Gehirn, Gedächtnis und Schlaf

Die richtige Schlaflänge hält Gedächtnis jung

21.05.2014 Wer zu wenig oder zu viel im mittleren Lebensalter oder später schläft, hat, laut einer aktuellen Studie, ein erhöhtes Risiko für Gedächtnisprobleme, ebenso wie diejenigen, deren Schlafgewohnheiten sich im Laufe der Zeit verändern.

Forscher untersuchten mehr als 15.000 Frauen im Alter von 70 und älter. Die Frauen hatten keine Depressionen oder Schlaganfälle bis zum Beginn der Studie.

Gedächtnis und Schlaf

Zu wenig oder zu viel Schlaf

Teilnehmer, die fünf Stunden oder weniger, oder neun Stunden oder mehr pro Tag – entweder im mittlerem Alter oder im späteren Leben – schliefen, hatten ein schlechteres Gedächtnis als diejenigen, die pro Tag sieben Stunden schliefen. Die Differenz bei der Gedächtnisleistung entsprach fast zwei zusätzlichen Jahren beim Alter, sagten die Forscher.

Schlafveränderungen

Frauen, deren Schlaf sich um mehr als zwei Stunden pro Nacht im Laufe der Zeit veränderte, hatten ein schlechteres Gedächtnis als diejenigen, die keine Schlafveränderungen (s.a. Schlafstörungen) durchmachten, laut der in Journal of the American Geriatrics Society veröffentlichten Studie.

Angesichts der Wichtigkeit sich sein Gedächtnis im späteren Leben zu erhalten, ist es von großer Bedeutung beeinflussbare Faktoren – wie z.B. die Schlafgewohnheiten – zu identifizieren, um dieses Ziel zu erreichen, sagte Elizabeth Devore vom Brigham and Women’s Hospital in Boston, USA.

„Unsere Befunde sagen, dass eine durchschnittliche Dauer von sieben Stunden pro Tag den Erhalt des Gedächtnisses im späteren Leben unterstützt, und dass klinische Behandlungen – basierend auf Schlaftherapie – auf die Prävention mentaler Beeinträchtigungen untersucht werden sollten“, fügte sie hinzu.

Weitere Studien sollten in diesem Bereich unternommen werden, um diese Ergebnisse zu bestätigen und die Mechanismen zwischen der Schlafdauer und dem Gedächtnis zu untersuchen.

© PSYLEX.de – Quelle: Brigham and Women’s Hospital/Journal of the American Geriatrics Society, Mai 2014

Kurzer Schlaf lässt Gehirn schneller altern

05.07.2014 Forscher haben weitere Belege für die Verbindung zwischen Gehirn/Gedächtnis und Schlafdauer gefunden: je weniger ältere Menschen schlafen, desto schneller altert ihr Gehirn.

Schlaf

Diese – im Kontext einer rasch alternden Gesellschaft – so wichtigen Ergebnisse der in SLEEP publizierten Studie, ebnen den Weg für zukünftige Forschungsarbeiten zu Schlafmangel und seinem Beitrag zu kognitivem Rückgang (einschließlich Gedächtnisproblemen, Demenz).

Vorherige Forschungsergebnisse haben die Auswirkung der Schlafdauer auf kognitive Funktionen bei älteren Erwachsenen untersucht. Obwohl eine schnelle Vergrößerung der Hirnventrikel (mit Hirnwasser gefüllte Hohlräume im Gehirn) ein Marker für kognitiven Abbau und die Entwicklung von neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer ist, sind die Effekte des Schlafs auf diesen Marker noch nicht gemessen worden.

Die Studie der Duke-NUS Graduate Medical School Singapore (Duke-NUS) überprüfte die Daten von 66 älteren chinesischen Erwachsenen der Singapore-Longitudinal Aging Brain Study. Die Teilnehmer unterzogen sich alle zwei Jahre strukturellen MRT Gehirnscans, die Gehirnvolumen und neuropsychologisch die kognitiven Funktionen maßen. Außerdem wurde ihre Schlafdauer durch einen Fragebogen festgehalten.

Diejenigen, die weniger (kürzere Schlafdauer) schliefen, demonstrierten eine schnellere Vergrößerung der Hirnventrikel und einen Rückgang der kognitiven Leistungen.

„Unsere Befunde stellen eine Verbindung zwischen wenig Schlaf (kurze Schlafphasen) und einem Marker für die Gehirnalterung her“, sagte Dr. June Lo von der Duke-NUS. „Bei Tests in anderen Studien wurde festgestellt, dass sieben Stunden Schlaf pro Tag bei Erwachsenen für eine optimale Leistung auf Computer-basierten kognitiven Tests sorgten.

In den kommenden Jahren hoffen wir, festzustellen, was gut für die kardiometabolische und langfristige Gesundheit des Gehirns ist“, fügte Professor Michael Chee, Senior-Autor und Direktor des Zentrums für kognitive Neurobiologie der Duke-NUS, hinzu.

© PSYLEX.de – Quelle: SLEEP/Duke-NUS Graduate Medical School Singapore, Juni 2014

Gedächtnisverzerrungen durch Schlafmangel

23.07.2014 Schlafmangel, inzwischen ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, kann auch zu Fehlern im Gedächtnis führen, laut einer neuen Studie von Forschern des Sleep and Learning Lab der Michigan State Universität.

Gedächtnisverzerrungen durch Schlafmangel

Die Studie – in der Zeitschrift Psychological Science veröffentlicht – fand heraus, dass über Nacht wachgehaltene Teilnehmer mit größerer Wahrscheinlichkeit sich an weniger Details der ihnen gezeigten Fotos zu einem simulierten Einbruch erinnerten.

Ein verzerrtes Gedächtnis kann ernste Folgen in Bereichen wie z.B. dem Strafrecht haben, in dem fehlerhafte Augenzeugenberichte die führende Ursache für Fehlverurteilungen (in den Vereinigten Staaten) sind.

„Wir stellten fest, dass Gedächtnisverzerrungen nach einem Schlafentzug stärker sind“, sagte Kimberly Fenn von der MSU. „Und die meisten Menschen bekommen immer weniger Schlaf.“

Die Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC Gesundheitsbehörden der USA) halten ungenügenden Schlaf inzwischen für eine Epidemie und sagen, dass er mit Fahrzeugunfällen, industriellen Katastrophen und chronischen Krankheiten wie Hypertonie und Diabetes verbunden ist.

Die Forscher führten Versuche im MSU und der University of California, Irvine durch, um die Wirkung von Schlafmangel auf das Gedächtnis abzuschätzen.

Die Ergebnisse: Teilnehmer, die für 24 Stunden wach gehalten wurden – und selbst die, die fünf oder weniger Stunden schliefen – verwechselten mit größerer Wahrscheinlichkeit Details der Ereignisse als Teilnehmer, die gut geschlafen hatten.

Menschen, die wiederholt wenig Schlaf in der Nacht bekommen, können auf lange Sicht für diese Formen der Gedächtnisverzerrung noch anfälliger sein, sagte Fenn. „Das Risiko besteht nicht nur für Leute, die eine ganze Nacht nicht schlafen.“

© PSYLEX.de – Quelle: Psychological Science / University of California / Michigan State Universität, Juli 2014

Kurzer Tagesschlaf kann die Gedächtnisleistung einer Gehirnhälfte verschlechtern

06.05.2018 Ein Mittagsschläfchen fördert falsche Erinnerungen in einem Gedächtnistest laut einer im Fachblatt Neuropsychologia veröffentlichten psychologischen Studie.

John Shaw und Professor Padraic Monaghan vom Fachbereich Psychologie der Lancaster Universität beobachteten, dass Schlaf falsche Erinnerungen in einem Gedächtnisleistungstest nach einem Mittagsschläfchen beeinflusste.

Gedächtnistest: Schläfer vs. Nicht-Schläfer

Sie testeten zwei Gruppen, wobei die eine bis zu 1 Stunde 45 Minuten schlief, während die andere Gruppe wach blieb.

Beide Teilnehmergruppen sollten sich auf einen zentralen Fixierungspunkt auf einem Computerbildschirm konzentrieren, während 48 Testwörter links oder rechts vom Punkt erschienen. Die Probanden wurden dann angewiesen, eine Ja- oder Nein-Taste zu drücken, je nachdem, ob sie das Wort zuvor gesehen hatten oder nicht.

Die Testwörter enthielten Listen mit einander verwandten Wörtern wie „Bett, Ruhe, wach, müde, Traum, Schlummer, Nickerchen, Schnarchen“.

Im Gedächtnistest sollten sich die Teilnehmer an Wörter erinnern bzw. die erkennen,

  1. die Teil der ursprünglichen Liste waren (also bereits gesehene – alt),
  2. die nicht Teil der Liste waren (noch nicht gesehene – neu) oder
  3. nicht zuvor gesehen wurden, aber mit dem Thema der Liste zusammenhingen (noch nicht gesehene Köder-Wörter z.B. „Schlaf“).

Die Tagesschlaf-Gruppe identifizierte wesentlich häufiger zuvor noch nicht gesehene Wörter als ‚bereits gesehen – alt‘, weil sie dachten, sie hätten sie schon einmal gesehen – obwohl dies nicht der Fall war.

Merkwürdigerweise schien der Schlaf das Gedächtnis nur in einer Hälfte des Gehirns zu beeinflussen.

Rechte Hirnhälfte arbeitete nach Schläfchen fehlerhafter

Der Schlaf beeinflusste die rechte Hemisphäre des Gehirns, wobei diese Hirnhälfte ‚ermutigt‘ wurde, mehr der ungesehenen Köder-Worte zu akzeptieren als die linke Hemisphäre. Dieser Effekt wurde in der wach gebliebenen Gruppe nicht beobachtet.

Der kurze Schlaf erhöhte insgesamt das Erkennen von falschen Erinnerungen, wobei dies je nach Hemisphäre variierte, auf die während des Abrufs zugegriffen wurde. Die rechte Gehirnhälfte war anfälliger für falsche Erinnerungen und die linke Hälfte erwies sich als resilienter gegenüber der Akzeptanz der ungesehenen Köder-Wörter, fassen die Psychologen zusammen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Lancaster Universität; Neuropsychologia (2017). DOI: 10.1016/j.neuropsychologia.2017.11.002

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