwa jeder dritte Schüler, der unter Mobbing leidet, redet deswegen mit den Lehrern. Manchmal wissen Lehrer also einfach nicht Bescheid. Andererseits gibt es Lehrer, die das gar nicht hören wollen, weil sie nicht wissen, welche Gegenmaßnahmen sie ergreifen könnten.

Sie behaupten einfach, dass es an ihrer Schule „so etwas“ nicht gibt oder dass es sich nur um ganz normale Raufereien handelt, die in diesem Alter üblich sind. Nur jeder vierte Lehrer, der einen Verdacht hat, spricht den entsprechenden Schüler auch darauf an.

Es gibt aber auch Lehrer, die selbst mobben. Einzelne Schüler werden von ihnen gehänselt und/oder benachteiligt. Abfällige äußerungen, Spitznamen, ständige Hervorheben richten die Aufmerksamkeit der ganzen Klasse auf diesen Schüler. Mehr zu den Maßnahmen der Lehrer.

Gegenmaßnahmen – Was tun?

  • Das Thema darf nicht tabuisiert werden und zur Sprache gebracht werden: zwischen den Lehrern, aber auch zwischen Lehrern und Schülern. Offenes Sprechen über die Probleme fördert auch soziale Hilfsmaßnahmen unter den Schülern, da manche das schikanierende Verhalten der Mobber nicht richtig finden, sich aber nicht trauen, Partei für das Opfer zu ergreifen, weil sie Sanktionen befürchten.
  • Die Mobbing-Opfer sollten nicht aus Scham schweigen, sondern zugeben, was die Angriffe ausrichten. Auch die Erziehungsberechtigten müssen informiert werden.
  • Täter und Opfer brauchen soziale Unterstützer, die sie von dem bisherigen Verhalten abbringen.
  • Lehrpersonal muss für die Problematik sensibilisiert werden. Der Schulhof muss mit Spiel- und Ruhezonen, Bewegungs- und Rückzugsmöglichkeiten gestaltet werden, damit die kritische Zeit der Pausen überbrückt werden können. Auch vor dem Beginn und nach dem Ende der Schule müssen Aufsichtspersonen die Geschehnisse im Auge haben.

Anzeichen

Erste Anzeichen, dass ein Kind gemobbt wird, können sein:

  • Schulunlust, Schulangst
  • diffuse morgendliche Symptome wie Bauchschmerzen, Kopfweh und Übelkeit
  • Schlafstörungen, Alpträume und verschiedenste Ängste
  • fehlendes Geld (Zahlungen, um den anderen von seinen Taten abzubringen, Schutzgeld, Erpressung)
  • beschädigte Schulsachen und Kleidung
  • Rückzug, fehlende Freunde und Isolation

Gründe oder Ursachen

Grund oder Ursache für Mobbing kann manchmal die „Andersartigkeit“ eines Schülers sein: seine Herkunft, Schichtzugehörigkeit, Kleidung, besondere Merkmale, zu schlechte oder zu gute Noten. Aber auch sensible und schüchterne Kinder, die sich nicht wehren können, werden oft zu Opfern.

Es gibt auch einen Unterschied zwischen Mädchen als Täter und Jungen. Mädchen benutzen als „Waffe“ eher Kritik an Kleidung und Aussehen, verbale Hänseleien, abfällige Blicke und Ausgrenzen aus der Clique. Jungen neigen eher zu Drohungen, Beschädigung von Schulmaterial und Kleidung, Erpressungen und körperlicher Gewalt.

Besonders im frühen Jugendalter bilden sich verschiedene Cliquen, erst noch getrennt nach Geschlecht. Diese sogenannten peer groups dienen der Identitätsbildung und der Abnabelung vom Elternhaus. Kinder und Jugendliche mit gleichen Interessen bilden Gruppen, die nach außen als Einheit dargestellt werden.

Entweder man gehört dazu und hält sich an die Regeln oder man gehört halt nicht dazu und wird entsprechend ausgegrenzt. Innerhalb dieser Gruppen fühlen die Schüler sich stark und demonstrieren auch gerne diese Stärke nach außen, indem sie gemeinsam über andere spotten. Wer dabei besonders laut und besonders auffällig ist, wird von den anderen als Anführer akzeptiert und genießt uneingeschränkte Bewunderung. Das Auslachen von anderen dient also dem eigenen Prestigegewinn und sichert einen Platz an der Gruppenspitze auf Kosten anderer Schüler.

Folgen

In Deutschland wird etwa jedes 10. Kind gemobbt, was einer Zahl von einer Million Schülern entspricht. Die Folgen für die weitere Entwicklung sind dabei enorm:

  • erlebte Hilflosigkeit und immer wiederkehrende Opferrolle
  • mangelndes Selbstvertrauen
  • negatives Selbstbild
  • Abbruch der Schulausbildung und entsprechende Konsequenzen für die berufliche Laufbahn
  • psychische Krankheitsbilder wie Angststörungen, Depressionen, psychosomatische Störungen und posttraumatische Belastungsstörungen (s.a. Depression und Mobbing)
  • Suizidversuche und vollendeter Suizid

Soziale Ausgrenzung für Heranwachsende schlimmer als offenes Mobbing

04.09.2015 Jugendliche grenzen oft andere aus, um sie ins Abseits zu stellen und sozial zu isolieren, und dadurch ihre eigene Dominanz und Macht in einer Gruppe zu demonstrieren.

Forscher der University of Queensland haben festgestellt, dass soziale Ausgrenzung im Teenageralter schädlicher als direktes Mobbing sein kann.

Studienleiterin Hannah Thomas berichtete in der Zeitschrift Australia and New Zealand Journal of Psychiatry, dass Jugendliche Ausgrenzung verletzender empfinden als besser bekannte Mobbingformen wie Hänseln oder das Verbreiten von Gerüchten.

bullying

Untersuchung der Zusammenhänge

Thomas Studie mit 10.273 High-Schoolschülern der Klassen 7, 9 und 11 untersuchte wie Häufigkeit, emotionale Reaktionen (s.a. Mobbing und die Emotionen) und Formen des Mobbings mit der psychischen Verfassung der Schüler verbunden waren.

„Soziale Ausgrenzung ist ein subtiles Verhalten und zieht deshalb weniger wahrscheinlich eine Reaktion eines Erwachsenen nach sich“, sagte sie. Soziale Exklusion wird manchmal als ein normaler Bestandteil der Schmerzen in gleichaltrigen Beziehungen betrachtet, aber junge Leute empfinden dies als sehr schmerzlich.

Bullying (Mobbing in der Schule) ist, wenn jemand wiederholt negativen Verhalten ausgesetzt wird, das ihn/sie verletzen oder schädigen soll. Es ist nicht Bullying, wenn ein Verhalten einmalig auftritt, sagte Thomas.

Beeinträchtigung von Psyche und Wohlbefinden

Von besonderer Bedeutung ist der Befund, dass soziale Ausgrenzung eine stärkere Verbindung mit der psychischen Not der Jugendlichen und einem schlechteren emotionalen Wohlbefinden zeigte, als die anderen Mobbing-Formen.

Dies kann zu einem länger aufrecherhaltenden Verhalten führen, als andere Formen des Mobbings und macht eine Selbstverteidigung schwieriger, wodurch sich daraus ergebender Stress und Isolation verstärkt werden, sagte Thomas.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse den Ernst solch eines Verhaltens und die Wichtigkeit der Präventionsarbeit.

Die Studie zeigte:

  • 14,3% der Teenager wurden aktiv von ihren Altersgenossen sozial ausgeschlossen,
  • 30,6% wurden gehänselt (oder beschimpft),
  • über 17,9% wurden Gerüchte verbreitet und
  • 10,7% berichteten, dass sie körperlich verletzt wurden.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Queensland, Australia and New Zealand Journal of Psychiatry; Sept. 2015

Tipps / Ratschläge

Zurück zur Schule soll nicht heißen: Zurück zum Bullying

Für einige Kinder bedeutet der Schulbeginn den Anfang von Bullying (engl. Ausdruck für Mobbing in der Schule).

Trotz vieler Versuchen, das Problem zu behandeln, ist Mobbing eine beharrliche Angelegenheit in Lehranstalten, sagt Donna Henderson, Professorin für Beratung und Therapie bei Bullying an der Wake Forest University in Winston-Salem, N.C.

Das Ziel soll eine mobbingfreie Umgebung für Kinder sein. Es ist schwer, weil wir in einer Welt leben, die Gewalttätigkeit, Einschüchterung und Macht(-missbrach) als ‚Währung‘ im Leben akzeptiert, sagte Henderson in einer Universitätspressemitteilung.

Henderson gibt Tipps, damit Eltern ihre Kinder daran hindern, Tyrannen oder Opfer zu werden:

Die Tipps

Fragen Sie Schulpersonal und Lehrer danach, was sie tun können, um Bullying zu verhindern und ziehen Sie Schulen für ihre (Anti-) Mobbing-Politik zur Verantwortung. Achten Sie auf Warnzeichen bei Kinder am Anfang des neuen Schuljahres, wie plötzliche Änderungen im Verhalten und Essensverweigerung. Wenn Sie Mobbing-Verhalten sehen, nennen Sie es Bullying und sagen Sie Ihren Kindern, dass es ein nicht akzeptables Verhalten ist. Erörtern Sie Mobbing mit Ihren Kindern. Verwenden Sie wirkliche Situationen, Nachrichten-Storys, Fernsehprogramme und Filme als Gelegenheiten, um über dieses Verhalten zu reden. Fragen Sie regelmäßig nach Problemen bei Ihren Kinder und gehen Sie sofort auf jedes ein.

Wenn Ihr Kind tyrannisiert wird, kann es ihren Kindern schon helfen, sich besser zu fühlen, wenn Sie sie wissen lassen, dass Sie ihre Verzweiflung verstehen und teilen. Erörtern und/oder spielen Sie (im Rollenspiel) mögliche Reaktionen auf Bullying ein, wie einfach wegzugehen, keine Emotionen zu zeigen, in Gruppen zu bleiben, um zu vermeiden herausgesucht zu werden, und Konfrontation eines Bullys bzw. Mobbers. Versuchen Sie sich selbst zu beurteilen. Wenn Sie Einschüchterung in Ihren Geschäftsbeziehungen bei anderen einsetzen, kann es sein, dass Sie ein Bully-Beispiel für Ihr Kind geben. Oder, wenn Sie von anderen Erwachsenen tyrannisiert werden und nicht dagegen vorgehen, glaubt Ihr Kind, dass dies die Art ist, auf Mobbing zu reagieren.

Quelle: Wake Forest University in Winston-Salem, N.C, Sept. 2011

Auswirkungen von Schulmobbing auf die psychische Gesundheit und Beschäftigung im späteren Leben

18.04.2019 Eine neue Forschungsarbeit zeigt, dass die Folgen von Mobbing für die betroffenen Schüler ein Jahrzehnt lang schwerwiegend sind. Personen, die Opfer von hartnäckigem oder gewalttätigem Mobbing waren, litten unter den schlimmsten Folgen.

Emma Gorman von der Lancaster Universität und Kollegen fanden heraus, dass Mobbing in der Schule das Ausmaß der psychischen Gesundheitsprobleme im Alter von 25 Jahren um 40% erhöhte.

Außerdem stieg die Wahrscheinlichkeit, im Alter von 25 Jahren arbeitslos zu sein um etwa 35%; und für Erwerbstätige verringerte sich das Einkommen um durchschnittlich ca. 2% im Vergleich zu nicht gemobbten Menschen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: IZA

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