- Bindungstypen bei Kindern
- Bindungsstile bei Erwachsenen
- Entwicklung des Bindungsverhaltens
- Bindungstypen in der Partnerschaft
- Bindungsunsicherheit / Beziehungszufriedenheit
- News, Forschung dazu
Kinder
Die Psychologie unterscheidet bei Kindern vier Bindungstypen:
- Sicherer Bindungstyp (B-Typ): emotional offen; drückt Gefühle aus;
- Unsicher-vermeidender Bindungstyp (A-Typ): Pseudounabhängigkeit von Bezugsperson; zeigt vermeidendes Verhalten im Sozialkonkakt, Stress-Kompensation durch Spielen mit Spielzeug;
- Unsicher-ambivalenter Bindungstyp (C-Typ): widersprüchlich-anhänglich;
- Desorganisierter Bindungstyp (D-Typ): desorganisierte Verhaltensweisen (keine Emotionen, Erstarrung, Schaukelbewegungen, Dreh- u.a. stereotype Bewegungen).
Erwachsene
Die Psychologie unterscheidet bei Erwachsenen fünf Bindungsstile:
- Autonomer Bindungsstil (free-autonomous oder F-Typ): charakterisiert durch Selbstvertrauen, Frustrationstoleranz, Respekt und Empathie; haben häufiger sicher gebundene Kinder (Sicherer Bindungstyp – B-Typ);
- Distanziert-beziehungsabweisender Bindungsstil (dismissing oder D-Typ): Verdrängung oder Idealisierung der eigenen Kindheit bzw. Eltern, obwohl wenig bis keine Erinnerungen da sind; zeigen Unabhängigkeitsbestreben, eigene Stärke, drücken eher weniger Emotionen aus; haben eher vermeidend-gebundene Kinder (A-Bindung).
- Präokkupiert-verstrickter Bindungsstil (entangled-enmeshed oder E-Typ): durch Erinnerungen an die eigene Kindheit belastet; pendeln zwischen Gefühlen wie Wut und Idealisierung bezüglich Kindheit; Abhängigkeit zu Bindungspersonen; sehnen sich nach Zuwendung und Wiedergutmachung; haben eher unsicher-ambivalente Kinder (C-Bindung)
- Bindungsstil mit unverarbeitetem Objektverlust (unresolved oder U-Typ): leidet unter unverarbeitete Erfahrungen (z.B. Misshandlung, Missbrauch); haben eher desorganisierte Kinder (D-Bindung)
- Nicht klassifizierbarer Bindungsstil (Cannot classify oder CC-Typ): zeigt Kennzeichen von distanziertem und präokkupiertem Bindungstyp (Wechsel); oft schwerwiegende Traumata; negative Bindungseinstellung; unvereinbare Strategien des Denkens und Verarbeitens.
Entwicklung des Bindungsverhaltens
Reaktionen der Mütter auf Distress des Babys verbunden mit Entwicklung des Bindungsverhaltens
22.08.2017 Die Sicherheit der Bindung zwischen Säugling und Mutter zu etablieren, ist wichtig für die Entwicklung der Kinder. Obwohl die meisten Babys sichere Bindungsbeziehungen zu ihren Müttern herstellen, entwickeln etwa 40% der Säuglinge unsichere Bindungen.
Wobei einige unsicher-vermeidende Bindungen entwickeln (drücken weniger negative Emotionen aus und vermeiden den Kontakt mit ihrer Mutter, wenn sie Angst haben oder unsicher sind) und andere unsicher-resistente (auch ängstlich-widerstrebend oder unsicher-ambivalent genannt) Bindungen (wenn sie emotional überwältigt und untröstlich sind) entwickeln. (s.a. Bindungsstile bei Kindern)
Emotionale und physiologische Reaktionen der Mütter
Diese Säuglinge können später im Leben große emotionale Probleme bekommen. Eine neue in Child Development publizierte Studie untersuchte, welche Faktoren Vermeidung, Unsicherheit und Ambivalenz der Säuglinge vorhersagen, indem sie genauer darauf schauten, wie die Mütter physiologisch und emotional auf Distress (psychische Belastung) ihrer Kinder reagierten.
Bild: Alexas_Fotos (pixabay)
Kennt man die Faktoren, die zur Vermeidung und Resistenz von Säuglingen beitragen, ist es leichter effektive Interventionen einzuleiten, die die Bindungssicherheit der Babys fördern, was wiederum eine positive Entwicklung des Kindes begünstigt, bemerkte Studienautorin Ashley M. Groh von der psychologischen Fakultät der Universität Missouri (Columbia).
Respiratorische Sinusarrhythmie
Die Forscher untersuchten die respiratorische Sinusarrhythmie (RSA – atemsynchrone Schwankung der Herzfrequenz; bei Einatmung erhöht sich die Herzfrequenz, bei Ausatmung sinkt sie wieder) der Mütter bzw. die Variabilität ihrer Herzfrequenz über den Atemzyklus, während sie mit ihren gestressten Babys im Alter von 6 Monaten interagierten.
Senkt sich die RSA, wenn sie mit einer Herausforderung – wie einem weinenden Baby – konfrontiert werden, spiegelt dies eine bessere physiologische Regulation wider, die aktiv mit der Herausforderung umgehen kann. Die Psychologen untersuchten auch, wie die Mütter emotional reagierten, wenn sie mit ihren Kindern umgingen.
Fremde-Situations-Test
Sechs Monate später, als die Babys 12 Monate alt waren, beurteilten die Forscher die Bindungstypen der Säuglinge zu ihren Müttern mit dem Fremde-Situations-Test (FST) oder auch Fremde Situation genannten Test (englisch: ‚Strange Situation Test‘), der die Beziehung zwischen Kind und Mutter bezüglich der Kriterien für eine sichere Bindung testet.
Säuglinge durchlaufen in diesem Test eine Reihe von Trennungen und nachfolgenden Wiedervereinigungen mit ihren Müttern, wobei das Verhalten eines Kindes, wenn es wieder mit seiner Mutter vereint ist, über den Bindungstyp Auskunft gibt.
Nach der Wiedervereinigung mit ihren Müttern ignorieren z.B. unsicher-vermeidende Säuglinge ihre Mütter, während unsicher-ambivalente Säuglinge sich sehr aufregen und gleichzeitig die Nähe ihrer Mütter suchen und widerstrebend reagieren.
Geringere physiologische Reaktion: eher vermeidende Kinder
Ergebnisse aus dieser Studie zeigten, dass Mütter mit geringeren Reduktionen beim RSA – d.h. geringerer physiologischer Regulation – wenn sie mit ihren gestressten Säuglingen interagierten (6 Monate später), eher vermeidende Säuglinge nach 12 Monaten hatten.
Solche physiologische Reaktionen könnten die Fähigkeit der Mütter untergraben, mit psychologischen Belastungen ihrer Kinder fertig zu werden. Ihre Babys könnten sie als weniger verlässliche Quellen für Wohlbefinden und Sicherheit betrachten und letztlich weniger wahrscheinlich ihre Mütter aufsuchen, wenn sie aufgeregt oder unsicher sind.
Emotional neutraler: eher resistentes Kind
Mütter, die emotional neutraler waren (im Vergleich zu Müttern, die emotional positiver waren), wenn ihre Säuglinge (6 Monate) gestresst waren, hatten eher resistente Säuglinge nach 12 Monaten.
Dies deutet darauf hin, dass eine emotional gedämpfte Reaktion von einer Mutter bei einem psychisch beunruhigten Kleinkind dazu führen könnte, dass ein Säugling seinen emotionalen Stress nicht oder in erhöhtem Maße ausdrückt, sagen die Psychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Missouri (Columbia); Child Development; Aug. 2017
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